71. Berlinale startet heute digital: Eine Notlösung

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Berlinale
Foto: Andreas Teich, Berlinale 2015

Die 71. Internationalen Filmfestspiele Berlin starten heute in digitaler Form. Als zweigeteilte Berlinale ist in diesem Jahr alles anders bei Deutschlands größtem Film-Event.

Keine Stars, kein roter Teppich, kein Blitzlichtgewitter, keine Autogramme, kein Applaus, keine Buhrufe, kein Übernachten an Ticketschaltern. Die Pandemielage hat bekanntlich auch die Berlinale zum Handeln gezwungen. Bereits Ende des vergangenen Jahres wurde deutlich, dass die 71. Ausgabe eines der größten Filmfestivals der Welt nicht in gewohnter Form stattfinden kann. An volle Kinosäle ist weiterhin nicht zu denken. Ein harter Schlag für eine Veranstaltung, die sich vor allem als Publikumsfestival versteht. Herausgekommen ist nun eine Hybrid-Veranstaltung, die das Bestmögliche aus der derzeitigen Situation ziehen will, um der internationalen Filmbranche und dem künftigen Publikum neue Stoffe zu präsentieren.

Vom ersten bis zum fünften März findet die Berlinale vorerst als Industry Event statt. Bedeutet: Branchenvertreter und Presse dürfen das Filmprogramm größtenteils online sichten. Das Publikum muss derweil bis zum Sommer warten, wenn die Berlinale dann noch einmal als Live-Event stattfinden will. Damit verwandelt sich das Festival in diesem Jahr leider zunächst in eine recht elitäre Veranstaltung für einen kleineren Kreis. Das Publikum muss sich vorerst mit Kritiken und Trailern begnügen. Wann es die Filme öffentlich zu sehen gibt, steht aufgrund der Pandemie in den Sternen.

Keine Festivalstimmung

Programmleiter Mark Peranson verteidigte jüngst in einem Interview mit der NZZ die Online-Lösung damit, dass Filmeinkäufer und Pressevertreter es ohnehin gewohnt seien, Filme auf kleinen Bildschirmen zu schauen. Nun, das mag in gewisser Weise stimmen. Nichtsdestotrotz ist dieses Übergangsformat nicht mehr als eine Notlösung. Begegnung, Austausch und Kontroversen fehlen beim Glotzen im stillen Kämmerlein. Jeder sieht und schreibt vor sich hin. Unmittelbare Reaktionen im Aufeinandertreffen von Branche, Presse, Filmfans und Stars, die fehlen komplett.

Ob so mancher Film mit der Hybridlösung eine ähnliche Aufmerksamkeit bekommen wird, ist durchaus fraglich. Man konnte das bereits bei anderen Festivals beobachten, die in letzter Zeit online stattfinden mussten. Die Kurzlebigkeit bestimmter Filme wird durch das Fehlen von öffentlichen Kinovorstellungen leider verstärkt. Heißt es nun: Daumen drücken, dass wenigstens das Live-Event im Juni nach Plan stattfinden kann.

Die Berlinale-Leitung Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian

Wichtige Plattform

Pressevertreter aus aller Welt hat man für die Online-Ausgabe in dieser Woche dazugeholt, um den Filmen schon jetzt eine öffentliche Plattform bieten zu können. Kein leichtes Unterfangen, wenn in diesem Fall nebulöser denn je scheint, wann Leserinnen und Leser die Filme überhaupt zu Gesicht bekommen können, wie lange denn die Vorfreude auf die Kinostarts geschürt werden soll. Andererseits ist dieses Industry Event fast unabdingbar für den Markt.

Die Filme des Festivals müssen, sofern nicht bereits geschehen, verkauft werden, um in die Kinos zum Publikum zu gelangen. Insofern ist die Berlinale ein ungeheuer wichtiger Knotenpunkt, gerade für kleinere Arthouse-Titel, die es abseits solcher Festivals nicht leicht haben. Reaktionen von Presse und vor allem Premierenpublikum waren für mögliche Kinostarts immer von immenser Bedeutung. In diesem Jahr wird alles schwieriger.

Interessantes Programm

Aber um nicht nur das Finstere zu sehen: Trotz der Umstände ist der Berlinale gelungen, ein durchaus vielversprechendes Programm mit großen Namen auf die Beine zu stellen. 166 Filme werden gezeigt. Bedeutend weniger als sonst, aber immer noch eine beachtliche Anzahl. 15 davon konkurrieren im Wettbewerb um den Goldenen Bären. Die Jury, die in diesem Jahr aus früheren Preisträgern besteht, wird die Filme in dieser Woche im Kino sichten. Am Ende des Branchenevents will man die Gewinner verkünden. Die glamouröse Preisverleihung soll dann im Sommer stattfinden.

Unter den Wettbewerbsfilmen finden sich etwa der neue Film von Céline Sciamma („Portrait einer jungen Frau in Flammen“) oder auch die deutschen Produktionen „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Dominik Graf) nach Erich Kästner oder „Nebenan“, das Regie-Debüt von Daniel Brühl. Die beiden letztgenannten Titel sind die einzigen Filme im Wettbewerb, die nicht online gezeigt werden. Prominente Kinostarts sind hier quasi ohnehin sicher. Rechteinhabern war es generell freigestellt, ob sie ihre Filme digital anbieten oder noch auf den Sommer warten.

Für die beiden deutschen Filme wolle man diversen Medienberichten zufolge auf Pressevorführungen in Kinos ausweichen. Weil sie eben auf die große Leinwand gehören, war hier und da herauszulesen. Naja, wahrscheinlich würden die wenigsten Filmschaffenden aus dem Berlinale-Programm das Gegenteil über ihre Werke behaupten.

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Jede Menge Stars

Neben den Filmen in den verschiedenen Sektionen wird die Berlinale auch in diesem Jahr einige Serien präsentieren. Darunter beispielsweise die HBO-Max-Serie „It’s a Sin“ über die Aids-Krise in den 80er Jahren. Oder auch David Schalkos „Ich und die Anderen“ mit Tom Schilling, Sophie Rois und Lars Eidinger, die bei Sky ihre Premiere feiern wird.

Ein großer Star-Auflauf wäre der Berlinale in diesem Jahr sicher gewesen. Neben der deutschen Prominenz tummeln sich Stars wie Jodie Foster, Benedict Cumberbatch, Tina Turner, Michael Caine und Michelle Pfeiffer im Programm, die unter gewöhnlichen Umständen sicherlich in der Hauptstadt angereist wären. Vielleicht in einigen Monaten.

DIGITAL FERNSEHEN wird in den kommenden Tagen ausführlich über das Film- und Serien-Programm der 71. Berlinale berichten.

Bildquelle:

  • berlinaleleitung: Alexander Janetzko/ Berlinale 2019
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