„Trauung mit Hindernissen“: Beziehungschaos in der Altbauvilla

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Bild: Destina - Fotolia.com
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„Trauung mit Hindernissen“ ist die Fortsetzung der ARD-Komödie „Familie mit Hindernissen“ vom März 2017. In der Hauptrolle als überforderte Patchworkfamilien-Mutter brilliert wieder Nicolette Krebitz. Doch die Tonart des Films gerät nun weniger schräg.

Gute Nachrichten für Komödien-Fans: Es geht weiter mit dem Patchwork-Beziehungschaos rund um die Leipziger Lehrerin Katrin. Auf ungewöhnlich amüsante Weise erzählte der ARD-Film „Familie mit Hindernissen“ im März 2017 vom irrwitzigem Aufeinandertreffen der diversen Angehörigen, Ex-Partner und Generationen anlässlich der Konfirmation von Teenagertochter Saskia.
 
In der Fortsetzung „Trauung mit Hindernissen“ an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr stresst die dauerüberforderte geschiedene Heldin (Nicolette Krebitz, Grimme-Preis für „Ausgerechnet Zoé“) nun vor allem ein von ihr verzweifelt abgewehrter Heiratsantrag ihrer neuen Liebe, des treuherzigen Kollegen Philipp (Hary Prinz, „Die Königin der Nacht“).

Doch es nervt natürlich auch diesmal die anrückende, außer Rand und Band geratene Mischpoke. So meint es Kathrins Mutter Renate (Patricia Hirschbichler) allzu gut mit ihrer Tochter: Die elegante, inzwischen finanziell bankrotte Seniorin quartiert sich in Katrins hübscher Altbauvilla ein – und macht sich zu Philipps Verbündeter im Kampf um einen Termin vor dem Traualter. Das Drehbuch dazu schrieb wieder Sophia Kraboth („Die Hochzeit meiner Eltern“).
 
Die Regie bei der von der Ariane Krampe Filmproduktion (Berlin) realisierten Arbeit von Mitteldeutschem (MDR) und Österreichischem Rundfunk (ORF) verantwortet allerdings nicht mehr der Comedy-Experte und Grimme-Preistäger Oliver Schmitz (58, „Türkisch für Anfänger“), sondern das Nachwuchs-Talent Anna-Katharina Maier („Hubert und Staller“). Zusammen mit verschobenen inhaltlichen Akzenten hin zu mehr Lebensernst sorgt ihre Inszenierung denn auch für eine veränderte Tonart im Geschehen.
 
Die Geschichte wirkt braver, weniger schräg – wenn auch immer noch heiter und unterhaltsam genug. Für eine Neuerung gab es dabei einen traurigen Grund: Die Rolle der Mutter übernahm die Österreicherin Hirschbichler anstelle der Anfang des Jahres verstorbenen Marie Gruber („Schwarzbrot in Thailand“). Und auch im Film ist schließlich ein Todesfall zu beklagen – der dann die Sichtweisen der Lebenden in vernünftigere Bahnen lenkt.
 
Neben der wieder fabelhaften Krebitz als heiratsunwilliger Mutter („Zwei gescheiterte Ehe sind doch wirklich genug“) sind es überhaupt die größtenteils vielschichtigen Darsteller, die den Film richtig lohnen lassen. Liebevolles Augenzwinkern ist etwa dabei, wenn Prinz seinen Philipp als zeitgemäß harmoniebedürftigen, aber auch leicht zu beleidigenden Softie mit Qualitäten am Herd verkörpert. Sehnsuchtsfigur für Katrin wird dennoch Marcel (Michael Steinocher), der Bruder ihrer Ex-Schwägerin Julia: Der lässige Jüngling auf dem Sprung zur Traumreise nach Fernost steht für sie für lang vermisste Freiheit und Unabhängigkeit.
 
Ein Kapitel für sich bildet zudem die Elterngeneration. Hier gibt Peter Prager als Katrins Vater Horst einen herrlich schusseligen, am Ende sogar Marihuana rauchenden Pensionär auf Freiersfüßen ab.

[Ulrike Cordes]

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