Als die Japanerin Saki Kumagai im Finale trifft, war die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen zu Ende und die Veranstalter konnten sich auf die Schulter klopfen. Das Turnier geht nicht nur in Deutschland in die Geschichte des Frauenfußballs ein.
Dass sich die Werbung von ARD und ZDF sowie des Deutschen Fußball Bundes (DFB) gelohnt hatten, war bereits nach dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft zu erahnen. Insgesamt fieberten 15,41 Millionen Fans beim Auftakt gegen Kanada mit. Damit sahen 60,1 Prozent die Tore von Kerstin Garefrekes und Célia Okoyino da Mbabi auf dem ZDF. So schaffte es die Elf von Bundestrainerin Silvia Neid auf Platz vier der Top-Ten der Frauen-Fußballspiele.
Das zweite Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Nigeria bescherte der ARD einen neuen Quoten-Rekord. Insgesamt verfolgten 16,45 Millionen (51,7 Prozent) das rustikale Spiel gegen den amtierenden Afrikameister. Knapp an einem neuen Höchstwert vorbei schrammte die Partie gegen Frankreich. Insgesamt verfolgten 16,30 Millionen Fans (51,8 Prozent) das Spiel. Quoten-Rekorde und Wirtschaftserfolg
Zum traurigen Höhepunkt der bisherigen Quotenmessung avancierte dann das Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan. Während nach 120 Minuten die Mädels um Torhüterin Nadin Angerer mit ihrem Traum vom Titel im eigenen Land abschließen mussten, setzte die Übertragung auf dem ZDF einen neuen Rekord. Insgesamt versammelten sich 17,01 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und fieberten mit ihren Mädels mit. Damit steht das Spiel mit einem Marktanteil von 59,2 Prozent an der Quoten-Spitze der Frauenfußball-Spiele.
Aber auch nach dem Ausscheiden der deutschen Elf verfolgten erstaunlich viele Zuschauer das Turnier weiter. So lockten die 28 Partien der Weltmeisterschaft im Durchschnitt 6,69 Millionen Fans vor dem Bildschirm. Das ist ein beachtlicher Marktanteil von durchschnittlich 29,8 Prozent. Das sportliche Großereignis weckte auch das Interesse der werberelevanten Zielgruppe. Hier sahen durchschnittlich 2,02 Millionen Zuschauer (22,9 Prozent) die Partien der WM.
„Unser WM-Konzept ist zu 100 Prozent aufgegangen. Bei einem Finale mit deutscher Beteiligung wäre dieses großartige Gesamtergebnis wahrscheinlich nochmals übertroffen worden und wahrscheinlich hätten wir einen Quotenrekord erreicht, der für lange Zeit unerreicht geblieben wäre“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky.
Die hohen Einschaltquoten zahlten sich auch wirtschaftlich aus. Laut den Organisatoren weise das vorläufige Ergebnis einen Gewinn von 7,6 Millionen Euro unterm Strich aus. Die Einnahmen werden voraussichtlich bei 50,6 Millionen Euro liegen, davon stammt etwa die Hälfte aus dem Verkauf von 782 000 Eintrittskarten.
Vor allem die zahlreichen Zuschauer bei allen WM-Partien seien hauptverantwortlich für das finanzielle Plus, sagte der Präsident des DFB, Theo Zwanziger. Von dem Gewinn werden rund fünf Millionen Euro für die Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs ausgegeben werden. Eine Million Euro gehen an den deutschen Sport, darunter der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Behinderten-Sportverband und Special Olympics sowie die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Auch die Stadion-Betreiber erhalten als Dank für ihren Aufwand für jedes Spiel zusätzlich 20 000 Euro.Solo, Wambach und Morgan heizen den USA ein
Das Turnier sicherte sich aber nicht nur in Deutschland eine überraschend hohe Aufmerksamkeit. Auch in verschiedenen Ländern der teilnehmenden Nationen stieß die WM auf großes Interesse. „Diese Zahlen sprechen für sich. Und wenn man sie mit den Werten anderer großer Sportveranstaltungen vergleicht, zeigen sie noch eindrucksvoller, wie überwältigend das Echo der Fernsehzuschauer auf die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft war“, betonte Niclas Ericson, FIFA-Direktor TV.
Im Nachbarland Österreich war die Begeisterung zwar geringer als in Deutschland, dennoch verfolgten zahlreiche Zuschauer das Finale zwischen Japan und den USA. Ingesamt sahen 138 000 Fans die erste Hälfte des Endspiels. Der entscheidenden Elfmeterkrimi lockte schließlich 256 000 Zuschauer vor den Fernseher, berichtete der „Kurier“.
In den USA fieberten durchschnittlich über 14,1 Millionen Zuschauer im Finale zwischen ihrem Team und Japan mit, die meisten beim amerikanische Sportsender ESPN (13,5 Millionen). Während des Elfmeterkrimis versammelten sich zeitweilig sogar 21,1 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und fieberten mit ihrer Torfrau Hope Solo mit. Damit lockte das Finale rund 9,6 Millionen mehr Amerikaner vor dem Fernseher, als noch beim Viertelfinale gegen Brasilien, analysierte Nielsen.
