Etwas mulmig dürfte Ashton Kutcher seit der Bekanntgabe seiner neuen Rolle in „Two and a Half Men“ zumute sein. Die Erwartungen der amerikanischen Zuschauer an den Nachfolger von Charlie Sheen sind extrem hoch.
Immerhin beerbt der 33-jährige Schauspieler nicht nur einen zwölf Jahre älteren Comedy-Profi und TV-Superstar, der auf den Flop der neuen Staffel nur so wartet. Er wird von nun an auch das Zugpferd einer Sendung sein, die mit 15 Millionen Zuschauern als die erfolgreichste Sitcom im US-Fernsehen gilt und eine der lukrativsten Werbeeinnahmequellen für den Sender CBS darstellt.
Trotz des wachsenden Drucks gibt sich der Ehemann von Demi Moore euphorisch und fast kämpferisch. „Ich kann Charlie Sheen nicht ersetzen, aber ich werde mir den Arsch abarbeiten, um die Zuschauer höllisch gut zu unterhalten“, sagte er in seiner ersten Stellungnahme. „Ich kann es kaum erwarten, mit diesem verdammt talentierten 2,5-Team zusammenzuarbeiten und ich glaube, dass wir die Bühne mit Gelächter füllen können, das bei den Zuschauern widerhallen wird“.
Ob sich die Kutcher als Glücksfall erweist – die Produzenten der Sendung nennen ihn so – wird sich ab Herbst zeigen. Dann werden die im Sommer gedrehten Staffeln ausgestrahlt. Der Produzent der Serie, Chuck Lorre, zeigte sich am Freitag optimistisch. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir einen so talentierten, fröhlichen und ganz einfach außergewöhnlichen Menschen wie Ashton in unsere Familie aufnehmen dürfen“, sagte er. Er sei froh, dass das Team der Serie zusammengehalten hätte und nicht auseinandergefallen sei. Lorre war vor einigen Monaten öffentlich von Sheen kritisiert worden, was zur Entlassung des Hollywoodstars führte.
Charakterlich könnten Kutcher und Sheen nicht unterschiedlicher sein. Parties, Drogen- und Alkoholprobleme, regelmäßige Treffen mit Prostituierten, Gewalttätigkeit gegen seine Ex-Frauen und Randalieren in Hotelzimmern – alles das zählte in den vergangenen Jahren zu Charlie Sheens Alltag und brachte den Rüpel ständig in die Schlagzeilen. Kutcher dagegen ist zwar ein leicht durchgeknallter Sunnyboy, aber gilt auch als einfühlsamer Ehemann, fürsorglicher Stiefvater, cleverer Produzent und leidenschaftlicher Philanthrop. Erst im Herbst vergangenen Jahres eröffnete er in New York zusammen mit seiner Frau und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine UN-Stiftung zum Kampf gegen Menschenhandel.
Der ehemalige Biochemie-Student ist besonders unter den jungen Zuschauern sehr beliebt und kann einige Erfahrungen im Sitcom-Business nachweisen. Mit „That 70s Show“ feierte er bis zur Einstellung der Sendung 2006 seine ersten großen Fernseherfolge. Als einer der ersten Promis entdeckte er zudem die Vorteile von Twitterund leistete sich vor zwei Jahren ein Wettrennen mit dem Nachrichtengiganten CNN, wer zuerst eine Million Follower verzeichnen könnte. Kushton gewann spielend und spendete umgehend 10 000 Moskitonetze und 100 000 Dollar an eine Malaria-Stiftung. Inzwischen hat er seine Twitter-Gemeinde auf 6,7 Millionen Fans versechsfacht. Im technologiefreundlichen Amerika ist das ein äußerst wichtiger Pluspunkt für die Vermarktung der Show.
Dennoch: Der Erfolg der Sendung ist alles andere als gesichert und erst nach den ersten Monaten wird sich herausstellen, wer die ersten Staffeln nur aus Neugierde einschaltet und wer der Sendung länger treu bleiben wird. Die Vergangenheit zeigt, dass Zuschauer von Sitcoms Auswechselungen der Hauptdarsteller nur ungern hinnehmen. In der Sitcom „Chaos City“ hatte nach vier Staffeln der an Parkinson erkrankte Michael J. Fox das Handtuch werfen müssen und wurde von keinem geringeren als Charlie Sheen ersetzt. Zwei Staffeln später musste die Sendung ganz eingestellt werden.
Der neue Job wird für Kutcher kein einfaches Unterfangen sein. Doch die amerikanischen Zuschauer scheinen ihm bis jetzt wohlgesonnen zu sein – nur zu sehr sind sie Charlie Sheen leid.
[Elisabeth Gründer]
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