Brad Pitt kommt vielleicht mit seiner Verlobten Angelina Jolie. Robert Pattinson, Kristen Stewart, Nicole Kidman und Bruce Willis werden ebenfalls erwartet. Wo? Beim Internationalen Filmfestival in Cannes.
Marilyn Monroe hat die Augen leicht geschlossen, ihre Haare glänzen platinblond und vor sich hält die Hollywoodlegende einen Kuchen. Auf dem brennt eine einzige Kerze, die Monroe gerade auspusten will. Das alles ist auf einem schwarz-weißen Bild zu sehen, das in diesem Jahr das offizielle Plakat der Internationalen Filmfestspiele Cannes ziert.
Nicht ohne Grund, immerhin feiert das Festival sein 65-jähriges Bestehen. Zeit für Glückwünsche der internationalen Filmstars – und auch zum Innehalten. „Cannes muss neuen Ideen gegenüber offen sein und gleichzeitig natürlich seiner Geschichte treubleiben“, erklärt Festivalleiter Thierry Frémaux. Nur indem das Festival ständig analysiert und hinterfragt werde, könne man es auf so hohem Niveau fortsetzen.
Wer sich das diesjährige Wettbewerbsprogramm anschaut, wird darin allerdings wenig neue Namen finden. Viele der Regisseure – alles nur Männer, wohlgemerkt! – sind 60 Jahre oder älter, und fast alle Beiträge stammen von Filmemachern, die in Cannes keine Unbekannten, sondern seit Jahren eng mit dem Festival verbunden sind. Wie der Brite Ken Loach Loach, der an der Mittelmeerküste bereits mehrere Preise gewann. Ebenso „Das weiße Band“-Regisseur Michael Haneke, der Iraner Abbas Kiarostami, der französische Altmeister Alain Resnais, der Kanadier David Cronenberg, um nur einige zu nennen.
Festivalleiter Frémaux scheint damit auch im Jubiläumsjahrgang vor allem auf Altbewährtes zu setzen. Und auf große Schauspieler, denn die kommen fast wie selbstverständlich in Scharen zum größten und wohl glamourösesten Filmfest der Welt: Brad Pitt, Robert Pattinson und Nicole Kidman werden ihre Filme vorstellen. Reese Witherspoon, Gary Oldman, Kristen Stewart und Kylie Minogue stehen ebenfalls auf den Gästelisten. Schon beim Eröffnungsfilm „Moonrise Kingdom“ von Wes Anderson werden am kommenden Mittwoch wohl Bruce Willis, Bill Murray und Tilda Swinton für ein aufgeregtes Blitzlichtgewitter am roten Teppich sorgen.
Bis zum 27. Mai folgen weitere Werke mit starker US-Präsenz: Brad Pitt gibt in dem Gangsterstück „Killing Them Softly“ einen Ermittler auf Rachezug – Vollbart und Riesenwaffe inklusive. In der Romanverfilmung „Cosmopolis“ versucht dagegen „Twilight“-Star Robert Pattinson weiter gegen sein Vampir-Image anzugehen: In dem Werk von David Cronenberg gibt er einen jungen, gefühlskalten Multimillionär, der sich durch Manhattan treiben lässt, Geld verzockt und Frauen verführt. Pattinsons „Twilight“-Kollegin Kristen Stewart ist in der Jack-Kerouac-Verfilmung „On the Road“ zu sehen.
Das europäische Kino sorgt hingegen mehr für die politischen und gesellschaftskritischen Akzente. So erzählt der Italiener Matteo Garrone, Regisseur des Mafiafilms „Gomorrha“, eine Satire über den Wahn der Menschen, im Reality-Fernsehen wie „Big Brother“ auftreten zu wollen, und Ken Loach nimmt sich erneut eine Geschichte über Menschen am Rande der Gesellschaft vor. Auch erste Bilder von Jacques Audiards „Rust and Bone“ lassen auf ein intensives Drama mit wunderschönen Bildern hoffen: Oscarpreisträgerin Marion Cotillard spielt eine Frau, die bei einem Unfall ihre Beine verliert und durch einen eigentlich sehr gegensätzlichen Mann zurück ins Leben findet.
Deutsche Filme sind dieses Mal nicht im Wettbewerb zu sehen, dafür wollen gleich zwei Österreicher die neunköpfige Jury mit Nanni Moretti, Diane Kruger und Jean-Paul Gaultier überzeugen: Bei Michael Haneke dreht sich dieses Mal alles um „Liebe“ – ein intimes, auf Französisch gedrehtes Porträt eines älteren Ehepaares. Ulrich Seidl hingegen thematisiert in „Paradies: Liebe“ die Ausbeutung Afrikas durch Europa, dargestellt an einer weißen Frau, die sich in Kenia einen jungen Liebhaber nimmt.
Auch der in Hamburg lebende Fatih Akin schlägt politische Töne an. Seine Doku „Müll im Garten Eden“ wird zwar außer Konkurrenz gezeigt, bringt aber den Kampf eines türkischen Dorfes gegen eine Mülldeponie auf die Leinwand. Große Regienamen, strahlende Hollywoodprominenz und spannende Themen – eigentlich keine schlechte Mischung für eine 65 Jahre alte Festivaldame![Aliki Nassoufis]
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