Was für die Amerikaner der „Denver-Clan“ oder „Dallas“ waren, war für die deutschen Zuschauer „Das Erbe der Guldenburgs“. Vor einem viertel Jahrhundert konnte die Serie Millionen Zuschauer für sich begeistern. Nun kommen die „Guldenburgs“ zurück ins Fernsehen.
Am 29. Februar 1987, vor also beinahe genau 25 Jahren, begann das ZDF mit der Ausstrahlung der berühmten Familiensaga rund um die norddeutsche Adelsfamilie Guldenburg, die als Bierbrauer-Dynastie neben diversen persönlichen Verwicklungen vor allem mit der Konkurrenz der Balbeck-Brauerei im Clinch lag. Der öffentlich-rechtliche Sender landete damit einen Quotenhit – allein den Pilotfilm schalteten 18 Millionen Zuschauer ein – und die „Guldenburgs“ schrieben deutsche Fernsehgeschichte. Grund genug für den Digitalkanal ZDFkultur, die Serie ab dem 9. Februar zu wiederholen.
Die edle Produktion mit Stars wie Christiane Hörbiger, Ruth Maria Kubitschek, Iris Berben, Katharina Böhm, Susanne Uhlen, Sydne Rome oder Sigmar Solbach begeisterte viele Millionen. Die „Guldenburgs“ wirkten sogar auf das Tourismusgeschäft in Schleswig-Holstein – und hatten Folgen im Getränkehandel.
Beim Auftakt vor einem Vierteljahrhundert schalteten in der Bundesrepublik fast 18 Millionen Menschen ein. Der Pilotfilm lief an einem Donnerstag, die weiteren Folgen (bis 25. April) jeweils am Samstagabend. Nach ZDF-Angaben verfolgten die Intrigen im Schnitt gut 16,8 Millionen Menschen – sowas gibt es heute nicht mehr. Bei den zwei weiteren Staffeln von Dezember 1989 bis Mai 1990 waren es immer noch mehr als elf Millionen.
Selten schlug eine Serie derart ein. Ende der 80er Jahre konnte das Publikum den beiden noblen Sippen aus dem Fernsehen sogar standesgemäß zuprosten. Brauereien produzierten vorübergehend Pilsner mit dem Aufdruck „Guldenburg“ und „Balbeck“. Und das gelbe Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert, das als Sitz der Guldenburgs gezeigt wurde, konnte sich damals vor Besuchern kaum retten.
Die Schaulustigen kamen tagtäglich busseweise, wie Barbara Gaedeke von der Gutsverwaltung Wotersen in Roseburg (Schleswig-Holstein) erzählt. „In den Köpfen sind die Guldenburgs immer noch sehr präsent und sehr beliebt.“ Die letzte Bus-Tour „auf den Spuren der Guldenburgs“ habe es etwa vor zehn Jahren gegeben.
„Im Event-Bereich erlebt man immer noch bei Anfragen, dass gefragt wird ‚Wotersen – wo liegt denn das?‘ Geografisch ist das schnell erklärt. Fällt dann aber die Bemerkung ‚Das ist das Guldenburg-Schloss aus der ZDF-Serie‘, dann wissen alle sofort Bescheid“, sagt Gaedeke. Gut und Schloss Wotersen profitierten also auch heute noch von der Serie.
„Das Erbe der Guldenburgs“ war der Durchbruch des Drehbuchautors Michael Baier, der später die Pfarrer-Serie „Mit Leib und Seele“ (mit Günther Strack) oder die Krimiserie „Adelheid und ihre Mörder“ (mit Evelyn Hamann) schrieb. Seit Jahren befindet sich auch seine Nonnen-Serie „Um Himmels Willen“ auf dem Siegeszug. Am 10. Januar ist gerade die elfte Staffel gestartet. Seit Mitte der 80er Jahre lebt Michael Baier in den USA. In Florida macht sich der heute 71-Jährige für die deutsche Presse rar.
Nachfrage bei Claudia Sihler-Rosei in Unterföhring bei München: Die Fernsehproduzentin von der Firma Neue Deutsche Filmgesellschaft (ndF) entwarf maßgeblich „Das Erbe der Guldenburgs“ mit. Sie sagt: „Es gibt sehr viele erfolgreiche Arzt- und Krankenhaus-Serien, Krimis gibt es wie Sand am Meer, aber die Familiensaga in dieser Qualität und mit dieser unglaublich tollen Besetzung ist einmalig“.
In der Tat: Mit ihrem Glamour-Faktor setzten sich die „Guldenburgs“ von anderen Familienserien wie etwa „Diese Drombuschs“ deutlich ab. Hier ging es um High-Society und nicht um Bodenständigkeit, um Upperclass statt Mittelschicht.
Die Adelsserie sollte und wollte auch anders sein als Amerikas Erfolgsserien aus den 80ern: „Die Idee war, ein großes deutsches Familien-Epos zu machen. Es sollte sich aber von ‚Dallas‘ unterscheiden“, erläutert Sihler-Rosei. Man habe nach typisch deutschen Milieus gesucht und sie gefunden – „hier die Adeligen und auf der anderen Seite die Bierbrauer-Dynastie“.
Außerdem: kein triviales Gut-Böse-Schema, sondern Charaktere, die differenzierter sind. „Iris Berben hatte ihre erste große Charakterrolle und Christiane Hörbiger übernahm ihre erste Fernsehrolle“. Die Schauspielerin aus der Theater-Dynastie der Hörbigers sei bis heute sehr glücklich, dass sie mitgespielt habe. [Gregor Tholl/fm]
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