Mainz – Die Zuschauer des ZDF Theaterkanals waren aufgerufen, ihre Lieblingsinszenierungen zu wählen. Die aus einer Auswahl von 100 Werken meistgenannten zehn Stücke finden sich jetzt im Programm der 100. Spielzeit.
Als klarer Sieger der Umfrage ging Goethes „Faust“ in Peter Steins legendärer Marathon-Inszenierung anlässlich der EXPO 2000 hervor. Auf den weiteren Plätzen ist alles vertreten, was die breite Angebots-Palette des Theaterkanals ausmacht: von Brecht über Beckett bis Boulevard und Benatzky ist alles abgedeckt.
„Der Hauptmann von Köpenick“, Samstag (2. August), 21.35 Uhr
Die Inszenierung „Der Hauptmann von Köpenick“ von Katharina Thalbach lief fünf Jahre vor ausverkauftem Haus im Berliner Maxim Gorki Theater (Premiere war 1996). Als der vorgesehene Hauptdarsteller Harald Juhnke im Dezember 1997 krank wurde, übernahm Thalbach innerhalb eines Tages die Riesenrolle des Hauptmanns, wurde abends 15 Minuten gefeiert und anschließend zum Stadtgespräch.
„Im weißen Rössl am Wolfgangsee“, Sonntag (3. August), 16.55 Uhr
Eine illustre Schauspielertruppe hatte sich 1994 in Berlin zusammengefunden und füllte Abend für Abend das Spiegelzelt der „Bar jeder Vernunft“ für ein perfektes Kitschspektakel im Stile der frühen 1930er Jahre. Neben den Geschwistern Pfister sind in den Hauptrollen Max Raabe, Gerd Wameling, Meret Becker und Otto Sander zu sehen.
„Mutter Courage und ihre Kinder“, Sonntag (3. August), 20.55 Uhr
Vor dem gewaltigen Hintergrund des mörderischen Dreißigjährigen Krieges vollzieht sich das Schicksal einer der großen Gestalten unserer dramatischen Literatur, vollziehen sich Leben und Leiden einer Frau, die dieses nur aus der ungeheuren Kraft ihrer Mutterschaft ertragen kann. Mutter Courage, die Marketenderin Anna Fierling, „will aus dem Krieg durch den Handel mit dem Krieg zu Wohlstand oder wenigstens zum Auskommen gelangen“. In der Aufführung von den Ruhrfestspielen Recklinghausen 1965 wirken u.a. Lotte Lenya, Ida Krottendorf und Günter Strack mit.
„Lady Windermeres Fächer“, Montag (4. August), 19.40 Uhr
Die Ehe der Windermeres scheint in Gefahr, als die junge, sehr sittenstrenge Lady Windermere erfährt, dass ihr Mann in letzter Zeit häufig mit einer gewissen Mrs. Elynne gesehen worden ist, die in zweifelhaftem Ruf steht und der er, wie sie entdeckt, größere Zuwendungen gemacht hat. Gegen den Willen seiner Frau lädt Lord Windermere zu ihrem Geburtstagsball Mrs. Erlynne ein. Boy Goberts erfolgreiche Inszenierung verzichtet weitgehend auf die gängige Interpretation der Komödie als Boulevardstück zugunsten einer psychologisch-gesellschaftsskeptisch vertieften Auffassung, die Oscar Wilde als kritischen Chronisten seiner Zeit herausstellt.
„Der Diener zweier Herren“, Montag (4. August), 23.55 Uhr
Im Sommer 1988 bearbeitete Giorgio Strehler (1921-1997) zum 27sten und letzten Mal den „Diener zweier Herren“, „die berühmteste, verbreitetste und langlebigste Inszenierung der Welt“ im Mailänder Piccolo Teatro neu. Am 24. Juli 1947 hatte seine Inszenierung der Goldoni-Komödie zum ersten Mal Premiere. 1974 faszinierte das Piccolo Teatro im Hof der mailändischen Villa Litta sein Publikum.
Der Theaterkanal zeigt die Aufführung im italienischen Original mit Untertiteln, die jedoch nicht wörtlich den Text übersetzen, sondern lediglich den Handlungsablauf erklären. Der Schauspieler und Theaterregisseur Helmuth Lohner erzählt zu Beginn über die Werk- und Inszenierungsgeschichte des „Dieners zweier Herren“. [cg]
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