Ulrich Kienzle wird 75 – ZDF-Nahostexperte gefragt wie nie

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Kaum war bekannt, dass Osama bin Laden bei einem US-Kommandounternehmen erschossen wurde, stand das Telefon bei Ulrich Kienzle nicht mehr still. Die Talkmaster riefen in Serie bei ihm an, um den bekannten TV-Journalisten in ihre nächste Sendung zu holen.

Denn der im hessischen Eltville am Rhein lebende Schwabe gehört noch immer zu den gefragtesten Experten für arabische Länder und vor allem den Nahen Osten. Und er kann auf ein bewegtes Leben als Korrespondent zurückblicken. Am kommenden Montag wird Kienzle 75.

„Eigentlich wollte ich verreisen, aber meine Frau hat gesagt: ‚Das kannst Du nicht machen'“. Doch der frühere Fernsehreporter mit dem markanten Schnauzbart will die Feier nicht ausufern lassen. Dafür hat er derzeit noch zu viel zu tun. Denn Kienzle arbeitet an einem neuen Buch über die arabische Welt und seine ganz persönlichen Erfahrungen. Der Titel lautet: „Abschied von 1001 Nacht“. Das Buch soll helfen, mit manchen Vorurteilen aufzuräumen und das Verständnis des Westens für arabische Länder zu verbessern.

„Wir haben ja im Westen eine etwas merkwürdige Vorstellung vom Nahen Osten. Entweder ist es 1001 Nacht und das Bagdad des Kalifen oder es sind die Terroristen von Bin Laden. Aber dazwischen gibt es viele Schattierungen. Das ein wenig zu differenzieren, ist meine Absicht.“

Kienzle kann dabei auf viele persönliche Eindrücke zurückgreifen. Als einer der wenigen westlichen Journalisten hat er den früheren irakischen Diktator Saddam Hussein interviewt und erinnert sich heute noch lebhaft daran: „Das war schon eine merkwürdige Situation: Man steht in einem großen Saal, die Tür geht auf und man rechnet damit, dass ein martialischer Diktator hereinkommt. Und dann betritt ein in feines italienisches Tuch gekleideter Herr den Raum, der nett und höflich ist. Man weiß aber, dass er hunderttausende Menschenleben auf dem Gewissen hat.“

Auch den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi hat Kienzle 1975 im Wüstenzelt getroffen, nachdem er dreieinhalb Wochen auf einen Gesprächstermin gewartet hatte: „Der trat damals auch als sehr netter Mensch auf und wirkte ein wenig wie Omar Sharif.“

Vielen Fernsehzuschauern ist Kienzle noch durch sein Doppelspiel mit dem vor knapp sieben Jahren gestorbenen Bodo Hauser in Erinnerung. Die beiden haben ein Stück TV-Geschichte geschrieben. Als Co-Moderatoren des Magazins „Frontal“ im ZDF haben sie das kontroverse Streitgespräch im Fernsehen positioniert. „Noch Fragen, Kienzle? Ja, Hauser“ wurde zum geflügelten Wort.

Kienzle wird auch heute noch auf sein persönliches Verhältnis zu Bodo Hauser angesprochen, mit dem er zwischen 1993 und 2001 heftige Wortgefechte zur Politik austrug. Millionen von Zuschauern waren Stammgäste des Politmagazins, in dem das herkömmliche Links-Rechts- Schema der politischen Magazine aufgebrochen wurde. Der eher links orientierte Kienzle und der konservative Hauser ließen keine Gelegenheit aus, sich die Meinung zu sagen.

Gespielt war die Kontroverse nicht. Kienzle sagte vor einigen Jahren: „Ich hatte ein professionelles, aber kein privates Verhältnis zu Hauser.“ Und: „Der Erfolg der Sendung hat dazu geführt, dass sie länger im Programm war als ich wollte.“ Denn den Zuschauern gefiel das außerordentlich: Die streitbaren Moderatoren holten bis zu zu sechs Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte. „Frontal“ war Mitte der 1990er Jahre die beliebteste Magazinsendung im ZDF.

Kienzle hat den Journalismus von der Pike auf gelernt. 1963 begann er beim damaligen Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, 1967 wechselte er zum Westdeutschen Rundfunk und kehrte ein Jahr später als Chef der „Abendschau“ zum SDR zurück. Von 1972 bis 1974 moderierte er mit Dagobert Lindlau vom Bayerischen Rundfunk das Auslandsmagazin „Kompass“. Nach seiner Zeit als ARD-Korrespondent für Arabien war er von 1980 bis 1990 Fernseh-Chefredakteur von Radio Bremen. [Edgar Neumann/ar]

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3 Kommentare im Forum
  1. AW: Ulrich Kienzle wird 75 - ZDF-Nahostexperte gefragt wie nie Wieder eine ganz schwache Redaktion, Kienzle wird 75 und setzt ein Bild von Pilawa aus seiner ARD-Zeit drüber. Geht gar nicht !!!!
  2. AW: Ulrich Kienzle wird 75 - ZDF-Nahostexperte gefragt wie nie Der einzig wahre und glaubwürdige Nahostexperte ist für mich Peter Scholl Latour!
  3. AW: Ulrich Kienzle wird 75 - ZDF-Nahostexperte gefragt wie nie Dem kann ich mich nur anschließen.
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