Die TV-Chefin der Produktionsfirma Imago, Andrea Schönhuber, hat gravierende Fehler beim Schnitt der RTL-Dokusoap „Mietprellern auf der Spur“ eingestanden. Sie spricht zudem von möglichen „Realitätsverschiebungen“ bei einigen Autoren.
Die Produzentin rechtwertigte die handwerklichen Patzer gegenüber dem Branchendienst „Kress“ (aktuelle Ausgabe) mit „verschwimmenden Grenzen zwischen Fiktion und Realität“. Diese würden durch die viele gescriptete Formate entstehen. Schönhuber erklärte, dass Imago viele freie Autoren beschäftige, die auch für andere Produktionsfirmen tätig seien. Der Wechsel zwischen erfundenen und realen Formaten bereite einigen Kollegen dabei offenkundig Probleme. „Da mögen im Kopf durchaus Realitätsverschiebungen entstehen, dennoch darf das nicht sein“, sagte die Imago-TV-Chefin.
Die TV-Produzentin reagierte damit auf Vorwürfe gegen ihre Produktionsfirma, eine Episode der RTL-Dokusoap „Mietprellern auf der Spur“ manipuliert zu haben. In der umstrittenen Folge geht es um eine angeblich bettlägerige Frau, die mit ihrem 17-Jährigen Sohn zusammen wohnt. Dieser besucht eine Schule für geistig Behinderte. In der ausgestrahlten Sendung wird der Eindruck erweckt, als gebe der Junge sein Einverständnis, dass Moderatorin Vera Int-Veen in der Wohnung filmen darf.
Später veröffentlichten Originalaufnahmen von den Dreharbeiten zu der am 4. Juli ausgestrahlten Sendung (4,4 Millionen Zuschauer) zeigten jedoch, dass die Aussagen des Jungen nicht korrekt zusammen geschnitten wurden und er nicht damit einverstanden war, dass in der Wohnung gefilmt wird.
Neben dem Erklärungsversuch, räumte Schönhuber ein, dass der Umschnitt des Rohmaterials vollkommen unnötig gewesen sei. Denn „unser Team hat schließlich die Schwester der Familie begleitet, die sich als Pflegeberechtigte große Sorgen um die Lebensumstände ihrer Mutter machte“, so die Imago-TV-Chefin. Es sei ein gravierender Fehler gewesen. Sie kündigte reumütig an, das Bewusstein für Ethik in ihrem Unternehmen zu schärfen.
Es gebe häufig sowohl eine rechtliche als auch eine ethische Ebene, verdeutlichte Schönhuber. „Manchmal steht man juristisch auf der richtigen Seite – und trotzdem ist es moralisch nicht okay“. Um das Bewusstsein der Imago-Mitarbeiter entsprechend zu schärfen, habe sie „nochmals intensiv mit ihnen gesprochen“. Die Einsicht kommt allerdings zu spät: Die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) will prüfen, ob bei der RTL-Ausstrahlung eine Verletzung rundfunkrechtlicher Bestimmungen vorliegt (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [js]
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