Zu viel Brutalität im öffentlich-rechtlichen Fernsehen

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die am gestrigen Sonntag ausgestrahlte Folge der ARD-Serie „Tatort“ ruft bei Medienexperten und Politikern die Forderung nach einer einheitlichen Kontrolle des Jugendschutzes bei den Sendern hervor.

In der Sendung „Abschaum“ sterben insgesamt 14 Menschen, in der Schlussszene gibt es ein regelrechtes Massaker. Der CSU-Politiker Peter Gauweiler sagte der „Bild am Sonntag“, es sei ein Skandal, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden könne, was im Privatfernsehen verboten wäre.
 
Während die Privatsender von der unabhängigen Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) auf die Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen überwacht werden, sind bei ARD und ZDF die jeweiligen Rundfunkräte zuständig. Diese Gremien tagen nur selten und geheim und erlassen lediglich Leitlinien. FSF-Chef Joachim von Gottberg sagte der „Bild am Sonntag“: „Es gab schon mehrfach ‚Tatort‘-Sendungen, die wir verboten hätten, wenn ein Privatsender sie vor 22.00 Uhr gezeigt hätte.“ Bis zu dem Zeitpunkt müsse das Programm laut Gesetz für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren uneingeschränkt geeignet sein.
 
Der für den jüngsten „Tatort“ zuständige Rundfunkrat, der Bremer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernd Neumann, sagte dem Blatt: „Die Öffentlich-Rechtlichen tragen in Sachen Gewaltdarstellung einen Heiligenschein, den sie nicht verdient haben“. Beim „Tatort“ werde deutlich, dass es einen schleichenden Prozess der zunehmenden Gewaltdarstellung gebe. Der FDP-Medienexperte Hans-Joachim Otto forderte, dass für alle Sender gleiche Bedingungen gelten. Neumann wies allerdings darauf hin, dass entsprechende Änderungen bereits nach dem Erfurter Schulmassaker im Jahr 2002 geplant waren, aber am massiven Widerstand von ARD und ZDF gescheitert seien.
 
„Tatort“-Kommissarin Sabine Postel verteidigte dagegen die Sendung. „Tatort“ sei ein Krimi und eindeutig kein Familienprogramm. Gerade in dem neuen Fall sei die Schlussszene so künstlerisch verfremdet dargestellt, dass sie nicht zu brutal für diese Uhrzeit sei, sagte sie der „Bild am Sonntag“. Doch auch mehrere ihrer Kollegen, wie Horst Tappert, Jan Josef Liefers oder Jaecki Schwarz kritisierten die Brutalität in dieser Folge des Tatorts. [lf]

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