Während Sixx und Sky das Reality-Format „Big Brother“ zeigen, schickt ProSieben mit „Wild Island“ eine eigene Reality-Show ins Rennen, bei der es um nichts anderes als das Überleben geht. Trifft der Sender damit den Zuschauergeschmack?
Ob Charles Darwin, als er im 19. Jahrhundert über die Galapagos-Inseln streifte, Tiere beobachtete und dabei zu seiner Theorie des „Survival of the Fittest“ kam, jemals geglaubt hätte, dass sich seine Erkenntnis als Zauberformel der TV-Unterhaltung entpuppen würde? Und ob ihm die vielen, vielen Shows gefallen hätten, die in den vergangenen Jahrzehnten dies zum obersten Prinzip machten? Falls ja: Der TV-Herbst 2015 wäre für ihn ein Fest geworden.
Selten hatte die versammelte Voyeursgemeinde so eine breite Auswahl an Survival-Shows: Auf DMAX muss sich gerade ein Pärchen nackt im Nirgendwo durchschlagen. Der US-Sender National Geographic Channel setzt zwei Fremde mit einem Boot auf offener See aus. Und beim Bezahl-Sender History kann der Zuschauer Woche für Woche zehn Männern noch einmal beim Überlebenskampf in der Natur zuschauen. Und nun legt auch noch ProSieben mit einer eigenen Show nach: „Wild Island“ (Auftakt am 8. November um 23.15 Uhr, danach täglich um 22.15 Uhr).
Im Trailer wird gekreischt, geweint, geblutet. Und es gibt Tiere zu sehen, wilde Tiere. „24 essbare Arten… du bist eine davon“, heißt es auf der Internetseite der Show, daneben schwimmt ein Alligator lauernd im Wasser.
„Ich war noch nie so an meinen Grenzen“, sagt Kandidatin Irina und blickt dabei erschöpft in die Kamera. Normalerweise verkauft die 21-Jährige Schuhe. Jetzt ist sie oft barfuß unterwegs auf einer Insel im Pazifik. Gemeinsam mit 13 anderen deutschen Kandidaten geht es vier Wochen lang darum, Essen zu finden, Wasser und einen Schlafplatz. Die Männer und Frauen filmen sich dabei gegenseitig. Kein extra Kamerateam, kein Eingriff von außen, verspricht der Sender.
„Sie kämpfen nicht um Geld und Ruhm. Sie kämpfen ums pure Überleben“, prophezeit eine düstere Stimme im Trailer. Der Zuschauer schaudert. Und das will er auch, erklärt Mediensoziologe Rainer Winter. Zur Vorbereitung. „Das Fernsehen ist heute nicht mehr nur Unterhaltung“, sagt der Forscher, „der Zuschauer will auch etwas lernen.“
In unsicheren Zeiten hätten die Menschen Angst vor Terror, Klimakatastrophen oder um den eigenen Job, sagt er. Deshalb erscheine ein Überlebenskampf durchaus als etwas, was den Menschen passieren könne. „Der Zuschauer möchte wissen: Was geschieht, wenn so eine Situation eintritt? Welche Kompetenzen brauche ich?“ Sich auf diese Weise vorzubereiten, wirke auf die eigenen Ängste beruhigend, erklärt Winter.
Außerdem reizen offenbar viele Menschen die klaren Rollen solcher Formate: Während die meisten TV-Serien von Anti-Helden dominiert würden, gehe es in den Survival-Shows um den klassischen Helden, um Stärke und darum, sich zu beweisen, so der Experte.
Wenn es danach geht, wird „Wild Island“ wohl zum Erfolg. Denn: Gelegenheiten, sich im Überlebenskampf zu beweisen, bieten sich auf der einsamen ProSieben-Insel reichlich. Oder um es mit dem Sender zu sagen: „1,4 Trilliarden Liter Wasser… und nichts zu trinken.“[Rebecca Krizak/kw]
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