Wer sich für Menschen interessiert, dem hat The Biography Channel ein reichhaltiges Portfolio an Informationen und Persönlichkeiten zu bieten. Vom Hollywood-Star über herausragende Prominente bis hin zum kleinen Mann von der Straße rückt beim Spartenkanal deren Lebensgeschichte in den Mittelpunkt.
The Biography Channel ist seit mehr als vier Jahren in Deutschland auf Sendung. Seit dem 31. März 2007 beschäftigt sich BIO, wie der Kanal international inzwischen firmiert, vor allem mit biografischen Portraits von Stars und bedeutenden Persönlichkeiten. Dabei hat der Senderkein besonderes Hauptaugenmerk, sondern unternimmt den Versuch, möglichst viele Perspektiven und biografisch Relevantes zu beleuchten.
„Indem wir nicht ausschließlich bei der Geburt einer Person ansetzen und ihr Leben bis zum Ende oder dem aktuellen Zeitpunkt beleuchten, sondern auch nach Besonderheiten im Leben einer Person oder nach einzelnen Erlebnissen fragen, fassen wir den Begriff Biografie also möglichst weit“, erläutert Sebastian Wilhelmi, Director Marketing und Communications beim Biography Channel, gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de. Insbesondere bei der Machart verfüge der Sender über besondere Freiheiten und wechsele zwischen klassischem Portrait, Reallife, Interviews und anderen Darstellungsformen.Berühmtheiten und der Mann von der Straße
Dabei ist der Sender immer auf der Suche nach berühmten Persönlichkeiten und Menschen, die in ihrem Leben meist etwas Besonderes geleistet oder erlebt haben. Gleichzeitig spielen dabei aber auch immer die weniger bekannten Details im Leben der Akteure eine entscheidene Rolle für BIO. Doch nicht nur weltweit berühmte Stars und bekannte Persönlichkeiten haben eine Chance auf Berücksichtigung durch den Kanal, sondern auch „der kleine Mann von der Straße“ kann etwas erlebt haben, das erzählenswert ist.
„Seine Geschichte mag manchmal sogar spannender und facettenreicher sein, als die eines Menschen, der vielleicht einfach nur ein guter Schauspieler ist“, erklärte Wilhelmi. Es gehe beim Biography Channel viel mehr um Menschen und das, was sie erlebt haben. Bei der deutschen Eigenproduktion „Ich überlebte – Deutsche Schicksale“ geht es etwa um Deutsche, die unverschuldet dem Tod ins Auge gesehen und doch überlebt haben. Auch Menschen, die beispielsweise vom Tsunami in Khao Lak auf das Meer gerissen wurden und überlebten oder nur mit viel Glück lebend der Panik während der Duisburger Loveparade entkamen, prägen Biografien. „Die Berichte dieser Menschen sind real, spannend und gehen nah. Berühmtheit spielt in diesem Fall keine Rolle“, so Wilhelmi.Durch Erlebnisse von anderen verstehen lernen
Insbesondere die Aufarbeitung des zehnten Jahrestages zum 11. September 2001 war in diesem Jahr ein zentrales Thema bei BIO. Dabei wollte der Sender dem Zuschauer die damaligen Ereignisse durch einen lokalen Bezug nahe bringen. „Unser Head of Production, Emanuel Rotstein, machte sich auf die lange und schwierige Suche nach deutschen Überlebenden und wurde fündig“, erklärte Wilhelmi.
Rotstein fand Mustafa Ucozler, der am 9. November 2001 im World Trade Center arbeitete. Dieser erzählt in der Dokumentation anschaulich, wie er die Einschläge der Flugzeuge wahrnahm, aber nur langsam realisierte und ahnte, was andere auf dem Fernsehbildschirm bereits sehen konnten. Ucozler gelang es damals in buchstäblich letzter Sekunde, sich aus dem brennenden zweiten Turm zu retten.
Neben Ucozler ist Rotstein außerdem auf Simone Betz gestoßen, die auf dem Weg in ihr Büro war, als sie aus dem U-Bahn-Schacht kommend den Feuerball über sich in der Luft erblickte. Betz merkte ebenfalls erst zeitverzögert, dass sie auf die akut lebensgefährliche Situation reagieren musste. „Beide überlebten. Ihre Erzählung vor laufender Kamera fesselt und wir glauben, dass sie ein wichtiges TV-Zeugnis sind“, findet Wilhelmi.Mehr als 3 Millionen Zuschauer in Deutschland
The Biography Channel ist ein reines Pay-TV-Angebot und über alle Plattformen, ganz gleich ob via Satellit, Kabel oder IPTV, empfangbar. Wichtigste Verbreitungspartner sind neben Sky (Satellitenpaket Sky Welt Extra) die Kabelnetzbetreiber Unitymedia, Kabel Deutschland, Kabel BW, Eutelsat Kabelkiosk sowie Cablecom und Swisscable in der Schweiz bzw. Telekom Austria, Liwest und UPC bei unseren österreichischen Nachbarn; außerdem Coditel in Luxemburg. Auch über die IPTV-Angebote von Deutscher Telekom, Telefonica und Vodafone sowie mobil über 3 in Österreich kann der Sender empfangen werden und steuert auch Inhalte zu den Video-on-Demand-Plattformen von Maxdome und Arcor bei.
