„Twin Peaks“ feiert 30. Jubiläum

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Twin Peaks
Bild: Showtime / Sky

Heute vor genau 30 Jahren wurde in den USA die erste Episode von „Twin Peaks“ ausgestrahlt. David Lynchs Erfolgsserie war damals ein Wendepunkt für das Fernsehen.

Eine Drossel sitzt auf einem Ast, aus Schornsteinen steigt der Qualm in den Himmel, in einem Sägewerk fliegen die Funken, dazu die verträumte Musik von Komponist Angelo Badalamenti. Allein das Intro, das einen in jeder Episode in das kleine Städtchen Twin Peaks entführt, ist Kult. Dabei ist es mit seinen malerischen Bildern genau so trügerisch wie die Idylle, die die Bewohner von Twin Peaks auf den ersten Blick vorgaukeln. Bereits aus den früheren Filmen von Regielegende David Lynch („Eraserhead“, „Blue Velvet“) ist schließlich bekannt, dass unter der hübschesten Fassade oft die finstersten Abgründe lauern.

Als in Twin Peaks die Leiche der Schülerin Laura Palmer gefunden wird, ist die Stadt in Aufruhr. Wer könnte zu so einer Tat nur in der Lage sein? FBI-Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) wird in den Ort geschickt, um das Verbrechen aufzuklären. 16 Folgen dauerte es, bis das Rätsel gelöst war. Ein Weg voller Irrungen und Konflikte – sowohl vor als auch hinter der Kamera.

Ein einzigartiger Genremix

Was „Twin Peaks“ in den 90er Jahren (und eigentlich bis heute) so herausstechen ließ, ist, dass sich die Serie einfach in keine Schublade stecken lässt. David Lynch und Mark Frost knüpften sich die damals in den USA so beliebten Krimi-Formate vor und ließen kein Versatzstück auf dem anderen. So stand zwar die Aufklärung des Mordfalls als Krimi-Plot immer im Vordergrund, doch auf dem Weg dahin entwickelte sich „Twin Peaks“ zu einem ausschweifenden Kaleidoskop an schrägen Charakteren, Seifenoper-Schicksalen und einer ordentlichen Portion Mystery.

Eine surreale, teils unheimliche Genremischung mit einem Produktionsstandard, den man damals nur aus dem Kino kannte. Es war das erste Mal, dass man ein solch großes Publikum über Wochen hinweg vor dem Fernseher bannen konnte. Damit ebnete „Twin Peaks“ gewissermaßen bereits den Weg für spätere High-Quality-Serien wie „Die Sopranos“ bis hin zu „Game of Thrones“. Das Fernsehen verwandelte sich in einen ernst zu nehmenden Konkurrenten für das Kino.

Konflikte hinter der Kamera

35 Millionen Amerikaner sahen die Pilotfolge von „Twin Peaks“ am 8. April 1990 bei ABC und der Erfolg sollte nicht abreißen. Nur einen Monat später erhielten Lynch und Frost den Auftrag für eine zweite Staffel, bei der es jedoch zu künstlerischen Differenzen kam. Zum Konzept von „Twin Peaks“ gehört, das Publikum immer wieder an der Nase herumzuführen.

Lynch und Frost hatten beispielsweise nie vor, den Mörder von Laura Palmer zu enthülllen, wie es ihnen der Sender dann aber doch diktierte. Streitigkeiten hinter der Kamera und fallende Quoten waren prompt die Strafe dafür. Die Erfolgsgeschichte „Twin Peaks“ bekam zum Ende der zweiten Staffel immer mehr Risse. Lynch zog sich immer mehr von dem Projekt zurück. 1992 legte er mit „Fire Walk With Me“ ein eigensinniges Prequel fürs Kino nach. Bei den Fans sorgte das aber weitgehend für Enttäuschung. Bis zum furiosen Comeback sollte es viele Jahre dauern.

Die Rückkehr

2014 verkündete der Sender Showtime eine Wiederbelebung der Serie nach 23 Jahren. Drei Jahre später war es dann soweit: „Twin Peaks – The Return“ feierte seine Premiere. 18 neue Episoden, alle inszeniert von David Lynch, der gemeinsam mit Mark Frost als Drehbuchautor völlige künstlerische Freiheit bekam. Kritiker und Fans waren begeistert von dem Comeback. Staffel 3 gibt sich mit großer Freude dem surrealen Wahnsinn hin, den Kinogänger bereits aus Lynchs Spätwerken „Lost Highway“ oder „Inland Empire“ kennen. „The Return“ ist „Twin Peaks“ in seiner ursprünglichsten wie radikalsten Form.

Auch nach all den Jahren hat die Serie nichts von ihrem mystischen Charme verloren. Die verstörenden Albträume, das rote Zimmer, all der duftende Kaffee, das Geheimnis der schwarzen Hütte: Die mitreißende Rätselhaftigkeit des Formats ist zeitlos! Gerade zur Corona-Krise könnte der Zeitpunkt wohl kaum passender sein, Twin Peaks einen Besuch abzustatten, um die Undurchschaubarkeit der Welt vielleicht ein wenig besser verstehen zu können.

Alle drei Staffeln von „Twin Peaks“ sind auf DVD und Blu Ray erhältlich. Darüber hinaus stehen alle 48 Episoden bei Sky Ticket zum Abruf bereit.

Bildquelle:

  • df-sky-showtime-twin-peaks: Sowtime / Sky
9 Kommentare im Forum
  1. Ich hab's bis heute nicht geschafft die Serie komplett zu schauen und das nach mehreren Versuchen. Irgendwie verlor ich immer gegen Ende der ersten Staffel das Interesse.
  2. Sie hätten einfach, nachdem der Mörder gefunden wurde, aufhören sollen. Danach wurde es ja immer abgedrehter....(obwohl es schon teilweise davor "abgedreht" war). Insgesamt aber eine klasse Serie.
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