Seit gut einer Woche rollt der Ball bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Dabei erspielen sich die „Ballerinas“ immer mehr Akzeptanz – vor dem Fernseher verfolgen tagtäglich Millionen Fans das sportliche Großereignis. DIGITALFERNSEHEN.de hat bei ARD und ZDF nachgefragt.
Die ARD berichtet dabei so umfangreich wie noch nie über die Weltmeisterschaft, um den Zuschauern das richtige „Live dabei“-Gefühl zu vermitteln. Dafür hat der öffentlich-rechtliche Sender einen großen Produktionsstab zusammengestellt. „Wir sind bei der Weltmeisterschaft mit rund 240 Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Redaktion, Produktion und Technik vertreten“, erklärte Axel Balkausky, ARD-Sportkoordinator in einem Interview mit DIGITALFERNSEHEN.de. Dazu komme für den trimedialen Ansatz, den die ARD sehr intensiv verfolge, rund 50 Mitarbeiter für den Hörfunk und 20 für den Online-Bereich, verriet Balkausky weiter.
Das Zweite Deutsche Fernsehen setzt bei seiner Übertragung auf geballte Frauenpower. Dabei stehen neben der eigenen Nationalmannschaft auch Teams im redaktionellen Fokus, die dem deutschen Publikum bisher wenig oder gar nicht bekannt waren. Bei der Übertragung an den 16-ZDF-WM-Tagen setze das Zweite auf die Zusammenarbeit mit der ARD, um auch im personellen Bereich Synergieeffekte zu erzielen, sagte ZDF-Sprecher Thomas Stange gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de. Zusätzlich ist der öffentlich-rechtliche Sender mit etwa 70 Mitarbeitern aus Produktion und Technik live vor Ort in den deutschen Stadien. Vorbereitung und Kür
Im Gegensatz zu vergangenen Weltmeisterschaften im Frauenfußball wollen ARD und ZDF in diesem Jahr nicht nur mit Spielen der deutschen Nationalmannschaft punkten. Daher werde für alle Partien, unabhängig von der vermeintlichen Attraktivität, der gleiche Produktionsaufwand betrieben. Das ZDF setzte jedoch bei Spielen der Neid-Elf mehr eigene Kameras ein, um den Zuschauern den „deutschen Aspekt“ noch stärker hervorheben zu können, erklärte Stange. Die ARD differenziert ihren Aufwand eher hinsichtlich der Anstoßzeiten, sagte Balkausky. „Besonderen Aufwand betreiben wir für das Eröffnungsspiel und das Finalwochenende“, beschrieb der ARD-Sportkommentator die Übertragung.
Da stellt sich natürlich noch die Frage, wie sich die Teams von ARD und ZDF auf das Großereignis Weltmeisterschaft im eigenen Land vorbereitet haben. Laut Stange befinden sich beide Rundfunkanstalten bereits seit etwa zwei Jahren in regelmäßigen Abstimmungs- und Vorbereitungsgesprächen, um die notwendige technische und logistische Planung für ein Sportereignis dieser Dimension zu stemmen.
Die ARD verriet noch mehr über die vorausgegangene Planung: „Wir haben versucht, eine moderne Schnittmenge aus den Männerturnieren und den bisherigen Frauen-Übertragungen zu finden“, erklärte Balkausky. Das münde in die Programmphilosophie „live-erleben“. Beim Federführer, dem Hessischen Rundfunk in Frankfurt, sei gemeinsam mit Kollegen des Norddeutschen Rundfunks ein Kernteam aus allen Bereichen gebildet und die Berichterstattung von der WM mithilfe eines Projektmanagement-Ansatzes erarbeitet worden. „Das hat hervorragend funktioniert“, freute sich der ARD-Sportkoordinator.Der Vergleich mit den Männern
Wie sieht es aber im Verhältnis zu einer Fußballweltmeisterschaft mit Messi, Schweinsteiger, Ronaldo und Co. aus? Auch hier wird deutlich, die Öffentlich-Rechtlichen kochen nicht auf Sparflamme. Der Produktionsaufwand unterscheidet sich jedoch durch die größere Anzahl an Mannschaften und steige dadurch an. Schließlich sind bei einer WM der Männer, mit 32 Teams doppelt so viele Nationen am Start, erklärte Stange.
Außerdem stelle eine WM in Südafrika einen ganz andere logistische Planung voraus, als ein Tunier im eigenen Land, so Stange. „Allein die Logistik, die erforderlich ist, um Personal und Technik an die zahlreichen und weit auseinander liegenden Spielorte – wie z.B. in Südafrika – zu transportieren, stellt die Produktionsteams und die Verantwortlichen vor große Herausforderungen“. In dieser Hinsicht sei der Aufwand bei der Heim-WM in Deutschland geringer.
