Uma Thurman, Ethan Hawke und Jude Law kamen Ende der 1990er für den dystopischen Science-Fiction-Thriller „Gattaca“ zusammen. Heute läuft die Filmperle zur Prime Time im Free TV.
Die genetische Erforschung des menschlichen Erbguts schreitet stetig weiter voran. Immer wieder werden die Vor- und Nachteile von Verfahren diskutiert, die in das Erbgut eingreifen und dieses verändern können – also Methoden, die Einfluss auf die DNA nehmen. Einerseits könnten so schwere Erbkrankheiten oder auch HIV geheilt werden. Anderseits könnten aber auch Spermien und Eizellen genetisch manipuliert werden.
Letzteres wirft unweigerlich die Frage auf, welchen Einfluss wir mit einer solchen genetischen Manipulation und künstlichen Selektion schon vor der Zeugung auf unseren Nachwuchs nehmen würden. Würden mir mehr verändern, als lediglich Erbkrankheiten auszumerzen? Wie wäre es schon vor der Zeugung mit einer genetischen Optimierung der generellen Körperkraft, der geistigen Leistungsfähigkeit oder sogar des äußeren Erscheinungsbildes?
„Gattaca“: Eine Dystopie in naher Zukunft
Ende der 1990er zeichnete das Sci-Fi-Drama „Gattaca“ eine nicht allzu ferne Zukunft, in der wir Menschen genau das tun. Nachwuchs wird nur noch künstlich im Glas gezeugt und nach strikten genetischen Vorgaben wie geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit, der Lebenserwartung und dem Vorhandensein von Erbkrankheiten selektiert. Diese Auswahl geschieht stets mit dem Ziel der erhöhten Effizienz und Perfektion. Könnte ein Konzert-Pianist mit zwölf statt zehn Fingern nicht eine noch viel prächtigere und erhabenere Stufe der Virtuosität erreichen?
In dieser Zukunft werden Menschen, die auf natürliche Weise gezeugt und geboren wurden, mit nahezu zynischem Unterton „Gotteskinder“ genannt. Denn in Wirkichkeit gelten sie als minderwertig und werden aus allen wichtigen Bereichen ausgeschlossen. Sie taugen höchstens noch zum Putzen und Müll sotieren.
Der Fluch der natürlichen Geburt
Vincent Freeman (Ethan Hawke) wurde entgegen der Regel auf natürliche Weise gezeugt. Schon bei seiner Geburt wurde ihm eine Herzschwäche und eine niedrige Lebenserwartung attestiert. Vincents größter Traum ist es, einmal Astronaut zu werden und mit einem Shuttle die Erde zu verlassen. Doch obwohl er intelligent und leidenschaftlich genug ist, hat er keine Chance, dieses Ziel zu erreichen. Nur jene Kandidaten mit perfekten genetischen Werten werden dafür zugelassen.
Vincents Lösung ist der frühere Top-Athlet Jerome Eugene Morrow (Jude Law), der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, aber als künstlich gezeugter Mensch nach wie vor die besten genetischen Vorraussetzungen erfüllt. Jerome verkauft Vincent seine Identität und versorgt ihn mit Blut- und Urinproben sowie gefälschen Belastungs-EKGs. Und tatsächlich erhält Vincent so einen Ausbildungsplatz bei der Raumfahrtbehörde Gattaca.
Allerdings gibt es noch genügend Hindernisse zu überwinden, bevor Vincent sich in ein Shuttle setzen darf. Er muss permanent die Ärzte von Gattaca täuschen und verliebt sich in die Mitarbeiterin Irene (Uma Thurman), die ihm ebenfalls auf die Schliche kommen könnte. Ein Mordfall im Gattaca-Unternehmen kompliziert alles noch, denn die Ermittler entdecken die DNA-Spuren eines sogenannten Invaliden, also eines genetisch Minderwertigen, die Vincents Tarnung gefährden könnten.
Die Tradition der Dystopie
Der 1997er Sci-Fi-Thriller „Gattaca“ stammt aus der Feder von Andrew Niccol, der hier auch die Regie führte. Niccol wurde kurz darauf im Jahre 1998 zudem als Drehbuchautor von „Die Truman Show“ bekannt. Mit „Gattaca“ lieferte er ein faszinierendes und bedrückendes Werk ab, das sich in der Tradition von Filmen wie „Flucht ins 23. Jahrhundert“ (1976) oder George Lucas‘ Debüt-Spielfilm „THX 1138“ (1971) einordnet. All diese drei Science-Fiction-Streifen zeichnen eine vergleichbar dystopische Zukunft, in der der Mensch zum Sklaven eines gesellschaftlichen Technisierungs- und Optimierungswahns verkommt.
„Gattaca“ lässt sich zusätzlich noch im Untergenre des Biopunk verorten, das dem Cyberpunk nahe ist, aber den Schwerpunkt auf Biotechnologie und Genmanipulation legt. Die komplexen ethischen Fragen, die sich aus dieser Thematik ergeben, werden in „Gattaca“ durchaus differenziert und vielseitig behandelt. So wurde der Film deswegen sogar an der Universität von Toronto mit Wissenschaftlern und Studenten ausführlich diskutiert.
„Gattaca“ scheint heute aktueller denn je
Aber auch ästhetisch hat „Gattaca“ viel zu bieten und greift gezielt den Stil des Retrofuturismus auf. Das macht sich sowohl an der Köstumgestaltung mit Trenchcoats und Filzhüten á la Humphrey Bogart bemerkbar als auch an der Architektur, der Inneneinrichtung und den Autos. Hier verweist optisch so einiges auf die 1950er und frühen 1960er Jahre.
„Gattaca“ ist also kein leichter Happen, sondern ein vielseitig durchdachtes, dystopisches Drama, das eine ebenso gespaltene wie zwanghaft gleichgeschaltete Gesellschaft zeigt. Die klinisch unterkühlte Darstellung der genetisch optimierten Oberschicht und ihrer künstlichen Lebenswelt verstärkt die melancholische Grundstimmung noch. Und zudem haben all die ethischen Fragen, die „Gattaca“ aufmacht, keineswegs an Aktualität eingebüßt. Ganz im Gegenteil zeigt der heutige Forschungsstand, dass uns die Genetik und Biotechnik zukünftig stets begleiten wird.
„Gattaca“ heute um 20.15 Uhr auf ZDFneo
Wer sich „Gattaca“ nochmal anschauen möchte, hat heute um 20.15 Uhr auf ZDFneo die Gelegenheit dazu. Die Wiederholung folgt kurz darauf ebenfalls bei ZDFneo um 1.35 Uhr. Im Stream gibt es den Film als Kauf- oder Leihgabe zu erwerben von Amazon Prime Video über den Sky Store bis zu Google Play und Apple TV. Sony Pictures stellt „Gattaca“ ebenfalls als HD- und 4K-UHD-Blu-ray zu Verfügung samt einer limitierten Steelbook-Variante.
Bildquelle:
- df-gattaca: ZDF