Zombies soweit das Auge reicht. Was normalerweise als B-Movie in den hinteren Ecken von Videotheken verstaubt, hat dem US-Fernsehsender AMC zu einem großen Erfolg verholfen. Die Zombie-Endzeitserie „The Walking Dead“ startet pünktlich zum Wochenende im deutschen Free-TV bei RTL2.
Vampire? Ja, klar. Werwölfe? Auch okay. Hexen und Zauberer? Warum nicht? Aber verwesende, stinkende Zombies im Fernsehen, und dazu auch noch in Serie? Sowas kann eigentlich nicht gutgehen. Geht es aber – in der US-Serie „The Walking Dead“, die die alte Geschichte der Untoten als Endzeitstory inszeniert, als Kampf der letzten überlebenden Menschen gegen das Böse. In den USA konnte die Horrorserie von Regisseurs Frank Darabont Zuschauer und Kritiker begeistern. Eine Golden-Globe- und drei Emmy-Nominierungen sowie neun Millionen Zuschauer beim Abschluss der zweiten Staffel im vergangenen März sind Beweis dafür.
In Deutschland traut sich RTL2 nun an den nicht gerade appetitlichen Gruselschocker, der nach der gleichnamigen Comicserie von Robert Kirkman entstand. Und so wie beim gefeierten Fantasy-Mittelalter-Epos „Game of Thrones“ setzt der Privatsender wieder auf eine „Eventprogrammierung“: Die sechs Folgen der ersten Staffel werden nicht über Wochen gestreckt ausgestrahlt, sondern an einem Wochenende – Grusel kompakt, sozusagen. Am Freitag (11. Mai) um 23.00 Uhr geht es mit einer Doppelfolge los; Samstag (23.00 Uhr) und Sonntag (22.05) geht es weiter.
Im Mittelpunkt steht der aufrechte Kleinstadtpolizist Rick Grimes (gespielt vom Briten Andrew Lincoln, bekannt aus „Tatsächlich Liebe“). Nach einer schweren Schussverletzung wacht er eines Tages allein und verlassen im Krankenhaus auf. Keine Menschenseele ist zu sehen, nur Berge von Toten türmen sich vor der Klinik auf, verlassene Militärabsperrungen zeugen von einer großen Krise. Er irrt durch die Straßen und begegnet schon bald den ersten Zombies – Untoten, an deren Gestaltung die Maskenbildner und Spezial-Effekt-Leute sichtlich Freude hatten. Da wird nicht gespart an Blut, heraushängendem Gedärm, zerfetzten Gesichtern, faulendem Fleisch oder freiliegenden Knochen.
Irgendetwas ist passiert hier draußen während seines Klinikaufenthaltes, von dem er nichts mitbekommen hat. Ein mysteriöser Virus hat die Menschen dahingerafft und zu Zombies werden lassen, die nur eines im Sinn haben: Fressen, am besten Menschen. Und wer einmal gebissen wurde, der wird selbst zum Untoten.
Rick Grimes sucht verzweifelt nach seiner verschollenen Familie, also fährt er nach Atlanta, wo ein Flüchtlingslager sein soll, militärische Unterstützung und Hoffnung – doch die wird in der Millionenstadt jäh zerstört. Zombies über Zombies bevölkern die Straßen, doch stößt er auch auf eine kleine Widerstandsgruppe von Menschen, die vor den Toren der Stadt im Wald campiert und den ungleichen Kampf gegen die Horden von Untoten aufgenommen hat. Doch die Menschengruppe kämpft nicht nur gegen die Zombies, sondern auch gegen innere Streitereien, Eifersüchteleien und Machtstreben.
Nach dem Überfluss an smarten, sexy Vampiren und Werwölfen etwa bei „Twilight“, den „Vampire Diaries“ oder „Buffy“ ist „The Walking Dead“ wohltuend unsexy. Die Zombies sind einfach nur böse, widerlich und abstoßend. Auch die Menschen sind keine strahlenden Helden, sondern Normalos mit Fehlern und Unzulänglichkeiten.
So rangiert die Serie des US-Fernsehsenders AMC irgendwo zwischen dem Horrorklassiker „Ein Zombie hing am Glockenseil“ und der Gruselkomödie „Shaun of the Dead“ und hat für nicht allzu zartbesaitete Zuschauer hohes Unterhaltungspotenzial – wenn auch im Mittelteil die zwischenmenschlichen Beziehungen etwas überbetont werden. [Patrick T. Neumann/ar]
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