Hans Meiser ist der Urvater der Talkshow im deutschen Fernsehen. Dieser Tage wird er 70 Jahre alt und ist inzwischen nur noch selten im Fernsehen zu sehen.
Runde um Runde fährt das schmucke alte Kinderkarussell, in dem ein weißhaariger Mann an diesem Mittag als einziger Fahrgast sitzt: Es ist Hans Meiser, der Urvater der TV-Talkshows. „Ich liebe die Kirmes“, sagt er und streicht andächtig über die bunten Wagen. „Wie die Schausteller so leben, das fasziniert mich: Jeder kennt jeden und sorgt sich um den anderen. Die Hilfsbereitschaft untereinander ist größer als bei so manchen Gartenzaun-Nachbarn. Eine tolle Gemeinschaft.“
Etwas wehmütig klingt es, wenn Meiser das sagt. Erst vor kurzem ist er mit seinem Hund wieder nach Bad Münstereifel gezogen: Der idyllische Eifel-Kurort ist Heimat von Sänger Heino und gilt inzwischen als Outlet-Paradies. Würde Meiser denn selber gerne wie Kirmesleute ständig von einem Ort zum anderen reisen? „Ja, warum nicht“, sagt der Moderator, der vor einigen Jahren eine mehrteilige Dokumentation über Schausteller gemacht hat. „Da ist man rastlos und hat trotzdem immer ein Ziel.“ Vielleicht ist er deshalb im Urlaub so gerne mit dem Wohnmobil unterwegs.
In seinem Alter – Meiser wird am 20. August 70 Jahre alt – könnte er doch eigentlich tun, was er will? „Das tue ich auch“, betont Meiser. Und das sei viel: Vorträge halten, Coachings anbieten, Veranstaltungen moderieren und manchmal noch ein bisschen Fernsehen. Außerdem gehört er zum Team von Frank Laufenbergs Internet-Radio-Projekt „PopStop“.
„Wenn man Radio und Fernsehen so intensiv gemacht hat wie ich, ist das wie ein Virus, das man nicht mehr los wird“, sagt Meiser lachend. Wobei: „Vieles, was dort heute läuft, ist nicht mehr mein Ding“, schränkt er ein. „Aber ich bin halt ein alter Sack, und alte Säcke kommen in den Reißwolf, dann werden da Putzlappen für Autos draus gemacht. So ist das eben.“ Das TV-Karussell dreht sich schnell – aber inzwischen weitgehend ohne ihn.
Klingt da etwas Verbitterung heraus? „Nein, warum sollte ich verbittert sein! Ich habe im Fernsehen mit allen gesprochen, mit denen ich sprechen wollte – zum Beispiel Gerhard Schröder, Rudolf Scharping, Helmut Kohl, Roman Herzog, um nur mal ein paar Namen zu nennen.“
Seine größte Bekanntheit beim breiten TV-Publikum erlangte Meiser allerdings ohne prominente Gäste: In der ersten täglichen Talksendung „Hans Meiser“, die in den 1990er Jahren nachmittags bei RTL lief, kamen vor allem die kleinen Leute zu Wort. Auch als Moderator der Sendung „Notruf“, bei der echte Notfälle und Rettungsaktionen nachgespielt wurden, landete er seinerzeit einen Quotenhit.
Den heutigen TV-Talkshows kann Meiser nicht viel Positives abgewinnen. „Die Leute haben keine Gesprächskultur mehr. Da fällt einer dem anderen ins Wort, das ist manchmal ein einziges Geschrei.“ Gegen solche Gäste könne auch der beste Moderator nicht ankommen. Zudem würden ständig dieselben Personen eingeladen. „Mich nervt das. Es ist immer das gleiche, ein endloser Kreislauf derselben Gesichter.“
Dann lieber ein richtiges Karussell. „Noch ’ne Runde, Hans?“, ruft ihm der Betreiber zu. „Nein, nein, lass mal, für heute reicht es“, antwortet Meiser. Er muss noch Urlaubsvorbereitungen treffen. Bald will er wieder mit dem Wohnmobil los – begleitet von seiner Mischlings-Hündin, die als treue Gefährtin auf dem Beifahrersitz hockt. [Petra Albers/kw]
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