Ein Küstendorf, skurrile Figuren, Liebeleien ohne Happy End, das ist das Setting beim leicht schrägen ARD-Krimi „Nord bei Nordwest“. In der neuen Episode gerät diese kleine Welt aus den Fugen.
Ein Gefängnis-Ausbrecher liegt schnarchend auf dem Sofa in einem Ferienhaus in Schwanitz, dem beschaulichen Dorf an der See aus der erfolgreichen ARD-Krimi-Serie „Nord bei Nordwest“. Der ungebetene Gast schläft mit Pistole auf der Brust. Mehmet Ösker (Cem Ali Gülteki), der Tausendsassa der Serie ist diesmal Objektbetreuer des Ferienhauses und alarmiert die Polizei. Als Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) und Hannah Wagner (Jana Klinge) eintreffen, scheint der gefährliche Straftäter schon weg zu sein. Ein Trugschluss, wie sich kurz darauf in der Folge „Die letzte Fähre“ (Donnerstag, 20.15 Uhr, Das Erste) herausstellt.
Verhängnisvoller Irrtum
Der Irrtum hat fatalen Folgen: Ausbrecher Tomke (Milton Welsh), der wegen Raubmordes hinter Gittern war, kommt aus seinem Versteck und schießt Jacobs kaltblütig ins Herz, bis er schließlich von Hannah Wagner niedergestreckt wird. Jacobs versinkt in einem Nebel – und wacht wenig später doch wieder auf seinem Boot auf.
Wie bei der Hollywood-Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ beginnt sein Tag von vorn: Holly, sein Hund, bringt das Handy, ein Schweinebauer braucht Hilfe. Dass etwas aber nicht stimmt, merkt Jacobs, im Zweitberuf Tierarzt, schon bald. Denn irgendwie sind nunmehr alle Rollen vertauscht. Hannah Wagner und nicht seine Praxis-Partnerin Jule Christiansen (Marleen Lohse) hat dir Ferkel schon auf die Welt geholt, als er auf dem Hof ankommt.
ARD-Krimi „Nord bei Nordwest“ nimmt Anleihen bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“
Christiansen trifft er kurz darauf an dem Ferienhaus – in Uniform. Diesmal ist die Objektbetreuerin Frau Bleckmann (Regine Hentschel) – und liegt leblos in der Rabatte. „Das ist unmöglich“, entfährt es Jacobs, als sein Kriminaltechniker Puttkamer am Telefon fragt: „Wie viele Personen sind es denn?“ Puttkamer ist Pensionswirt in dieser Zwischenwelt mit vertauschten Rollen, die nur Jacobs verwundert – bis dessen längst gestorbener Freund Simon Rost für Aufklärung sorgt.
Reale Traumwelt
Regisseurin Judith Kennel hat die absurde Story von Niels Holle über den Kampf zweier im Koma liegender Männer mit viel Herz und Spannung zugleich in Szene gesetzt. Die Traumwelt ist greifbar real, die Wirklichkeit nur etwas anders als sonst. Und es gibt auch urkomische Momente wie einen Straßen-Wahlkampf der Bestatter, ein Duell in Wild-West-Manier oder eine zu „Spiel mir das Lied vom Tod“-Musik quietschende Rostschaukel.
Es ist eine Sache auf Leben und Tod. Während Tomke weiter skrupellos Schwanitzer umbringt, gelingt Jacobs in anderer Hinsicht Unmögliches: er gesteht Jule seine Liebe. Die aber läuft nach romantischen Stunden trotz Warnung davon, direkt ins Visier seines Gegners.
[Simona Block]
Bildquelle:
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