ZDF: Merkels erstes TV-Interview nach Kanzlerschaft

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Bundeskanzlerin Angela Merkel im ZDF-Interview beim "heute journal"
Angela Merkel - hier im "heute journal" 2021 (Bild: ZDF / Jule Roehr)

In einer ZDF-Sendung zum Tag der Deutschen Einheit spricht Altkanzlerin Angela Merkel über die ostdeutsche Identität und das Einheits-Gefühl von Menschen mit Migrationsgeschichte.

Angela Merkels Festrede zum Tag der Deutschen Einheit 2021 in Halle stuften viele Beobachter als ihre persönlichste ein, weil sie auch über ihre Erfahrungen in der DDR sprach. Es war eine ihrer letzten Reden als Bundeskanzlerin. Jetzt hat sie für die ZDF-Doku „Am Puls mit Mitri Sirin“ ihr erstes TV-Interview nach Ende ihrer Kanzlerschaft gegeben.

Über ihre Festrede in Halle sagt Merkel im ZDF-Interview: „Ich hätte so eine persönliche Bemerkung in meiner Amtszeit, wenn es da nicht zum Ende hin gegangen wäre, wahrscheinlich nicht gemacht, weil ich mich immer als Kanzlerin aller Deutschen verstanden habe.“ Diese persönliche Bemerkung zu Ostdeutschland habe ihr aber gezeigt, dass „das Gespräch darüber auch immer wieder zu führen“ ist.

Merkel im Interview über ihre Resonanz im Osten Deutschlands

Merkel erklärt sich den Missmut aus dem Osten Deutschlands gegen sie als Kanzlerin anfänglich mit der Eurokrise. Die Lage habe sich dann polarisiert, „als sehr viele Flüchtlinge zu uns kamen“. Doch es sei nicht die Mehrzahl der Menschen in den neuen Bundesländern gewesen, die sie „angeschrien“ hätten, sondern „eine sehr radikale und auch laute und intolerante Gruppe.“ Es habe „etwas Bekümmerliches“, dass „der Lauteste den letzten Eindruck hinterlässt“ und die vielen Menschen, die sich gegen Intoleranz wehren, leiser seien und weniger zu Wort kämen.

Auf die Frage, ob es Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte verbinde, dass ihnen ihre Herkunft gelegentlich als Makel ausgelegt werde, sagt Angela Merkel: „Es verbindet Menschen immer, die eine Minderheiten-Biografie haben“. Denn „es gibt eine Tendenz, den durchschnittlichen Lebenslauf für das Gegebene zu halten. Ich habe immer dafür plädiert, dass unsere Stärke die Vielfalt ist.“

Was bedeutet der Einheitstag für Ostdeutsche und Migranten?

Im Gespräch mit Mitri Sirin schildert sie auf sehr persönliche Art, wie es sie getroffen habe, wenn ihre eigene ostdeutsche Identität von anderen als Makel ausgelegt worden sei. Die Doku „Am Puls mit Mitri Sirin“ läuft am 3. Oktober, 19.20 Uhr im ZDF und ist ab 19.00 Uhr in der ZDF Mediathek verfügbar. Sie geht der Frage nach, warum für viele Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte der Einheitstag kein wirklicher Feiertag ist.

Bildquelle:

  • angelamerkel: ZDF / Jule Roehr
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