Auch RTL hat nicht vor, in der kommenden TV-Saison das Rad neu zu erfinden. Wie viele andere Medienunternehmen gilt der Fokus den bekannten Marken. Außerdem kündigt man Lizenzierungsgespräche mit Disney an.
Der Fernsehsender RTL spielt für die nächste TV-Saison mit dem Gedanken, die Show „Das Supertalent“ wieder aus der Versenkung zu holen. „Ja, es gibt Erwägungen», sagte RTL-Programmgeschäftsführerin Inga Leschek der Deutschen Presse-Agentur. „Wir schauen uns gerade an, ob es einen Weg gibt, das Format noch mal aufzufrischen, neu zu beleben und dann ins Programm zu holen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“
Ausblick auf kommende TV-Saison: RTL erwägt „Supertalent“-Comeback – aber vielleicht ohne Bohlen
Dieter Bohlen sei auch Teil dieser Überlegungen. Jedoch könnte am Ende auch eine Show ohne ihn stehen. „Bei ‚DSDS‘ ist Dieter fix gesetzt – beim Supertalent sind wir noch nicht so weit, um über eine mögliche Jurybesetzung sprechen zu können“, sagte Leschek.
Seit der 15. Staffel im Jahr 2021, bei der die Einschaltquoten zuletzt sehr schwach waren, hat RTL „Das Supertalent“ nicht mehr ausgestrahlt und zuerst von einer „kreativen Pause“ gesprochen. Im April 2023 hatte RTL dann dem Branchendienst dwdl.de gesagt, dass eine „Supertalent“-Rückkehr „derzeit nicht geplant“ sei.
Ebenfalls im April 2023 hatte der Sender bekanntgegeben, dass die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ („DSDS“) nun doch nicht eingestellt wird. Bohlen wird in der nächsten Staffel wieder in der Jury sitzen, wie RTL-Managerin Leschek im dpa-Interview bekräftigte.
„‚Deutschland sucht den Superstar‘ gibt es seit 20 Jahren. Ein Jahr davon lief es ohne Dieter Bohlen – „und das ist bei unseren Zuschauerinnen und Zuschauern nicht gut angekommen, was einen deutlichen Quotenrückgang zur Folge hatte“, so Leschek. „Seit dem Zeitpunkt seines Comebacks gingen die Marktanteile nach oben, was, glaube ich, ein deutliches Signal ist. Wir arbeiten mit ihm weiter.“
RTL+ wächst durch Reality, Sport und starke TV-Marken
Beim Streamingdienst RTL+ sind die stärksten Wachstumstreiber derzeit nach Konzernangaben „die drei Säulen Reality, Sport und unsere starken TV-Marken“. Das sagte RTL-Programmgeschäftsführerin Inga Leschek der Deutschen Presse-Agentur. „In diesem Jahr haben sich die Abos für ‚Deutschland sucht den Superstar‘ mehr als vervierfacht und auch die Nutzung war viereinhalb Mal so hoch wie im letzten Jahr. Die Ausstrahlung im Linearen und die Nutzung im Streaming beflügeln sich gegenseitig.“
Der in erster Linie werbefinanzierte Privatsender hat seine Zielgruppe vor einiger Zeit erweitert – von der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen auf die der 14- bis 59-Jährigen. „Die Erweiterung der Zielgruppe auf 14 bis 59 macht Sinn, weil besonders im Segment 50 bis 59 noch sehr viele Menschen zu festen Zeiten zu Hause sitzen und große Freude am linearen Fernsehen haben“, erläuterte die TV-Managerin. „Zugleich sind sie kaufkräftig und interessiert und somit für die Werbekunden sehr relevant.“
Leschek weiter: „Wir wachsen gegen den Markttrend als einziger großer Privatsender und eben gerade auch in dieser Zielgruppe. Das haben wir starken Marken zu verdanken. ‚Deutschland sucht den Superstar‘ hat 3,4 Prozentpunkte mehr geholt als im letzten Jahr. ‚Ich bin ein Star – holt mich hier raus!‘ hat um 3 Prozentpunkte zugelegt. Aber auch ‚Let’s Dance'“‚ und „Wer wird Millionär?‘ performen besser als im letzten Jahr. Was man so vielleicht nicht erwarten würde: All diese starken TV-Marken funktionieren auch auf RTL+ sehr gut.“
Bei Reality will der Sender weiter nachlegen: „Wir sind bereits jetzt die erste Adresse für Dating-Reality und weiten den Vorsprung gerade weiter aus. Wir arbeiten an einer Adventure-Farbe, die wir schon in Entwicklung haben. Man kann Prominente oder Nicht-Prominente in ein schönes Haus in Südafrika, Thailand oder Griechenland stecken. Man kann sie aber auch in die Wildnis schicken und schauen, wie sie ohne Traumbungalow und Zimmerservice zurechtkommen. Auch im Dating Reality Bereich stecken noch viele neue Facetten. Wir sehen, dass nach wie vor viele Menschen gerade wegen dieser Programmfarbe zu uns kommen.“
Der Werbemarkt konzentriert sich laut Leschek momentan noch stark auf das lineare Fernsehen, „denn nach wie vor erreicht man nur im TV viele Menschen zeitgleich mit seiner Werbebotschaft“, sagte die Programmgeschäftsführerin. „Deshalb investieren wir weiter stark ins lineare TV, aber auch massiv in RTL+. Das optimale Zusammenspiel dieser beiden Welten steht für uns in den nächsten Monaten im Fokus.“
Für seinen Streamingdienst hat RTL jüngst auf dem Münchner Filmfest auch vier weitere Originalserien vorgestellt (siehe Titelbild), zu denen unter anderem einen „Pumuckl“-Neuauflage gehört und die auch im Laufe der kommenden TV-Saison (teilweise schon sehr bald) linear ausgestrahlt werden. Lesen Sie mehr dazu im separaten DIGITAL FERNSEHEN-Artikel.
Programmchefin Leschek: Deutscher Streaming-Markt ist hart umkämpft
Der deutsche Streaming-Markt wird nach Erwartung von RTL-Programmgeschäftsführerin Inga Leschek vermutlich keine großen Neueinstiege mehr erleben. „Man sieht ja, wie schwer es den internationalen Nachzüglern in diesem hart umkämpften Wettbewerb fällt, noch einen nennenswerten Aufschlag hinzubekommen“, sagte Leschek der Deutschen Presse-Agentur. „Und wenn, muss viel Marketing-Budget in die Hand genommen werden, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Der Streaming-Markt in Deutschland bietet bereits ein sehr vielfältiges Angebot.“
RTL+ sei mit mehr als 4,3 Millionen Abonnenten in einer sehr starken Position. „Fraglich, ob weitere Anbieter in den Markt einsteigen werden. Falls ja, gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft und die Kreativität.“
Leschek sagte über die Branchentrends aus den USA: „Bis vor einigen Monaten war es noch so, dass jedes große Filmstudio und eine Reihe neuer Anbieter einen eigenen Streaming-Service gegründet haben. Um alles für ihre eigenen Plattformen zu sichern, wurden keine Inhalte mehr an die klassischen TV-Partner lizenziert.“ Diese Logik verändere sich gerade, so Leschek. „Sowohl Disney als auch andere große Studios lizenzieren wieder. Wir sind bereits in guten Gesprächen.“ (dpa/bey)
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