Mainz – „Plötzlich war ich 100“ heißt eine Dokumentation über sehr alte Menschen, die das ZDF am kommenden Dienstag in seiner Reihe „37°“ ausstrahlt.
Um 22.15 Uhr porträtiert Hanne Huntemann drei Hundertjährige, die vom Geheimnis und Reichtum ihres langen Lebens erzählen. Es sind drei von über 10 000 Menschen in Deutschland, die das hundertste Lebensjahr bereits überschritten haben. Noch sind sie etwas Besonderes, doch die Zahl der Hundertjährigen steigt rasant: Nach wissenschaftlichen Schätzungen wird es im Jahr 2025 zirka 45 000 Menschen geben, die älter als hundert Jahre sind, 2050 werden es bereits über 100 000 sein. Jedes zweite Kind, das heute zur Welt kommt, hat eine Lebenserwartung von über hundert Jahren.
Was bedeutet es, ein solches biblisches Alter zu erreichen? Die Gesundheit lässt nach, das Gehör, die Augen, die Beweglichkeit. Auch wenn man wie die Protagonisten des Films das Glück hatte selbstständig zu bleiben, ist man doch zunehmend auf Hilfe angewiesen. Ist es wirklich eine Gnade, so alt zu werden?
Emmely Fass aus Baden-Württemberg hat gerade ihren hundertsten Geburtstag im Kreise ihrer Kinder und Enkel gefeiert und die zweite Rede ihres Lebens gehalten. Die ehemalige Geschäftsfrau braucht zwar ein Hörgerät, doch sie geht bis heute nicht ungeschminkt aus dem Haus.
Walter Jonigkeit (101) aus Berlin, von seinen Freunden „Jonny“ genannt, würde nicht von der Gnade des hohen Alters sprechen, sondern davon, dass er Glück hatte. „Als ich 80 wurde“, berichtet er lachend, „hab‘ ich hier am Schreibtisch gesessen und gedacht, jetzt bin ich ein Greis, vielleicht hab ich noch zwei, drei Jahre, und plötzlich war ich hundert.“ Bis heute sitzt der Kinopionier immer noch jeden Tag in seinem Büro im Delphi-Filmtheater – wie seit 60 Jahren.
Für Ilse Pohl (101) war das Schreiben der Motor, der sie so lange am Leben erhalten hat. Erst mit 90 Jahren veröffentlichte sie ihre dreibändige Autobiografie. Heute ist sie eine anerkannte Schriftstellerin und präsentiert gerade ihre Bücher auf der Frankfurter Buchmesse.
„37°“-Autorin Hanne Huntemann fragt die drei Hundertjährigen nach ihrem Rezept des Altwerdens und nach den Erwartungen, die sie noch an das Leben haben. Der Film zeigt ihren Lebensmut, ihr Wissen darüber, was wirklich zählt, und ihren manchmal auch beschwerlichen Alltag.
Mit der Hintergrunddiskussion „37° plus“ greift das ZDF am kommenden Mittwoch um 20 Uhr in seinem digitalen ZDFdokukanal das Thema des Films vertiefend auf. Unter der Gesprächsleitung von Doro Wiebe diskutieren über das Geheimnis eines langen Lebens: Ilse Pohl, Protagonistin des 37°-Films „Plötzlich war ich 100“, Dr. Christoph Rott vom Institut für Gerontologie in Heidelberg, der sich wissenschaftlich mit Hochaltrigkeit und die Demografie des Alterns auseinandersetzt, und der Zukunftsforscher Frank Thomsen. [ar]
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