Die ARD erläuterte, dass zwar insgesamt etwas weniger Technik eingesetzt werde, dies aber mehr vonseiten des Host-Broadcasters HBS komme. Jedoch betonte Balkausky, „im Vergleich zu bisherigen Übertragungen von Frauen-Weltmeisterschaften machen wir einen regelrechten Quantensprung“. Stange betonte weiterhin, den hohen technischen Standard bei der Frauen-WM. Auch bei diesem Turnier werde in brillanter HD-Qualität und in Stereo-Ton gesendet. „Dafür kommen die neuen HD-Ü-Wagen MP-4 und MP-5 des ZDF zum Einsatz“. Die Zuschauer fiebern mit
Bisher scheint sich der Aufwand der öffentllch-rechtlichen Sender gelohnt zu haben. Die beiden ersten Spiele der Elf um Laudehr und Popp bescherten der ARD jeweils neue Rekordmarktanteile. Aber die Zuschauer fiebern nicht nur mit der deutschen Nationalmannschaft mit. Auch vermeintlich weniger attraktive Spiele wie Kanada gegen Frankreich oder Mexiko gegen England locken überraschend viele Fans vor den Bildschirm. Bereits in der ersten Turnierwoche waren Marktanteile bei Partien ohne Birgit Prinz und Co. von 20 Prozent und mehr keine Seltenheit.
Aber es ist noch Luft nach oben. ZDF-Sprecher Stange erwartet einen starken Anstieg des Interesses in der Finalrunde. Die ARD rechnete vor dem Beginn des Turniers, dass das Publikumsinteresse im Durchschnitt etwas niedriger als bei einer Männer-WM sein wird. „Die Quoten beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft zeigen jedoch, dass hierzulande eine riesige Euphorie um die Nationalmannschaft herrscht“, erklärte Balkausky.
Deswegen können der Sender optimistisch sein, dass die Quoten bei den deutschen Spielen auch weiterhin höher sein werden als bei den vergangenen Weltmeisterschaften. Die bisherigen Ergebnisse geben seiner Prognose recht. Bisher scheinen sich also Aufwand und Planung für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und die Zuschauer gelohnt zu haben.Die WM mit der Dschungel-Prinzessin
Eine andere Herangehensweise an das Großereignis Frauenfußball-WM hat sich der Privatsender RTL ausgedacht, der keine Rechte für die WM besitzt. Die ehemalige Dschungelcamp-Bewohnerin Indira Weiß soll während des Turniers auf Lady-Fußball-Tour durch Deutschland gehen und dabei in fünf WM-Austragungsorten einen Stop einlegen.
Von ihren Erlebnissen berichtet sie dann in den Magazinen „Punkt 6“, „Punkt 9“ und „Punkt 12. „Ich möchte in den RTL-Punkt-SendungenBegeisterung für diese WM entfachen, sei es durch Aktionen in denSpielorten oder durch Reportagen, in denen ich die vielen Facetten desFrauenfußballs aufzeige“, beschrieb Indira ihr Vorhaben.
Aber warum kommt aber gerade die Ex-Brosis-Sängerin zum Einsatz? „Als ehemalige aktive Fußballerin und als Expertin für Beauty & Lifestyle passt Indira perfekt zu den Punkt-Sendungen“, erklärte Stefan Altenburg, Redaktionsleiter RTL-Punkt-News. Es ist jedoch fraglich, ob diese Entscheidung die Akzeptanz des Frauenfußballs in der Bevölkerung stärken wird. Kuriosität am Rande:
Erstmalig präsentiert Panini zu einer Frauen-Fußball-WM ein eigenes Sammelalbum. Schon bei der Produktion gab es einige Hürden zu meistern. So steht, anders als bei den Männern, nicht das Gewicht der Frauen im Heft. Dies wäre nicht so charmant, erklärte Panini-Sprecherin Christine Fröhler. Doch trotz der umfangreichen Vorbereitung hat sich ein sehr außergewöhnlicher Fehler eingeschlichen. Das Bild mit der Nummer 2006 gibt es doppelt. Abgebildet ist darauf die nordkoreanische Spielerin Kim Kyong Hwa. Wahrscheinlich sah sie ihrer Teamkollegin Jon Myong Hwa zu ähnlich, denn sie ziert auch ihr Panini-Bild. Na wenn das mal keinen Neid aufkommen lässt…
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer amMontagvormittag das aus Sicht der Redaktion interessanteste Thema desMonats vor. Im Rahmen der Weltmeisterschaft steht im Juni vier Wochenlang der Frauenfußball im Mittelpunkt. Am nächsten Montag stehen die Sponsoring-Aktivitäten im Frauenfußball im Mittelpunkt. Zum Einstiegsartikel aus der vergangenen Woche geht es hier.Thema des Monats: Frauenfußball-WM
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[Franziska Thost]
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