Die diesjährige WM habe Athleten wie Hope Solo, Abby Wambach und Team-Youngster Alex Morgan auf die globale Bühne gestellt, betonte Stephen Master, VP Nielsen Sports. Ihre herausragenden Leistungen und Ausdauer während des gesamten Turniers werde sicher das Image des Frauenfußballs weiter heben und sich positiv auf Fans und potenzielle Sponsoren auswirken.
Das Finale der WM konnte schließlich auch in den USA neue Rekorde erzielen. Die ESPN verzeichnete die höchste Quote, die je für ein Fußballspiel in den USA verzeichnet wurde. Zusätzlich heimste der Titelkampf den zweithöchsten Wert, hinter dem Rose Bowl 2011, für ein Tagesprogramm im US-Kabelfernsehen ein. Zum Vergleich, das Finale schalteten dreimal mehr Zuschauer ein als zur Finalrunde des Golf Open Championship 2011.Japan: Morgenstund hat Gold im Mund
Natürlich war die Resonanz auch im Land des Weltmeisters groß. Der historische Sieg der „prachtvollen Nelken“ fiel aufgrund der Zeitverschiebung im Land der aufgehenden Sonne auf die frühen Morgenstunden des Montags. Doch das hinderte die Japaner nicht daran, mit ihrem Team mitzufiebern. Durchschnittlich 10,4 Millionen Menschen verfolgten die Partie zwischen Japan und den USA. Nach Angaben der FIFA saßen sogar über 15 Millionen Fans beim Elfmeterschießen vor dem Fernseher. Damit konnten die Japanerinnen ihre bisherige Bestmarke vom Halbfinale verbessern. Beim Enspiel schalteten dreimal mehr Zuschauer ein als bei der Partie gegen Schweden. Gerade für Deutschland dürfte der Vergleich mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 interessant sein. Das Finale der Frauen verfolgten 50,0 Prozent mehr Fans als das letzte Finale in Südafrika.
Auch in Frankreich fuhr die Weltmeisterschaft Quoten-Rekorde ein. Während Presse und Öffentlichkeit zu beginn des Turniers kaum Begeisterung oder Interesse für ihre Mädels zeigten, änderte sich dieser Zustand im Laufe der WM. Die französische Nationalmannschaft spielte sich mit ihrem Fußball und ihren Erfolgen in die Herzen der Bevölkerung. Letztendlich widmete sogar die große französische Sportzeitung „L ́Equipe“ der Nationalmannschaft eine Titelseite. Den Rekordwert in Frankreich erreichte das Halbfinale gegen USA. Durchschnittlich schalteten 2,3 Millionen Zusehern ein. Den „alten“ Frauenfußballrekord, das Viertelfinale zwischen Frankreich und England bei der WM 2011, konnte die Französinnen damit mehr als verdoppelt.Twitter und die Männer
Die WM erreichte jedoch nicht nur im Fernsehen neue Höchstleistungen. Auch dem Kurznachrichtendienst Twitter bescherte das Turnier einen Rekord. Beim Siegeszug der Japanerinnen im Finale twitterten die User 7 196 Nachrichten pro Sekunde. Damit konnte sich das Spiel vor das britische Großereignis des Jahres, der Hochzeit von Prinz William und Kate, setzten, wie Twitter mitteilte. Ebenfalls rekordverdächtig war der Sieg Paraguays im Viertelfinale der Südamerikameisterschaft Copa America gegen Brasilien am gleichen Tag. Hier verschickten die Fans 7 166 Tweets pro Sekunde.
Die Quote der Frauen, auch wenn sie zahlreiche neue Rekorde einfuhr, bleibt weit hinter den Männern zurück. Das Halbfinale der WM in Südafrika zwischen Deutschland und Spanien erzielte die höchste TV-Reichweite. Noch nie zuvor hatten so viele Zuschauer eingeschalten, insgesamt verfolgten 31,10 Millionen Fans (83,2 Prozent) das Spiel in der ARD. Auch die restlichen Spieler der Löw-Elf waren Quoten-Knüller. So sahen beispielsweise 25,95 Millionen Zuschauer das Viertelfinale gegen Argentinien. Damit erreichte die ZDF-Übertragung einen sensationellen Marktanteil von 89,2 Prozent. Wir dürfen also auf neue Quotenrekorde zur nächsten EM 2012 in Polen und der Ukraine gespannt seien.Kuriosität am Rande
Der Sieg der Japanerin beschenkte auch das Elefanten-Orakel Nelly. Das eineinhalb Jahre alte Elefantenmädchen aus dem Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen hatte mit Japan den Sieger der Frauenfußball-WM richtig vorausgesagt. Als Belohnung bekam Nelly eine Bananenstaude. „Das hat sie sich verdient, sie hat es schlicht drauf“, sagte Parksprecherin Juliane Gunkel. Nelly orakelte alle Spiele mit deutscher Beteiligung richtig, allerdings lag sie bei den beiden Halbfinalpartien falsch.
DIGITAL FERNSEHEN stellt Ihnen an dieser Stelle immer amMontagvormittag das aus Sicht der Redaktion interessanteste Thema desMonats vor. Im Rahmen der Weltmeisterschaft stand im Juni vier Wochenlang der Frauenfußball im Mittelpunkt. Am nächsten Montag stehen die Zensoren beim Heimkino im Mittelpunkt. Zum Artikel aus der vergangenen Woche geht eshier.Thema des Monats: Frauenfußball-WM
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