Nicht nur in Ungarn auch in der Türkei hat die Medienbehörde viel zu tun. Bei den Medienkontrolleuren sorgt eine TV-Serie über Sultan „Süleyman“ für Empörung. Die Behörde wirft dem Sender vor, den Herrscher aus dem 16. Jahrhundert nicht respektvoll darzustellen.
Die Serie „Das prächtige Jahrhundert“ beleuchtet das Leben des berühmtesten aller türkischen Sultane, Süleyman, den die Türken „Kanuni“, den Gesetzgeber nennen. Er war der größte Herrscher des osmanischen Reiches und eroberte halb Europa bis er vor den Toren Wien zurückgeschlagen wurde. Doch die Serie zeigt den Herrscher offenbar nicht so wie die meisten Türken ihn sehen möchten. Statt den Mythos weiter zu stricken zeigen die Macher der Serie Süleyman, wie sie ihn sehen, als Herrscher, der Sklaven für sich arbeiten lässt und wenig behutsam mit seinen Haremsfrauen umspringt.
Das hat nun neben vielen empörten Zuschauerbriefen auch die Politik auf den Plan gerufen. Selma Aliye Kavaf, Staatsministerin für Frauen und Familie, räumte zwar ein, die Serie selbst nichtgesehen zu haben, findet sie aber trotzdem schlecht: „Wir reden hier über ein Imperium, das 600 Jahre lang über drei Kontinente regierte. Es ist nicht richtig, Osmanen so zu schildern.“ Es sei falsch, in der Darstellung der Epoche so viel Gewicht auf den Harem zu legen (dessen 150 Frauen in der Regel zum Islam zwangsbekehrte christliche Sklavinnen waren). Das Osmanische Reich, so Kavaf, „war eine viel größere Struktur“. Auch die türkische Medienbehörde hat die Serie kritisiert und sich entsprechende Schritte vorbehalten.
Der Privatsender Show TV nahm zu den Vorwürfen Stellung. Die Sendung sei kein Dokumentarfilm. Der historische Berater der Produktion, Erhan Afyoncu, Dozent für Geschichte an der Istanbuler Marmara-Universität sagte der deutschen Tageszeitung „Die Welt“: „Wir reden hier über eine Serie, die inspiriert von der Historie eine Geschichte erzählt. Das heißt, es wird versucht, die verschiedenen Seiten des Lebens des Sultans zu zeigen, wie z. B. Kriegs- und Familienleben.“[mw]
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