Zum „Muttertag“: Blutiger „Polizeiruf“ in der Provinz

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Tristesse statt Idylle: Im dritten Fall muss das neue Brandenburger „Polizeiruf“-Duoausgerechnet am „Muttertag“ in einem Mordfall ermitteln. Dabei vermittelt der Fall glaubwürdig das triste Bild einer von Arbeitslosigkeit geprägten Region.

In einem märchenhaften Wald bei Stettin wird die Leiche eines Mannes gefunden, er wurde dort erschlagen. Zeugen berichten von einem Auto mit deutschem Kennzeichen am Tatort. Ein Fall für das deutsch-polnische Ermittlerteam im polnischen Swiecko. Ihrer dritter Einsatz im neuen Brandenburger „Polizeiruf 110“ führt die Ermittler Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) und Olga Lenski (Maria Simon) weit weg von Grenzkriminalität wie Autodiebstahl und illegale Einwanderung und tief in brandenburgische Tristesse. Das Erste sendet die „Polizeiruf“-Folge „Muttertag“ am kommenden Sonntag um 20.15 Uhr.
 
Im fiktiven brandenburgischen Wüsterow nahe der polnischen Grenze lebt die junge Sabrina Uhl, die mit dem erschlagenen polnischen Tischler ein Verhältnis gehabt haben soll. Groß-Ziethen an der Grenze zur Uckermark bietet die reale Dorfkulisse. Sabrinas Mutter meldet die junge Frau kurz nach der Entdeckung im Wald bei Stettin als vermisst. Und so machen sich Raczek und Lenski auf eine nächtliche Fahrt nach Wüsterow – dort landet das ständig streitende Ermittlerpaar unfreiwillig im Doppelbett.

Doch nicht die langsame Annäherung im Ermittlerteam steht im Mittelpunkt der Erzählung von Drehbuchautorin Anika Wangard und Regisseur Eoin Moore. Es ist das karge Leben der Bewohner, die existenzielle Not mit prekärer Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Nur alle zwei Stunden führt per Bus der Weg hinaus aus diesem grauen Straßendorf, in dem sich die Bewohner zunehmend gegenseitig belauern.
 
Schnell fällt der Verdacht auf den jungen Enno Schoppe (Anton Spieker), ein guter Freund von Sabrina und möglicherweise mehr als das. Doch der junge Mann und seine besorgte Mutter (Kathleen Gallego Zapata) schweigen beharrlich. Als die Mutter eine grausige Entdeckung macht, wird sie zur Schlüsselfigur der Ermittlungen in Mordfällen mit allzu menschlichen Motiven.
 
Mit „Muttertag“ ist dem Brandenburger „Polizeiruf 110“ sehr pointiert die Abkehr vom zuvor ermittelnden Dorfpolizisten Horst Krause gelungen. Auch Krauses Brandenburg war die ländliche Region, allerdings meist in den bunten Farben der warmen Jahreszeit. Raczek und Lenski ermitteln dagegen im trüben November, wenn die Touristen, die finanzkräftigen Berliner und die letzten Vogelschwärme ihre Sommerfrische längst verlassen haben.
 
Damit vermittelt „Muttertag“ ein realistisches Bild von Brandenburg in den so genannten berlinfernen Regionen. Auch wenn dies den Tourismusmanagern sicher nicht gefällt, wird der „Polizeiruf“ damit seinem Anspruch wieder gerecht. Allein die gemeinsame Ermittlung mit den polnischen Kollegen kommt diesmal nicht zum Zug – anders als in den ersten beiden Fällen um Autodiebstahl und tschetschenische Flüchtlinge sind Raczek und Lenski in der Brandenburger Pampa auf sich allein gestellt.

[Klaus Peters/buhl]

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