ZDF wird „Gefühlsecht“ – Filme junger deutscher Regisseure

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Sommer im TV: Das ist die Zeit für Wiederholungen und seichte Shows. Aber auch für kleine Experimente und Besonderes. So präsentiert das ZDF in seiner Reihe „Gefühlsecht“ sechs Werke junger Regisseure, die aus dem Rahmen fallen.

Mal wird geküsst, mal prügelt man sich. Hier geht es lustig zu, dort bitterernst. Zwischen diesen Extremen schwankt die sommerliche Filmreihe „Gefühlsecht“, die das ZDF am Montag (18. Juli) mit einem heiteren Werk beginnt, wie schon der Titel andeutet: „Salami aleikum“. Einen noch witzigeren Titel hatte ursprünglich Regisseur Ali Samadi Ahadi, ein gebürtiger Perser, im Kopf : „Eigentlich sollte mein Film ja „Perser im Schafspelz“ heißen“. Weil es um Schafe geht, besonders billige aus Polen, die der mehr diensteifrige als gescheite Mohsen seinem Vater, einem aus Persien stammenden Schlachter, zutreiben will.
 
Das mit den Schafen geht ziemlich schief. Dafür bleibt Mohsen in einem verödeten Kaff in den neuen Bundesländern hängen, wo er zur Tochter des Bürgermeisters in Liebe verfällt, in DDR-Tagen eine vielfach gefeierte Kugelstoßerin.
 
Aber dieser Bürgermeister, von Wolfgang Stumph schön schmierig abgebildet, hält ihn für den Sohn eines schwerreichen Investors aus dem Iran. Ahadi: „Eigentlich ist dies ein Film zum traurigen Thema Heimatverlust und Heimatsuche, das mich persönlich sehr stark berührt. Aber die Herzen der Menschen lassen sich am besten mit einem Lächeln öffnen, und so habe ich daraus eine Komödie gemacht“. Sein großes Vorbild: Woody Allen.

„Salami aleikum“ eröffnet beim ZDF zur Hauptsendezeit die neue Sommerreihe des „Kleinen Fernsehspiels“. Schon der zweite der sechs Filme am 20. Juli – „66/67 – Fairplay war gestern“ – rückt dann wieder auf den vertrauten Spättermin nach 23 Uhr, was jedoch seine Regisseure Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser mit Fassung nehmen: „Wir haben das Prädikat ‚Für Jugendliche unter 16 nicht geeignet‘ bekommen, dann kann man damit nicht schon zur Primetime kommen. Denn bei uns geht es ganz schön zur Sache“.
 
Der Film leuchtet hinein in die trübe Welt der Fußball-Hooligans, die gar nicht so sehr Fußball wollen, als vielmehr Randale, Männlichkeitsgetue und verschwiemeltes Wir-Gefühl. Carsten Ludwig kennt diese Welt aus eigenen Jugendjahren in Braunschweiger und Frankfurter Stadien. Er hat Verständnis für die Hooligans: „Das ist der Sog der Gruppendynamik, der sich ein sehr junger Mensch nur schwer entziehen kann“, und er filmt diese nach Schweiß und Testosteron stinkende Welt so authentisch ab, dass nur so das Blut spritzt. Etwas übertrieben? Er winkt ab: „Ich habe in den Arenen noch ganz andere Dinge gesehen. Da sind wir immer noch relativ zahm geblieben“.
 
Thematisch und auch formal, hier locker, fast Musical-haft und sehr witzig, dort böse mit hautnahem Realismus, markieren diese beiden Filme die äußersten Extreme im „Gefühlsecht“-Angebot. Dazwischen pendeln die anderen Werke: am 25. Juli die Geschichte einer Dreiecksbeziehung, „Cindy liebt mich nicht“ von der Debütantin Hannah Schweier nach dem Roman von Jochen-Martin Gutsch und Juan Moreno, am 27. Juli die rabenschwarze Komödie „Diamantenhochzeit“ von Michael Kupszyk, am 1. August das Psychodrama „Das Fremde in mir“ von Emily Atef und schließlich am 3. August das Spielfilmdebüt der Dokumentarfilmerinnen Antje Kruska und Judith Keil, „Wenn die Welt uns gehört“, über drei junge Menschen zwischen Erlösungs- und Allmachtsfantasien und der Faszination für geschlossene Weltbilder. [js]

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