20 Jahre lang moderiert Aiman Abdallah schon „Galileo“ – für das Privatfernsehen sind zwei Jahrzehnte eine kleine Ewigkeit.
Vor gut 20 Jahren war Aiman Abdallah noch ein relativ unbekannter Mensch im Privatfernsehen. Er hatte ein paar Jahre in der Nachrichten-Nische bei n-tv gearbeitet und für den Abonnentenkanal Premiere. Doch dann änderte sich sein Leben: Für ProSieben sollte der damals 33-jährige TV-Moderator durch das neue Magazin „Galileo“ führen – es war, so beschreibt es Abdallah heute in fünf Worten, „wie der Anruf aus Hollywood“, der sein Leben schlagartig veränderte.
Am 30. November 1998 ging das Magazin auf Sendung. „Ich habe damals gedacht: Alles, was über sechs Monate Sendedauer hinausgeht, liegt für mich im Plus“, sagt Abdallah. Inzwischen hat die Sendung 40 Mal sechs Monate hinter sich gebracht, und ein Ende ist auch nach 20 Jahren nicht abzusehen, da das „Galileo“ neben dem Boulevardmagazin „taff“ zu den stabilsten Faktoren des Senders ProSieben gehört, der ansonsten in den vergangenen 20 Jahren sukzessiv Marktanteile abgeben musste.
Der erste Beitrag, erinnert sich Abdallah an die damals noch 17 Minute lange Sendung, sei ein Film über Handlesen gewesen – danach ging es um Haie. Auch die Kritiker hat Abdallah im Ohr. „Damals hat sich vielfach die Glaubwürdigkeitsfrage gestellt: Kann ein Wissensmagazin im Privatfernsehen überhaupt funktionieren, „Galileo“ wurde oft kritisiert. Die Antwort lautete: ja, kann es.“ Als die Resonanz größer wurde, bekam „Galileo“ mit 50 Minuten auch mehr Sendezeit.
An diesem Dienstag hat ProSieben „Galileo“ zu Ehren einen Sondertag programmiert. Nach der Regelsendung um 19.05 Uhr folgt um 20.15 Uhr die Show „Galileo Big Pictures“ und um 22.15 Uhr in der Reihe „Uncovered“ – auch aus dem „Galileo“-Fundus – die Ausgabe „Kreuzfahrtschiffe – Das unbekannte Leben unter Deck“. Sechs Mal in Folge wird es nach der Planung des Senders immer dienstags „Galileo“-Thementage geben.
So ganz ohne Störfeuer funktionierte der Betrieb in den vergangenen Jahren jedoch nicht. Kritiker hielten der Sendung häufiger mal eine verdächtige Nähe zu den ProSieben-Werbekunden vor. Immer wieder würden Produkte unter die Lupe genommen, die auch in den ProSieben-Werbepausen angepriesen würden. Abdallah: „Wir zeigen den Umgang mit Produkten, die die Menschen im Alltag benutzen – und das hat mit Werbung nichts zu tun.“ Die Redaktion sichere sich in dieser Frage stets bei der Rechtsabteilung ab.
Ist Wissensvermittlung via TV im Zeitalter der Netzgiganten nicht ein alter Hut? „Nein“, sagt Abdallah. „“Galileo“ hat nicht nur viele Zuschauer im TV, sondern ist selbstverständlich auch auf allen digitalen Kanälen unterwegs. Manche unserer Zuschauer schauen „Galileo“ auf Youtube, andere auf galileo.tv. Außerdem ist nicht zu unterschätzen, dass es immer noch Sehgewohnheiten gibt. Das kann man schon an den heute 25- bis 30-Jährigen sehen, die mittlerweile auch kleine Kinder haben und uns die Treue im TV halten.“ Es bedürfe schon eines weiteren kompletten Generationswechsels, um das zu ändern. [Carsten Rave]
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