Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ will von einem Interesse des ZDF an der Übertragung der UEFA Champions League erfahren haben. Der öffentlich-rechtliche Sender träte damit in direkte Konkurrenz zum aktuellen Free-TV-Rechteinhaber Sat 1.
ZDF-Sprecher Walter Kehr wurde in dem Bericht aus der Mittwochsausgabe der „FAZ“ mit den Worten zitiert, die Champions League sei ein interessantes Produkt. Sie könne „unser Fußballangebot sicher sinnvoll ergänzen. Wir prüfen aktuell eine Beteiligung an der Ausschreibung“. Gemeint ist dabei die anstehende Vergabe der Rechte für die Übertragungen der europäischen Königsklasse zwischen 2012 und 2015.
Laut FAZ könnte dem ZDF dabei die ab 2013 in Kraft tretende Novelle des Rundfunkstaatsvertrags in die Parade fahren, weil TV-Partner verpflichtet seien, Werbespots der Champions-League-Sponsoren in die Übertragungen einzubinden. Was für Sat 1 problemlos umsetzbar sei, könnte aufgrund des eingeschränkten Sponsoringverbots bei ARD und ZDF zum unüberwindbaren Problem für den Mainzer Sender werden, konstatiert FAZ-Redakteur Michael Hanfeld in seinem Artikel.
Hanfeld führt unter Berufung auf Insider-Informationen weiter aus, gegen eine Sonderzahlung von 180 Millionen Euro könne sich das ZDF von der Ausstrahlungspflicht der Sponsoreninformationen freikaufen. Abgesehen von der Frage des Missbrauchs von Gebührengeldern führt der Branchendienst „DWDL“ (Mittwoch) ein weitaus überzeugenderes Argument ins Feld, warum das Szenario mehr als unwahrscheinlich erscheint.
Im 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrages heißt es nämlich wörtlich: „Das Sponsoringverbot gilt dabei nur für das Sponsoring der Sendung selbst. Bei der Übertragung von Ereignissen, etwa Sportereignissen, bleibt das Sponsoring des Ereignisses unberührt. Dies bedeutet, dass Sponsorhinweise bei der Veranstaltung als solcher, die im Bild erscheinen, weiter zulässig sind. Gleiches gilt, wenn Hinweise auf den Sponsor des Ereignisses in dem Signal, das den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zugeliefert wird, enthalten sind und von diesen nicht verändert werden dürfen (z.B. Logosponsoring).“
Generell scheint unwahrscheinlich, dass sich das ZDF auf Basis von Gebührengeldern eine finanzielle Materialschlacht mit dem privaten Konkurrenten Sat 1 liefern wird. Ohnehin geht das von der „FAZ“ zitierte Statement der ZDF-Pressestelle im derzeitigen Stadium nicht über eine branchenübliche Interessenbekundung hinaus. [ar]
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