München – „Mützenalarm in München“, ruft das ZDF in die Nacht. Seine Mainzelmännchen sollen nicht länger altmodisch daher kommen, sondern ab sofort jung, frech und modern.
Dieses Image strebt auch der Sender an. Deshalb präsentierte das Zweite am Montagabend in München stolz seine Symbolfiguren in neuem Look. Die liebenswerten Werbe-Mitarbeiter Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen und Berti seien reif für neue Mützen.
Nach dem Relaunch sind die Jungs schlanker geworden – geradezu trendy, hip und cool. Barbara Schöneberger, die ebenfalls erfrischende Wunderwaffe des ZDF, kündigt den Auftritt der kleinen Wichtel in der Szene-Location „Badeanstalt“ mit den Worten an: „Das sind die schicksten Mainzelmännchen, die es je gab.“
Immerhin 40 Jahre alt sind die Jungs aus dem Zweiten im April geworden, da kann so ein Wicht schon mal eine Frischzellen-Kur vertragen. Bereits viermal sind die fröhlichen „Mainzels“ einem Jungbrunnen entstiegen. Anfangs waren sie schwarz-weiß, 1967 wurde ihnen Farbe verliehen, 1980 erhielten sie kleinere optische Veränderungen und 1990 bekam die Figur Fritzchen beispielsweise ein Stirnband und kurze Hosen.
Die neueste Auffrischung lobt das ZDF als „etwas ganz Besonderes“. Nun gingen die Bilder in Richtung des Manga-Trickfilms. Die Figuren seien eckiger und hätten stärkere, plakativere Konturen. Chefdesigner Alexander Hefter fügt hinzu: „Viel kontrastreicher und straffer ist die Strichführung.“ Humor, aber auch ihre Umgebung hätten sich dem Zeitgeist angepasst.
So wurden alle Requisiten neu gezeichnet. Statt zum Zeichenblock greifen die Wichtel in den neuen Spots zum Notebook. Um die Geschichten für die Werbetrenner kümmert sich ein eigens dafür eingerichtetes Ideenteam. Dieses dachte sich, zu coolen Jungs gehören auch coole Szene-Klamotten: Strampler, Latzhose und Kittelschürze tauschten die Zeichner und Designer gegen flotte Polohemden, Pullunder und „Low-hip Jeans“. Der Friseur verpasste ihnen Trendfrisuren mit wuscheligem Schnitt. Damit die auch zu sehen sind, haben Edi und Fritzchen ihre Kappen an den Nagel gehängt.
Nach dem Anti-Aging-Fitnessprogramm sehen die sechs nicht nur viel frischer aus, sie sind auch wieder musikalischer. Der Sender kündigt „das fröhliche Sextett“ als „die älteste Boygroup Deutschlands“ an und ihren ersten Hit, die Weihnachtshymne „Chrismas time“, als „Weltpremiere“. Das Album dazu erscheint am 26. Januar unter dem Titel „Die Mainzelmännchen“. Darauf zu hören sind deutschsprachige Popsongs. Es ist nicht das erste Mal, dass die Wichtel zum Mikrophon greifen. In den Anfangsjahren sangen sie schon einmal und erhielten dafür sogar eine „Goldene Schallplatte“.
Hinter den sechs Figuren stecken aber nach wie vor sechs verschiedene sonnige Charaktere. Der Genießer Anton ist jetzt ein „bodenständiger Lebemann des modernen Mainstreams“. Der frühere Erfinder Berti präsentiert sich nun als Kommunikationsprofi, Webmaster, Hacker und Schönebergers Lieblingsmainzelmann. Aus dem verträumten Conni wurde ein spontaner Chaot und „ein Teil der Jugendkultur“. Der schlaue Det, der „Chef der Mainzelmännchen und ein väterlicher, gutmütiger Besserwissser“, nimmt jedoch noch immer am liebsten Bücher in die Hand. Der ehemalige Gärtner Edi wandelte sich in einen rothaarigen Schöngeist mit Sinn für Wellness und Ästhetik. Das noch immer sportliche Fritzchen hat als „aktiver, dynamischer Trendsportler“ Turnschuhe verpasst bekommen.
Im Werbefernsehen bleibt alles beim Alten, betont der Sender. Denn schließlich sollen die Mainzelmännchen „der Werbung nicht die Schau stehlen“. Der Leiter des ZDF Werbefernsehens, Hans-Joachim Strauch, hält die Markenzeichen für sehr wichtig innerhalb „der Kakophonie von Produktbotschaften“.
Das ZDF und die Mainzelmännchen gehören untrennbar zusammen. Seit dem Sendestart des Zweiten am 1. April 1963 sind die Mainzelmännchen zu sehen. Von Anfang an waren die Kultfiguren aus der Feder von Grafiker und Filmarchitekt Wolf Gerlach zwischen die Werbespots geschaltet. Gerlach zeichnete die sechs Männchen nicht nur, sondern legte ihnen auch das urige „Gud’n Aamd!“ in den Mund. In diesem Dezember grüßen die neuen coolen Jungs erst mal mit „Gud’n Heiligaamd!“[fp]
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