Der Schauspieler Wotan Wilke Möhring (52, „Tatort“) findet, dass sich das deutsche Fernsehen durch den Serienboom noch zu wenig verändert hat.
„Sender wie der ZDF sind richtig große Systeme, Netflix ist da wie ein kleiner schneller Hai im Walfisch-Becken“, sagte Möhring der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Die haben natürlich andere Möglichkeiten.“ Das lineare Fernsehen, also das Gucken zu einer bestimmten Uhrzeit, sei eine ganze Generation bald nicht mehr gewohnt. „Diese Herausforderung mit mutigen Inhalten und Innovation anzugehen, wird eine der zukünftigen Aufgaben der etablierten Sender sein.“
Möhring spielt die Hauptrolle im ZDF-Zweiteiler „West of Liberty“. Der Spionagethriller läuft am 24. und 25. November und ist bereits vorab in der Mediathek zu sehen. Möhring ist darin als der frühere Spitzel Ludwig Licht zu sehen. Licht und ein CIA-Mann wollen den Chef einer Enthüllungsplattform dingfest machen, Lars Eidinger spielt dabei eine Art Julian Assange.
Über den Film sagt Möhring: „Es ist kein Krimi, bei dem ein Fall zu lösen ist. Ich finde die Spannung dahinter gut: Zu wissen, was wir manchmal nur erahnen können, etwa durch eine Zeitungsmeldung – dass es so eine Parallelwelt gibt, die irgendwie die Strippen zieht. Dass tatsächlich Individuen verantwortlich sind für politische Ereignisse, die uns als System dargestellt werden. Dass hinter diesen Kräften Menschen stecken.“ Er befürchte, dass die Wirklichkeit noch absurder sei als der Film.
Wie er sich Rolle genähert hat? „Durch einen Grad der Verwahrlosung: ein bisschen den Bauch rausstrecken und den Bart zu tragen, um mich etwas älter zu machen, um belegen zu können, dass ich in der Zeit des Kalten Krieges schon Agent war, in den späten 80er Jahren.“ Er finde es schön, dass Ludwig Licht die Entwicklung vom Zyniker und aus der Isolierung wieder zurück zu einem Hoffnungsschimmer finde. „Am Schluss ist es die Erkenntnis: Du kannst etwas verändern, du musst nicht zynisch sein.“
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- WoranWilkeMoehring: © ZDF/Frédéric Batier