Über die für sie anstrengendste Frage vor der Premiere als ZDF-Moderatorin grübelt Andrea Petkovic seit einem Blick in den Kleiderschrank. Was soll sie anziehen? Worin bleibt sie sich als Tennisspielerin treu und wirkt in der Sportreportage zugleich seriös? „Das ist mein größtes Stress-Problem“, gestand die 32-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Die Vorgabe: nichts Schwarzes, Weißes, Kleingemustertes. Sie habe ihren kompletten Schrank ausgeräumt und „85 Prozent“ unpassende Klamotten gefunden. „Und seitdem bin ich ein bisschen verzweifelt“, erzählte sie – und lachte.
Von 17.10 Uhr bis 18.00 Uhr wird am Sonntag zu sehen sein, für was sich die ehemalige Nummer neun der Tennis-Welt entschieden hat. Dann werden die Kameras im Mainzer Studio auf die Darmstädterin – anstelle der etablierten Rudi Cerne oder Norbert König – gerichtet sein. Angekündigt sind unter anderem eine Reportage über Fußballer Marko Marin in Belgrad und der Deutschland-Trip von Baseballer Max Kepler.
Dass ihr Outfit Petkovic mehr stresst als ihre selbst geschriebenen Moderatorentexte, mag bezeichnend sein. Als wortgewandte Antwortgeberin auf der Tennis-Tour hat sie oft demonstriert, wie sie zwischen Themen jonglieren und über entscheidendere Inhalte als eine verschlagene Vorhand philosophieren kann. Auch international ist die vielseitig interessierte Hessin, die gerne bei der Kultursendung „Aspekte“ entspannt, gefragt. Immer wieder schweift sie ab – und hat nun ein wenig Angst, mit ihrer Spontanität zu überziehen.
„Ich glaube nicht, dass wir die Nachrichten für mich verschieben können“, scherzte sie. Damit alles glatt läuft, hat sie sich beim Üben mit dem Handy aufgenommen. Mit einer Moderationstrainerin arbeitete sie an Atmung und Haltung. Es ist keine Routine wie Tennis.
Ihre Karriere wird die French-Open-Halbfinalistin von 2014 für ihren neuen Nebenjob nicht aufgeben. Die zunächst geplanten Sendungen am 1. und 8. Dezember fallen ohnehin in die Turnierpause. Derzeit steckt Petkovic in der Saisonvorbereitung und bestritt wenige Tage vor dem ZDF-Debüt ein Spiel in der französischen Liga. In ihrem abgespeckten Turnierprogramm für 2020 hält sie zehn Sendungen für realistisch.
Kritiker mögen die Diskussion aufwerfen, ob es nicht fragwürdig sei, dass eine aktive Sportlerin in die Medienbranche einsteigt. Doch auch der frühere Skirennfahrer Felix Neureuther freut sich. „Wenn sie es schafft, das beides zu vereinen, finde ich das super. Sie ist auch der Typ dazu, der das sicher gut machen kann“, sagte der ARD-Experte.
Schon lange setzt Petkovic Ideen für die Zukunft um. Sie schreibt ein Buch, das 2020 erscheinen soll. Sie hat Kolumnen für das Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ verfasst, für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ geschrieben und war Co-Kommentatorin. Aus ihrer Erfahrung heraus will die Weltranglisten-78. wiederkehrende Fragen vermeiden. Das Nachhaken nach Zielen nervt die Fed-Cup-Spielerin zudem enorm: „Diese Frage würde ich nicht stellen, weil ich selbst weiß, dass die Ziele so hoch wie möglich gesteckt sind“.
Den schwedischen Fußball-Star Zlatan Ibrahimovic wünscht sie sich als Interviewpartner, Paris-Trainer Thomas Tuchel wäre ebenso ein „Traumkandidat“. Dass sie insgesamt auch inhaltlich Einfluss nimmt, sei ihr „ganz wichtig“, sagte Petkovic, auch wenn sie bei ihren ersten Sendungen noch nicht viel zu sagen hatte. „Aber jetzt bin ich integriert und hab auch schon Geschichten vorgeschlagen, die ich gerne erzählen würde“, sagte sie und fügte schmunzelnd an: „Natürlich versuche ich ein bisschen mehr Tennis reinzubringen.“
Die ehemalige Schwimmerin Kristin Otto, der frühere Eiskunstläufer Cerne oder in der ARD die einstige Eisschnellläuferin Franziska Schenk haben sich nach ihrer Karriere als TV-Moderatoren etabliert. Auch Petkovic kann sich den Job vor der Kamera für längere Zeit vorstellen, sofern der Einstieg gelingt. „Ich würde Andrea Petkovic raten, authentisch zu bleiben“, so Otto. „Dann wird’s richtig gut.“ (Kristina Puck, dpa)
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- AndreaPetkovic: © ZDF/Torsten Silz