Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissenschaft in einfachen Worten zu erklären, für den WDR erfand er die „Hobbythek“ – dieser Tage feiert Jean Pütz seinen 80. Geburtstag und wird auf seine alten Tage politisch.
Wenn Jean Pütz ins Reden kommt – und das kommt er sehr schnell – dann redet er ohne Punkt und Komma. Über die Wissenschaft, über Politik, über seine Familie – und über sich. Er hat ja auch viel zu erzählen: Der Mann mit dem wuchtigen Schnäuzer, der einst die „Hobbythek“ erfand, wird am 21. September 80 Jahre alt.
Die Wissenschaft ist bis heute die Leidenschaft des gelernten Elektromechanikers, der das Abitur nachholte und dann Mathe, Physik und Soziologie studierte. „Mich hat immer die Frage beschäftigt: Wie kann ich Menschen mit einfachen Worten dazu bringen, die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung zu verstehen?“ Er sei fest davon überzeugt, dass eine Demokratie nur existieren kann, wenn Menschen informiert und gebildet sind: „Mit dummen Menschen geht die Demokratie unter.“
In der „Hobbythek“, die der Journalist 1974 beim WDR an den Start brachte und gut 30 Jahre lang moderierte, brachte er den Zuschauern Wissenschaft und Technik des Alltags auf unterhaltsame Weise näher: Er erklärte, wie man Käse, Lautsprecher oder Waschmittel selber herstellt, gab Tipps zur Ernährung, zur Nutzung von Energie oder Regenwasser.
1984 entwickelte er die „Wissenschaftsshow“, aus der später „Quarks & Co“ mit Ranga Yogeshwar wurde. Heute macht er keine eigenen TV-Sendungen mehr, aber mit seiner „Pützmunter-Show“ tourt er durchs Land und zeigt Experimente aus der Welt der Wissenschaft.
„Die moderne Technik ist wie für mich gemacht“, sagt Pütz nicht ohne Stolz. Er betreibt eine Internetseite und ist auch bei Facebook aktiv, „um der Politik die Leviten zu lesen“, wie er sagt. Zum Beispiel zum Thema Flüchtlinge. Im März hat er dazu einen offenen Brief mit 14 Fragen an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschickt.
„Finden Sie nicht, dass die europäische Idee durch Ihre nicht mit den europäischen Instanzen abgestimmte Entscheidung immer mehr in Gefahr gerät?“, lautete etwa eine dieser Fragen. Eine Antwort von der Kanzlerin habe er nicht erhalten. „Ich verstehe nicht, warum sie so emotional gehandelt hat, ohne rational die Folgen abzuschätzen“, sagt Pütz. Das Erstarken der rechtspopulistischen AfD sehe er mit Sorge, verwundere ihn aber keineswegs.
Privat lebt der Autor zahlreicher Fachbücher im Bergischen Land, in einem „Nullenergiehaus“ auf einem 300 Quadratmeter großen Grundstück. Genauer gesagt ständen dort zwei Häuser, wie er erklärt: In einem wohne er mit seinem 17-jährigen Sohn, in dem anderen seine dritte Ehefrau (49) mit der gemeinsamen fünfjährigen Tochter. Das zweite Haus habe er vor allem gekauft, weil seiner Frau in dem anderen die Küche nicht gefallen habe. Nun habe jeder seine Traumküche, und außerdem störe man sich nicht gegenseitig durch unterschiedliche Schlafgewohnheiten. Pütz hat auch einen 57-jährigen Sohn, der Biochemiker an der Universität in Straßburg ist, und einen 19 Jahre alten Enkel.
Seinen 80. Geburtstag will Pütz mit vielen Gäste und einem bayerischen Brunch feiern. Das Alter schrecke ihn nicht, wie er betont: „Ich möchte kein Jahr jünger sein, bin aber auch noch nicht bereit, ans Ableben zu denken.“ Diesbezüglich habe er übrigens keine Ängste: „Wenn ich weg bin, bin ich weg.“ Wenn es soweit ist, wolle er seinen Freunden eine Botschaft hinterlassen – abrufbar über einen QR-Code auf seinem Grabstein. „Da werde ich so sinngemäß sagen: Liebe Freunde, kommt mich besuchen – ich habe eine wunderbare Zeit gehabt.“[Petra Albers/kw]
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