Seit Amazon Instant Video vor rund 13 Monaten in Deutschland gestartet ist, hat sich der Dienst zum angeblichen Platzhirsch unter den deutschen Anbietern von Video-on-Demand (VoD) aufgeschwungen. Angeblich, denn Nutzerzahlen gibt Amazon gar nicht bekannt.
Als so genannter Amazon Prime Kunde kommt man ganz automatisch in den Genuss, auch VoD-Angebote des US-amerikanischen Online-Versenders nutzen zu können – und dieses Angebot ist keineswegs klein. Für 49 Euro im Jahr Prime-Mitgliedschaft, die neben Vorteilen beim Online-Versand auch Zugang zum kompletten Kindle-Archiv mit sich bringt, kann man sich Videos ausleihen oder kaufen. Das heißt aber nur, dass man als Prime-Kunde die Möglichkeit dazu hat, denn eine Verpflichtung zur Abnahme von Videos, wie es beispielsweise in früheren Zeiten bei Buch-Clubs üblich war, gibt es bei Amazon Prime nicht.
Gelegentliche Schwierigkeiten werden bei Amazon Instant Video selten öffentlich. Im letzten Jahr beschwerten sich einige Kunden über mangelhafte Streaming-Qualität und zahlreiche Nutzer monierten auch eine fehlende deutsche Tonspur, beispielsweise ab der vierten Episode der vierten Staffel der Serie „Game of Thrones“ im Oktober 2014. Ein öffentlicher Aufreger sind solche VoD-Unzulänglichkeiten in Deutschland jedoch nicht oder vielleicht noch nicht. Zu wenige Nutzer interessiert VoD in Deutschland bis dato, als dass ein einzelner Anbieter schon Aufruhr verursachen könnte. Hier bildet auch Amazon keine Ausnahme.
Wie viele Amazon Prime Kunden es in Deutschland überhaupt gibt, wie viele Kunden davon das Filmangebot regelmäßig nutzen und wie das bei Amazon gemessen wird, bleibt völlig im Dunkeln. Auf eine entsprechende DF-Anfrage reagiert man bei Amazon zugeknöpft: „Leider können wir uns zu den genannten Fragen nicht äußern und Ihnen daher auch keine Informationen anbieten“, so die Antwort, die unsere Neugier nach derzeitiger Verbreitung und Messmethodik in Deutschland abwürgt.
Die Zuschauer empfinden es inzwischen gar nicht mehr als so ungewöhnlich, dass die Anbieter von Video-on-Demand keine Zahlen für den deutschen Markt kommunizieren. „Tarnen und Täuschen! US-Gewohnheiten lassen sich Gott sei Dank nicht beliebig überall hin transformieren“, kommentiert beispielsweise ein deutscher Vertriebsprofi aktuell via Social Media die Situation beim Amazon-Wettbewerber Netflix, der ebenfalls keine absoluten Zahlen seiner Kunden auf dem deutschen Markt herausgibt, sondern es lieber in der Netflix-Sehdauer weltweit auszudrücken versucht.
Warum man die Zahlen nicht bekannt gibt, obwohl doch Transparenz in jeder Hinsicht und von je her eine US-amerikanische Tugend gewesen sein soll, erschließt sich dem deutschen Zuschauer nur schwer. Möglicherweise sind die Zahlen noch nicht so, wie man sie sich vorgestellt hat. Vielleicht könnte ein noch wachsender VoD-Markt aber auch weitere Wettbewerber auf den Plan rufen, was man zu verhindern suchen wird.
Dass Amazon mit seinem VoD Angebot durch die vielen Amazon Prime-Mitgliedschaften noch weit vor Maxdome, Netflix, Snap, Watchever & Co liegt, daran zweifelt keiner. Wie viele Prime-Kunden dauerhaft VoD in Deutschland in konkreten Zahlen ausgedrückt nutzen werden, darüber streiten die Experten derzeit noch und die Prognosen liegen zum Teil weit auseinander. Immerhin verfügt der deutsche TV-Markt über ein großes Angebot an linear ausgestrahlten Fernsehprogrammen, die bis dato immer noch regelmäßig geschaut werden. Das wiederum zu belegen, ist ganz leicht, denn zu der regelmäßigen Nutzung der Fernsehsender gibt es transparente Erhebungen – und das sogar täglich.
Letztlich werden es wohl die Inhalte sein, die darüber entscheiden werden, ob der VoD-Konsum in Deutschland Fahrt aufnimmt oder das herkömmliche Fernsehen noch eine ganze Weile den Löwenanteil der Zuschauer ausmachen wird. [th]
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