Das Reality-Format „Wild Island“ sorgte bereits vor seiner Erstausstrahlung für Diskussionen bei Tierschützern. Diese klagten an, dass in der Show Tiere gequält werden. Nun scheint sich das zu bewahrheiten: Ein Schwein wurde getötet. Das Ereignis sorgte für einen Shitstorm bei Twitter und wirft die Frage auf, ob ProSieben zur Quotenerhöhung auch Tierquälerei in Kauf nimmt.
Für ProSieben ist es ein Wechselbad der Gefühle: Die Reality-Show „Wild Island“ liefert Achterbahn-Quoten. Nachdem das Format am vergangenen Sonntag mit sehr guten Quoten gestartet war, kam der erste Einbruch am Montag. Nachdem die Folge am Dienstagabend leichte Erholung brachte, sackte die Quote am gestrigen Mittwoch auf einen neuen Tiefstwert.
Nur 740.000 Zuschauer in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schalteten um kurz nach 22 Uhr zu den Ereignissen auf der Insel. Das ergab einen Marktanteil von mageren 8,5 Prozent. Beim Gesamtpublikum schalteten eine Million Zuschauer ein, knapp 600.000 weniger als noch am Sonntag.
Die Sendung erhielt nun auf andere Weise Beachtung. Bei ihrem „Überlebenskampf“ schlachteten die Bewohner des Camps ein Schwein. Ein Shitstorm auf Twitter ließ nach der grausamen und unprofessionellen Tötung des Tieres nicht lange auf sich warten. Der Hashtag #StopWildIsland macht die Runde, Twitterer sprechen von Tierquälerei und sind empört über den unnötigen Tod des Schweins, Vorwürfe werden laut.
Auch der Deutsche Tierschutzbund kritisierte bereits vor Beginn der Sendung: „Dass Laien dazu befugt sein sollen, Vögel, Fische, Schweine und sogar Reptilien zu schlachten, ist aus Tierschutzsicht völlig inakzeptabel.“ Zudem sei es traurig, dass es „offensichtlich immer skandalöserer Situationen und drastischerer Bilder bedürfe, um die Zuschauerquote zu erreichen.“ Moralisch ist dieses Vorgehen jedenfalls mehr als verwerflich. Zudem stellt sich die Frage, ob so etwas im Fernsehen gezeigt werden sollte. Eine Twitter-Nutzerin schrieb beispielsweise: „@ProSieben leicht beeinflussbare Jugend denkt dadurch, dass das Quälen von Tieren cool sei. Denkt an euren ‚bildungsauftrag‘ #StopWildIsland.“
ProSieben kommt dieser Protest jedoch offenbar gerade recht. Kaum jemand interessiert sich für die Show, die nur mit miesen Quoten auf sich aufmerksam macht. Da eine solche Publicity langfristig nichts bringt, bedarf es offenbar anderer, äußerst zweifelhafter Methoden, um das Format im Gespräch zu halten. Den Vorwürfen zur Tierquälerei setzt ProSieben entgegen: „Alle Abenteurer wurden in einem Survivaltraining unterrichtet, wie man Tiere artgerecht tötet“, so Sendersprecher Christoph Körfer.
Zwar ist „Wild Island“ durch diese Aktion mit negativer Publicity wieder im Gespräch, jedoch sollte man sich bei ProSieben fragen, ob man dieses Image möchte. Tierquälerei sollte nicht die Strategie sein, um bessere Quoten für ein mieses Format zu erzielen. Den Zuschauern bleibt die Möglichkeit, das Format zu boykottieren, indem sie nicht einschalten, um einer solchen Aktion nicht noch mehr Publicity oder gar wieder bessere Quoten zu bescheren. [am]
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