Die Krisen in Syrien, Israel und Georgien sind nur einige der Themen von „Weltspiegel – Auslandskorrespondenten berichten“ heute Abend in der ARD.
Die Sendung „Weltspiegel – Auslandskorrespondenten berichten“ mit Natalie Amiri behandelt heute Abend, 8. Dezember, 18.30 Uhr, folgende Themen im Ersten (ARD).
Syrien: Assad in der Defensive?
Überraschend und vor allem überraschend schnell hat am vergangenen Wochenende ein Bündnis islamistischer Milizen den Großteil von Aleppo unter seine Kontrolle gebracht. Während die einen es als eine Befreiung vom syrischen Regime empfinden und nach Aleppo zurückkehren, sind andere beunruhigt und fliehen aus der Region: Viele Kurden haben sich auf den Weg gemacht, um in den Gebieten im Nordosten von Syrien, die von Kurden beherrscht werden, Zuflucht zu suchen. Die Islamisten versuchen weiter Richtung Süden und damit nach Damaskus vorzudringen, Assad und sein Verbündeter Russland greifen Städte wie Idlib und Aleppo aus der Luft an. Wie geht es den Menschen – und wie geht es nun weiter? (Kristin Becker, ARD Kairo, berichtet)
Georgien: „Wir kämpfen um unsere Zukunft“
Sie wollen nicht aufgeben: Tausende Demonstrierende kommen Abend für Abend auf dem Prachtboulevard der Hauptstadt Tiflis zusammen. Mit EU-Flaggen, Trillerpfeifen und Feuerwerk protestieren die Menschen gegen die aktuelle Regierungspartei „Georgischer Traum“, die für sie zum Albtraum geworden ist. Unweit der Protestmeile gibt es ein Kulturcafé, in dem sich die Demonstrierenden in der Nacht aufwärmen oder das Tränengas aus den Augen spülen. In diesem Kosmos scheint es, als sei ganz Georgien auf der Straße, um für den Beitritt in die EU zu demonstrieren. Doch auf dem Land blicken die Menschen skeptisch auf die Proteste in der Hauptstadt. Hier sind enge Kontakte zu Russland noch immer wichtig, denn zahlreiche Geschäfte werden mit dem Nachbarland abgewickelt. Und niemand hier möchte das gleiche Schicksal erleiden wie die Ukraine – ein Trauma für die Menschen in Georgien. Denn schon 2008 waren hier russische Truppen einmarschiert. (Silke Diettrich/Tobias Dammers, ARD Moskau)
Israel: Abriss von Beduinendörfern in der Negev
Raed hat bis zuletzt gehofft, dass es nicht so weit kommen würde. Er steht neben seinem Haus, während ein Bagger die Wände einreißt. Der Vater von acht Kindern hat sich entschieden, das Zuhause der Familie in einem Beduinendorf in der Negev-Wüste selbst abreißen zu lassen – bevor die israelischen Behörden das tun und er die Kosten tragen muss. Dieses Schicksal trifft alle 400 Bewohner des Beduinendorfes Umm al-Hiran. Ihre Gebäude sind ohne Genehmigung gebaut worden, sagen die israelischen Behörden, die am Tag danach mit Bulldozern und dutzenden Polizisten anrücken und die Moschee des Dorfes abreißen. Zehn weitere solcher Dörfer in der Negev-Wüste sind vom Abriss bedroht. Menschenrechtsorganisationen sprechen von systematischer Diskriminierung gegen die arabischen Beduinen, deren Lebensraum traditionell die Wüste ist. (Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, berichtet für den „Weltspiegel“)
Frankreich: Wiedereröffnung von Notre-Dame und Regierungsbruch
Die erste Messe nach dem Brand: An diesem Wochenende wird Notre-Dame feierlich wieder eröffnet. Mehr als 2.000 Menschen haben daran mitgearbeitet, damit die Kathedrale in Paris innerhalb von nur fünf Jahren restauriert werden konnte. Der Druck war enorm, nicht nur, was den engen Zeitrahmen angeht: „Mit 15 Millionen Besuchern, die jedes Jahr erwartet werden, ist der Anspruch an die Qualität noch etwas höher als sowieso schon“, sagt Sylvain Bastiat von der kleinen Schreinerei im Südwesten Frankreichs, die die Stühle hergestellt hat. So sehr sich viele Menschen auf die Eröffnung freuen, viele Fragen sind aber noch ungeklärt. Zum Beispiel, wie der Brand überhaupt entstanden ist. (Friederike Hofmann, ARD Paris)
Italien: LGBTQ*-Community unter Druck
Zwei Jahre ist Giorgia Meloni im Amt. Und während im Ausland erleichtert zur Kenntnis genommen wird, dass ihre Regierung international solide und zuverlässig agiert, wird im Inland ihre rechtskonservative Agenda immer konkreter, vor allem in der Familienpolitik: Homosexuelle Paare dürfen sich in den Standesämtern nicht gemeinsam als Eltern eines Kindes eintragen lassen, Leihmutterschaften stehen unter Strafe, auch dann, wenn sie im Ausland durchgeführt werden: „Sie werfen uns Knüppel zwischen die Beine und sagen uns jeden Tag, dass wir keine Eltern sein dürfen“, sagt Alessia Crocini, Vorsitzende der Regenbogen-Familien in Italien. Sie kämpft mit Leidenschaft gegen die Familienpolitik der Regierung Meloni. Der „Weltspiegel“ trifft Marco und Paolo, ein Paar, das ein Kind von einer Leihmutter hat austragen lassen und nun plant, nach Kanada auszuwandern. (Tilmann Kleinjung, ARD Rom)
Ukraine: Der Liebeszug nach Kramatorsk
Kyjiw-Kramatorsk: Für die Soldaten heißt diese Strecke auch Kyjiw – Krieg. Aber es ist auch ein Liebeszug. Denn Frauen aus der gesamten Ukraine nehmen den Zug und fahren von Kyjiw etwa 650 Kilometer quer durch die Ukraine bis an die Front, um ihre Männer zu besuchen und wenigstens etwas Familienleben aufrechtzuerhalten. So auch die 39-jährige Tetiana aus der Westukraine: Sie besucht erstmals ihren Mann und ist sehr nervös. Kramatorsk, 20 Kilometer von der Front entfernt, war früher einer der wichtigsten Industriestandorte der Ukraine. Heute ist Kramatorsk eine Garnisonstadt. Von hier lenkt die ukrainische Armee ihren Abwehrkampf im Osten, während Putins Truppen versuchen, die Stadt langfristig unter ihre Kontrolle zu bekommen – und damit den Donbas. In den Cafés der Stadt entspannen die Soldaten – bei Cupcakes und Cappuccino. (Birgit Virnich, ARD Kyjiw)
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