Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) will weniger Talkshows in der ARD. Das Aufsichtsgremium forderte in einem Beschluss die „konsequente Reduzierung der Talksendungen. Zu viele Überschneidungen von Themen und Gästen machen nach Meinung der Verantwortlichen eine Neuausrichtung notwendig.
„Der Rundfunkrat hat ja schon, als die fünf Talkshows gestartet sind, die Sorge geäußert, dass das zu viel sein könnte“, sagte die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi am Dienstag in Köln. „Diese Bedenken haben sich bestätigt.“ Erst im Herbt 2011 war in der ARD mit der Verpflichtung von Günther Jauch für den Sonntagabend die neue Talkschiene mit fünf Sendungen pro Woche gestartet – schon damals hatte es Kritik gegeben.
Die Zahl der Themen und Gäste gebe so viele Talkshows nicht her, sagte Hieronymi. In der Summe sei das einfach zu viel. Die Programm-Macher müssten nun selbst prüfen, auf welche Weise man die Zahl der Sendungen am Besten verringern könne. Es müsse nicht in jedem Fall darauf hinauslaufen, dass ein Format gestrichen werde. Denkbar sei zum Beispiel auch, dass nicht jede Talkshow jede Woche auf Sendung gehe, sondern dass man sich abwechsle. Das sei bei den politischen Magazinen in der ARD ja auch so, sagte Hieronymi.
In dem Beschluss des Rundfunkrats heißt es außerdem, nach der Reduzierung der Talkshows müssten die verbleibenden Sendungen in Form und Inhalt eindeutig voneinander abgegrenzt werden. „Beispielsweise könnte sich ein Format auf Vier-Augen-Gespräche konzentrieren, ein anderes auf Wirtschaftsthemen.“ Das „Format Talk“ bedürfe insgesamt innovativer Ideen. Oft seien Dokumentationen besser geeignet, Themen differenziert und umfassend zu behandeln.
Falsch ist es nach Überzeugung des Rundfunkrats, immer nur auf die gerade aktuellsten Themen zu setzen. „Dadurch wird die mögliche Themen- und Gästevielfalt unnötig eingeengt“, kritisierte der Rundfunkrat. Die Redaktionen sprächen sich untereinander nicht genug ab. „Eine Wiederholung der immer gleichen Positionen in minimaler Abwandlung ist zu vermeiden. Die Sendungen sollten einen Mehrwert und Erkenntnisgewinn vermitteln.“
Der Rundfunkrat mahnte auch eine engere Abstimmung mit dem ZDF an, um die zeitliche Kollision von Talkshows zu vermeiden. „Eine solche Dopplung ist nicht im Sinne der Gebührenzahler.“ ARD und ZDF müssten gemeinsam ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen.
Zurzeit gibt es im „Ersten“ fünf abendliche Talkshows: „Günther Jauch“, „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg, „Beckmann“, „Menschen bei Maischberger“ und „Anne Will“. [ar/dpa]
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