Essen – Der Musiksender Würfelzucker.tv richtet sich an ein junges Publikum im Alter zwischen 13 und 25 Jahren – und sieht hier großes Potential für das digitale Antennenfernsehen (DVB-T). DIGITAL FERNSEHEN sprach mit dem Leiter Online/Business Development bei Würfelzucker.tv Sven Schwartz.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Schwartz, wieso hat Würfelzucker.tv sich für eine DVB-T-Frequenz in Nordrhein-Westfalen beworben?
Sven Schwartz: Viele sagen: DVB-T ist zu teuer. Das ist unter bestimmten Bedingungen auch richtig. Aber jeder werbefinanzierte Sender ist natürlich bemüht, seine Reichweite zu steigern. Und da ist das DVB-T-Gebiet in Nordrhein-Westfalen mit einer theoretischen Größe von zwölf Millionen DVB-T-Empfängern für uns sehr attraktiv, gerade um unsere junge Zielgruppe zu erreichen.
DF: Und dann lohnen sich auch die hohen Übertragungsgebühren?
Schwartz: Da sind wir uns recht sicher. Mit unserem Programm zielen wirauf jugendliche Zuschauer, die zumeist in ihren Kinderzimmern über Zweitempfangsgeräte verfügen, welche häufig DVB-T-Empfang ermöglichen.Darüber hinaus dürfen auch die vielen zusätzlichen Empfänger, die auf DVB-T aufsetzen, wie beispielsweise Notebooks, nicht vergessen werden. Vor dem Hintergrund unser Bewerbung für das analoge Kabel in NRW rechnen wir insgesamt damit, unsere Reichweite um mehrere Millionen Zuschauer steigern zukönnen, sollten wir die DVB-T-Frequenz tatsächlich bekommen. Und dann lohnt sich das auch mit den Kosten.
DF: Wenn das terrestrische Digitalfernsehen derart geeignet ist, ihreZielgruppe anzusprechen, planen Sie auch den Einstieg in andereDVB-T-Regionen?
Schwartz: Wir haben Interesse daran, auch in andere Gebieteeinzusteigen, müssen an dieser Stelle jedoch sehr selektiv vorgehen. Die DVB-T Nutzung in den einzelnen Gebieten variiert aufgrund der Verbreitung der anderen Übertragungswege. Für uns ist die Refinanzierbarkeit das wichtigste Kriterium, weswegen wirnicht sagen können, dass wir in jedes Gebiet um jeden Preis einsteigenwerden – nebenbei ist das in Sachen DVB-T auch nicht nur eine Frage des Wollens. Hier spielen neben der jeweiligen Reichweite und Beliebtheit desDVB-T-Angebots in den Regionen zum Beispiel auch eventuelle Partner einegroße Rolle.
DF: Ihr Sender ist darüber hinaus im Kabelnetz vertreten, so zumBeispiel bei Kabel BW und in Teilen Hamburgs und Niedersachsens. Streben Sie auch hier einenAusbau der Reichweite an?
Schwartz: Im analogen Kabel ist es für einen Sender wie uns relativ schwer, Fußzu fassen. Im digitalen Kabel ist die Sache etwas anders. Aber das digitale Kabel hat noch eine relativ geringe Reichweite, sodass dieser Signalweg für uns eine niedrigere Priorität als andere Übertragungswege genießt. Beim analogen Kabel haben wir uns, wie bereits erwähnt, um eine freie Frequenz beworben, aber dort berücksichtigzu werden, ist für uns recht unwahrscheinlich. Wenn sich uns hierjedoch die Chance bietet, dann sind wir da.
DF: Junge Menschen nutzen vergleichsweise stark das Internet. Wie hochist ihr Interesse an einer IPTV-Ausstrahlung?
Schwartz: Sehr hoch, IPTV steht bei uns ganz oben auf der Agenda – auch wenn man zwischen Medienhype und tatsächlicher Nutzung differenzieren muss. Derzeit bieten wir bereits einen Livestream im Internet an, planen diesaber auszubauen. In Sachen IPTV wollen wir die Entwicklung nicht nur nachvollziehen, sondern mittelfristig auch mitbestimmen. Deswegen planenwir bereits eine IPTV-Plattform mit interessanten zusätzlichen Angeboten.
DF: Gibt es dafür schon einen Starttermin?
Schwartz: Nein, noch nicht. Hier sind wir noch in der Konzeption und Umsetzung. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, mit einem Testprodukt zu starten. Der Zuschauer soll Spaß mit einer gut funktionierenden Anwendung erleben.
DF: Stellen Sie sich das IPTV-Angebot als Sender auf einer der großenIPTV-Plattformen wie T-Home oder Hansenet vor?
Schwartz: Derzeit reden wir mit beiden Anbietern. Doch parallel strebenwir eine eigene, plattformunabhängige Lösung mit unserer Webseite alsAngelpunkt an. Damit wäre Würfelzucker-IPTV dann über unsere Website www.wuerfelzucker.tv abrufbar.
DF: Herr Schwartz, vielen Dank für das informative Gespräch.
Hintergrund: Würfelzucker.tv ist ein Essener Musiksender, der sein Programm seit dem 15. September 2006 über Astra 19,2 Grad Ost und in einigen Kabelnetzen, u. a. bei Kabel BW, ausstrahlt. Die Sendungen mit ihren Videoclips und interaktiven Formaten sollen vor allem ein junges Publikum zwischen 13 und 25 Jahren ansprechen.
Musikalisch wird laut Senderangaben jede Stilrichtung angeboten, Orientierungspunkt für die Programmmacher sind die Top 60 der deutschen Charts. Eine herausgehobene Stellung nimmt die Musik deutscher Nachwuchskünstler ein: Würfelzucker kommuniziert einen Programmanteil deutscher Bands von 30 Prozent. [lf]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com