Vor zwei Jahrzehnten lieferte sich Captain Kathryn Janeway mit der Borg-Königin ein packendes „Endspiel“ im deutschen Pay-TV. Seither hat es im TV keine „Trek“-Neuauflage mehr gegeben, die an „Voyager“ heranreichen konnte.
Über sieben Staffeln und insgesamt 172 Episoden war die im Delta-Quadranten verschollene Crew der USS Voyager auf der Suche nach einem Heimweg. Und nicht nur viele Welten und Spezies weit jenseits des Föderationsraums waren damals neu für das TV-Publikum: „Star Trek: Voyager“ unterstellte die Besatzung seines namensgebenden Raumschiffs erstmals weiblicher Regie. Kate Mulgrew verkörperte als Captain Janeway eine Führungspersönlichkeit im Ausnahmezustand, die eine Crew aus Rebellen und Sternenflottenoffizieren zu einer funktionierenden Einheit schmieden musste. In einem ständigen Balanceakt zwischen Menschlichkeit und militärischer Strenge.
Die eher düster und zweckmäßig gehaltenen Decks der Voyager waren eine deutliche Antithese zum cremefarbenen Weltraumpalast des Föderations-Flaggschiffs Enterprise in „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ und schafften Schauplätze für ernstere Szenarien und spannendere Stimmung – ein ordentlicher Schritt nach vorne für das Franchise. So erhielten auch die unter Picard-Kommando bereits eingeführten Borg als starke Antagonisten endlich mehr Bildschirmzeit und verwiesen mit ihrem bedrohlichen Transhumanismus in Cyberpunk-Optik abgenutzte Feindbilder wie die pöblig-nervigen Klingonen spielend auf ihre Plätze.
„Voyager“ bleibt unerreicht
Captain Janeway bekam für die lange Heimreise der Voyager darüber hinaus die vielleicht interessanteste Besatzung zur Seite gestellt, die es im „Star Trek“-Serienkosmos bislang gab. So konnte der eitle holographische Doktor selbst Trekkie-Favoriten Data in seiner Suche nach Sinn und Selbst in einem künstlich erzeugten Leben das Wasser reichen – Robert Picardos Darstellung des opernsingenden Besserwissers von der Voyager-Krankenstation gehört zu den absoluten Höhepunkten aus mittlerweile fast 60 Jahren Trek-Geschichte. Und auch die Ex-Drohne Seven of Nine hatte deutlich mehr zu bieten als ihren hauteng geschnittenen Einteiler; auch wenn es Haupdarstellerin Kate Mulgrew glaubwürdigen Quellen zufolge schwer gefallen sein muss, ihre feministisch ausgelegte Hauptfigur gegen das von Jeri Ryan verkörperte Sexsymbol zu behaupten.
Seit „Voyager“ hat es im „Star Trek“-Kosmos diverse Reboots des unsterblichen TV-Franchise gegeben – keines konnte jedoch bisher auch nur ansatzweise die Herzen der eingeschworenen Trekkies wieder so sehr erobern. Das unter J.J.Abrams für die große Leinwand geschaffene Alternativuniversum mit Chris Pine als Captain Kirk musste zu viele Zugeständnisse ans Mainstream-Publikum machen und hatte somit bei Trek-Katecheten keine Chance. Die Prequel-Serie „Enterprise“ fand über vier wechselhafte Staffeln nie so recht ihre Form – und wurde abgesetzt, bevor sie die Fans vollends überzeugen konnten. Jahre Später haben nun die produktionstechnisch um diverse Oktaven aufgemotzten Streaming-Serien „Picard“ und „Discovery“ auch eher schlechte Chancen, ins Pantheon der „Star Trek“-Fanatiker aufgenommen zu werden.
Quo vadis, „Star Trek“?
Um das Kult-Franchise von Gene Roddenberry wirklich wieder aufleben zu lassen, bräuchte es derzeit wohl mehr Mut zu einer wertkonservativen Umsetzung in moderner Optik, als die ausführenden Verantwortlichen der laufenden Serienproduktionen aufbringen können. Der Spagat zwischen Hochglanz-Streamingserie für ein breites Publikum und erzwungen wirkenden Referenzen an die Ursprungsgeschichte und Charaktere altgedienter Trek-Kapitel wirkt gerade im Fall von „Discovery“ geradezu verzweifelt.
Dabei bestünden eigentlich gerade im Zeitalter des Serien-Booms bei den Streamingdiensten alle technischen Möglichkeiten, die den alten „Star Trek“-Ablegern im TV noch fehlten. Ob es allerdings jemals wieder eine ähnlich überzeugende Trek-Serie wie „Voyager“ geben wird, ist derzeit gerade schwer abzusehen. Die letzten halbgaren Auskopplungen aus dem Roddenberry-Universum stimmen zumindest erstmal nicht sonderlich optimistisch.
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