Gewalt soll während der Fußball-EM keine Plattform erhalten – zumindest auf dem TV-Bildschirm. Um der Zensur der UEFA zu entgehen, kündigt das ZDF für das zweite Spiel der deutschen Mannschaft den Einsatz eigener Kameras an.
Ausschreitungen auf den Rängen, Flitzer auf den Spielfeldern – all das gibt es für die Fernsehzuschauer nicht zu sehen. Der für das Weltbild zuständige europäische Fußballverband UEFA will der Gewalt keine Plattform bieten und zeigt entsprechende Bilder, wie vor allem nach dem Spiel Englands gegen Russland geschehen, nicht. Nachdem sich die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender bereits über diese Praxis beschwert haben, will das ZDF jetzt auch aktiv dagegen handeln und zunächst beim zweiten deutschen Spiel am Donnerstag gegen Polen eigene Kameras einsetzen, wie Sportchef Dieter Gruschwitz im „Handelsblatt“ ankündigt.
Gleich zehn zusätzliche Kameras will das Zweite bei der als Hochsicherheitsspiel eingestuften Partie in Paris St. Denis zum Einsatz bringen. „Sollten aus unserer Sicht journalistisch relevante Situationen im Weltbild nicht angeboten werden, können wir mit diesen Kameras je nach Lage reagieren“, so Gruschwitz gegenüber dem Wirtschafsblatt. Sollte es zu Ausschreitungen deutscher oder polnischer Hooligans während oder nach dem Spiel kommen, wollen die Öffentlich-Rechtlichen auch live darüber berichten.
Auch bei der ARD will man sich nicht mehr ausschließlich auf das Weltbild verlassen, wie Koordinator Jörg Schöneborn ankündigt. Ein Wandel in der Sendepolitik der UEFA wird zwar auch durch den Vorstoß von ARD und ZDF diskutiert, scheint jedoch unwahrscheinlich. [buhl]
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