„Zimmer frei!“, die Kultshow mit Götz Alsmann und Christine Westermann wird morgen volljährig. Das 18-jährige Bestehen wird mit gleich vier prominenten Gästen gefeiert. Das ist eine lange Zeit für eine TV-Show. Zu lang?
Bei welchem Sender und in welchem Programm könnte mansich dieses Spielchen vorstellen: Die Teilnehmer verkleiden sichalsZombies und versuchen, möglichst viele essbare Augen abzubeißen,dieZuschauern im Studio aufgeklebt worden sind. Eben diese Augenspeichern sie in ihren Backentaschen, um sie anschließend auf denStudioboden zu spucken. Wer die meisten hat, gewinnt. Wobei dieAuszählung dadurch erschwert wird, dass das Ganze als ziemlichzusammenhängende, klebrige weiße Masse herauskommt.
Es handelt sich hierbei nicht um irgendeine Dschungel-Prüfung oderdergleichen, sondern um die Endrunde der Jubiläumssendung von „Zimmerfrei!“ im WDR-Fernsehen.Preisgekrönt und hochgelobt ist die Reiheund natürlich vom Zuschauer finanziert. Am kommenden Sonntag (21.September, 22.15 Uhr) feiert sie ihr 18-jähriges Bestehen. Dazuhatdas Moderatoren-Duo Götz Alsmann und Christine Westermann gleichvierGäste eingeladen: den Fernsehkoch Tim Mälzer, den UnterhalterThomasHermanns („Quatsch Comedy Club“), die Schauspielerin Anneke KimSarnau („Polizeiruf 110“) und die Bundestags-VizepräsidentinClaudiaRoth, die sich beim Zombiespiel immerhin auffallend zurückhielt.
Wenn man sich die bereits aufgezeichnete Jubiläumsfolge von „Zimmerfrei!“ anschaut, drängt sich dieFrage auf: Wo ist der Unterschied zueiner Show des kommerziellen Fernsehens?Die Spiele könnten bei denPrivaten alberner nicht sein, und der Erkenntnisgewinn desZuschauersist null. Dass Claudia Roth ein liberales Elternhaus hatte und aufkeinen Fall als spießige Hausfrau enden wollte, ja, das muss sieirgendwann schon mal in einer anderen Sendung erzählt haben,jedenfalls kommt einem das keinesfalls neu vor. Dass Tim Mälzermit „Praline“-Heftchen onanierte, gut, das ist vielleicht eineNeuheit,aber eine denkbar entbehrliche.
Fans der Sendung sagen, sie enthülle das wahre Gesicht desjeweiligenGast-Promis, denn gerade bei den Spielchen falle die Maske, weildannImprovisationskunst gefragt sei. Dergleichen ist in derJubiläumsshowbeim besten Willen nicht zu erkennen.
Die vier Gäste sind geborene Selbstdarsteller. „Tim, dein ersterZungenkuss war mit 14 – wer war zuerst drin?“ – „Claudia, musstestdueigentlich reden, bevor du mit jemandem ins Bett gegangen bist?“Daswird natürlich alles ganz lässig beantwortet, aber welche Menschensich wirklich hinter der zur Schau gestellten Lockerheitverbergen,bleibt ihr Geheimnis. Hier spielt jeder seine Rolle.
Man könnte einwenden, dass es bei „Zimmerfrei!“ gar nicht in ersterLinie um Erkenntnisgewinn geht. Die Sendung soll unterhalten, solllustig sein. Ihr großes Problem: Sie ist es nicht mehr. DiebeidenModeratoren sitzen mit ihren Gästen über weite Strecken einfachnuran einem Tisch, essen, trinken, plappern belangloses Zeug, redensehroft durcheinander und kommen sich dabei ziemlich cool vor. Und dasüber eineinhalb Stunden.
Das „Zimmer frei!“-Teamwäre gut beraten, das Feiern jetzteinzustellen und zu überlegen, ob in dieser WG nach 18 Jahrennichtmal gründlich aufgeräumt werden müsste. Oder besser noch: ob 18Jahrenicht einfach genug sind. [Christoph Driessen/chp]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com
