Nach der kontroversen Abschaltung eines Fernsehsenders wurden in Somaliland zahlreiche protestierende Journalisten in der Hauptstadt Hargeisa verhaftet. Der Sender HornCable TV war zuvor aus politischen Gründen mit Polizeigewalt geschlossen worden.
Somalilands Präsident Ahmed Mohamed Siilaanyon hatte den Fernsehsender HornCable TV am vergangenen Samstag in einerParlamentsansprache als Nationszerstörerbezeichnete und die Verantwortlichen beschuldigt, regierungsfeindliche Propagandazu verbreiten. Kurz darauf stürmten Polizisten ohne Genehmigung das Sendergebäude und zwangen sämtliche Mitarbeiter, das Gebäute zu verlassen. Anschließend versiegelten die Beamten die Türen und unterbrachen den Rundfunktransmitter. Zudem kam Senderpräsident Mohamed Abdi Sheik kurzfristig in Haft, wie die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen am Montag mitteilte.
Grund für den Zorn der Regierung war offenbar ein Bericht des Senders über ein Stammestreffen in der Sool-Region, bei dem Repräsentanten verschiedener Stämme die Gründung einer autonomen Administration der Region verkündeten. Der Innenminister von Somaliland bestätigte, dass dem Sender die Lizenz aufgrund angeblicherregierungsfeindlicher Propaganda in diesem Bericht entzogen wurde.
Mitarbeiter von HornCable TV demonstrierten daraufhin vor dem Prasidentenpalast, wo sie von Polizisten geschlagen und in Gewahrsam genommen wurden. Acht Sendermitarbeiter sowie 13 weitere Journalisten, welche ihnen zu Hilfe kamen, wurden verhaftet. Der Besitzer von HornCable TV wurde zum Präsidentschaftsbüro beordert und nach einem Verhör wieder freigelassen.
Bereits kurz nach dem Stammestreffen am 8. Januarwurde ein Fernsehreporter von Universal TV für seinen Bericht über das Treffen verhaftet und sitzt seitdem aufgrund von angeblich übertriebener Berichterstattung im Gefängnis. In dem nicht anerkannten autonomen Staat im Norden Somalias hat das Aufgreifen von regierungskritischen Journalisten ohne Haftbefehl damit in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen. Bereits im vergangenen Jahr wurden zahlreiche Fälle von Polizeischikane sowie gewalttätige Übergriffe auf Journalisten bekannt. [sv]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com