Von der Lippe: „Im TV gibt es immer mehr Bedenkenträger“

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Jürgen von der Lippe; © rbb/Thomas Ernst
© rbb/Thomas Ernst

Jürgen von der Lippe hat von der kleinen Nischen-Show bis zum Samstagabend-Flaggschiff fast alles moderiert, was das gute, alte Fernsehen hergegeben hat. Nun ist er in einem Alter, in dem er dafür mit Lebenswerk-Preisen ausgezeichnet wird.

Jürgen von der Lippe (70) hat mit Shows wie „Geld oder Liebe“ goldene Zeiten im Fernsehen erlebt – heute sieht er das deutsche TV kritisch. „Es ist immer weniger Geld fürs Programm da, dafür gibt es immer mehr Menschen, die mitreden wollen, dabei aber hauptsächlich Bedenken tragen“, sagt der Entertainer im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Von der Lippes Worte haben durchaus Gewicht. Am Donnerstag (31. Januar) nimmt er in Düsseldorf den Deutschen Fernsehpreis für sein Lebenswerk entgegen – als einer der „ganz Großen der deutschen Unterhaltung“, wie es WDR-Intendant Tom Buhrow formulierte.

Im Interview verrät Jürgen von der Lippe vorher, welche Sendung er gerne noch mal moderieren würde, ob er den Serien-Boom nachvollziehen kann und ob er legitime Nachfolger für seine Generation an Showmastern sieht.

Herr von der Lippe, Sie bekommen den Deutschen Fernsehpreis für Ihr Lebenswerk. Das klingt ein wenig, als seien Sie jetzt in der Kategorie von Peter Alexander, Rudi Carrell und Heinz Schenk angekommen. Fühlen Sie sich auch so?
Von der Lippe: Gott sei Dank noch nicht, denn die Herren sind leider schon verstorben.

Lassen Sie uns eine kleine Bilanz ziehen – als Sie angefangen haben, war das Fernsehen ja doch noch ein anderes als heute. Was hat sich in den vergangenen Jahren am meisten verändert?
Es ist immer weniger Geld fürs Programm da, dafür gibt es immer mehr Menschen, die mitreden wollen, dabei aber hauptsächlich Bedenken tragen. Einem Einzelnen wird kein Geniestreich mehr zugetraut, dafür wird mit vielen Menschen gebrainstormt. Anschließend wundert man sich dann, dass nur Durchschnitt rauskommt.

Schauen Sie zum Beispiel all die hochgelobten Serien, über die gerade alle reden?
Natürlich nicht alle, aber etliche sind zu Recht hochgelobt. Die Serie hat gegenüber dem Film den Vorteil, nicht auf engstem Raum alle Figuren entwickeln und dabei noch spannend, lustig, traurig, lehrreich oder von allem ein bisschen sein zu müssen.

Sie haben große Samstagabendshows wie „Geld oder Liebe“ moderiert, mit „Wat is?“ eine anarchische Talk-Show präsentiert und in „Was liest du?“ Ihre Liebe fürs Geschriebene ausgelebt. Gibt es irgendein Fernsehformat, das Sie noch mal reizen würde?
„Wat is?“ würde ich jederzeit wieder machen und „Was liest du?“ mache ich auf meinem YouTube-Kanal.

In Ihrer Generation gab es einige große Showmoderatoren. Sie, Thomas Gottschalk und Harald Schmidt zum Beispiel. Heute ist diese Generation nicht mehr so häufig auf Sendung. Sehen Sie legitime Nachfolger?
Legitim ist, glaube ich, nicht das richtige Wort, denn die heutigen jungen Wilden haben, wie schon erwähnt, andere und keineswegs bessere Arbeitsbedingungen. Aber es gibt einige Leute, denen ich die goldenen Zeiten, die ich erleben durfte, wünschen würde.

Zur Person: Hawaiihemd und Kinnbart – Jürgen von der Lippe (70) ist allein schon durch sein Äußeres zu einer Marke im deutschen Fernsehen geworden. Die Karriere von Hans-Jürgen Dohrenkamp – so sein richtiger Name – begann in den 70er Jahren in der Liedermacherszene bei der Gruppe Gebrüder Blattschuss. Das Fernsehen kam dann 1980 mit der WDR-Show „WWF Club“ hinzu. Zu seinen großen Erfolgen zählen das anarchische Talk-Format „Wat is?“ und der Quoten-Hit „Geld oder Liebe“.

Von der Lippe selbst hat sich allerdings immer als Bühnenkomiker verstanden. Alles andere – Fernsehen, Bücher, Alben – sei nur Nebensache gewesen. [Interview: Jonas-Erik Schmidt, dpa]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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  • JuergenvonderLippe: © rbb/Thomas Ernst
4 Kommentare im Forum
  1. Weniger Geld fürs Programm? Nie war der Gebührenzahler mehr Geld los. Nur wer das Geld falsch verteilt ( sehhhhhr teure Fussball, Olympia Rechte) dann bleibt leider für das andere nicht mehr viel übrig, schon klar.
  2. Der größte Teil dürfte für üppige Pensionen und in zukünftige Pensionsrückstellungen fließen.
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