Nach aktuellem Stand haben mehr als drei Millionen deutsche Haushalte die Möglichkeit, den Sender zu sehen – weltweit sind es sogar mehr als 85 Millionen Abonnenten. Um Kunden in Deutschland zu gewinnen, musste der Sender das US-amerikanische Profil schärfen und an den hiesigen Markt anpassen. Inhaltlich war beim Aufbau wichtig, dass der Biography Channel keine reine Aneinanderreihung von Biografien sein durfte.
Des Weiteren mussten angesichts des weit gefassten Senderthemas klare Genres und Themen gesetzt werden. Und letztlich wird der lokale Programmanteil noch mit eigenen Produktionen gestärkt. Dennoch bestimmen auch Einkäufe von internationalen Produktionen und Lizenzware vom ZDF und anderen Quellen das Programm des Biography Channel. Der größte Programmlieferant von BIO ist allerdings der Miteigentümer A+E Networks, der The Biography Channel und den Schwestersender History als Joint-Venture zusammen mit NBC Global Networks Deutschland (u.a. Syfy, 13th Street) betreibt.300 Erstaustrahlungen – noch wenige Eigenproduktionen
Insgesamt kommt der Sender jährlich auf knapp 300 deutsche Erstausstrahlungen. „Wir haben erst in diesem Jahr begonnen selbst zu produzieren, können aber mit 22 Sendungen schon jetzt eine solide Basis vorweisen, die wir im kommenden Jahr weiter ausbauen werden“, sagte Wilhelmi. Dazu zählt die Reihe „Originaltoene“, die deutsche Musiker porträtiert und nicht nur Fragen zu ihrer Musik, sondern zu ihrer Lebenseinstellung und ihren Werten stellt.
Die Frage, ob diese Inhalte in HD-Qualität präsentiert werden, stellt sich zudem bei BIO nicht mehr. HD-Produktionen sind bereits Standard. „Es ist Tatsache, dass wir und unsere Lizenzgeber kaum mehr in SD produzieren“, so Wilhelmi. Zudem gab der Marketingleiter gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de einen kleinen Ausblick in die Zukunft: „Wir werden natürlich erfolgreiche Themen wie Musik und Real-life weiter verfolgen – so viel sei gesagt“. Weitere Angaben zu neuen Programminhalten halte man derzeit aber noch geheim.Gebildetes Senderpublikum – hohe Quote an weiblichen Stammsehern
Hinter den Kulissen der deutschen Variante des Biography Channels arbeiten rund zehn festangestellte Mitarbeiter. Nach außen richtet sich das Programm des Senders in erster Linie an die 20- bis 55-Jährigen. Das Durchschnittsalter der Zuschauer schätzt BIO auf Grund der vorliegenden Daten zur Pay-TV-Verbreitung auf ungefähr 40 Jahre. Allerdings fällt auch immer der hohe Anteil jüngerer weiblicher Zuseher auf, außerdem das überdurchschnittliche Einkommens- und Bildungsniveau der Stammseher.
Generell bietet das Programm aber Inhalte für alle Alters- und Interessengruppen. Auf der Website des Senders können sich Interessenten über Gratisvideos und Kurzclups einen ersten Eindruck vom Programm des Biography Channel verschaffen. Natürlich unterhält BIO auch einen eigenen Facebook-Auftritt, über den die Verantwortlichen mit demPublikum interagieren.Fernsehen ändert sich nicht von heute auf morgen
Wo der Sender in fünf Jahren stehen wird, ist selbst für den Marketingexperten Wilhelmi nicht genau vorauszusagen. Auf Mutmaßungen möchte er sich nicht einlassen. Nur eines steht für ihn fest: Das lineare Fernsehen sei wider allen Voraussagen kein allzu schnellebiges Medium und werde auch in Zeiten des Internets und dessen rasanter Entwicklung mit all ihren Möglichkeiten weiterhin Bestand haben, so Wilhelmi.
„BIO und vielen anderen Marken fällt die Rolle zu, sich dem wandelnden Verhalten und den Interessen der Konsumenten anzupassen“. Wenn man eine TV-Marke als Rahmen betrachte, in dem möglichst gute Inhalte gesammelt und dann zu einem runden und vor allem in sich stimmigen Unterhaltungsangebot gebündelt würden, habe man bereits sehr viel gewonnen – und könne dann auch darauf verzichten, vage Langzeitprognosen aufzustellen. Damit schließt er sich dem Konzept seines Senders an, der thematisch eher in die Vergangenheit als in die Zukunft blickt. (Kopie 1)
[mho]
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