„Tatort“ mit Wotan Wilke Möhring: Schwarzarbeit und Migration

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Wotan Wilke Möhring im Tatort
Foto: NDR/O-Young Kwon

Der „Tatort“ um Wotan Wilke Möhring schreibt sich gern auf die Fahnen, dass er möglichst realistisch sein will. Die Jubiläumsausgabe dreht sich um Zuwanderung, Migration und Schwarzarbeit.

Der Bundespolizist Thorsten Falke ermittelt nun bereits seit zehn Jahren für den Sonntagabendkrimi „Tatort“ im Norden zwischen Ostfriesland und dem Harzvorland. Seine bislang 17 Fälle zogen ihn und seine Partnerinnen (zunächst Petra Schmidt-Schaller und seit 2016 Franziska Weisz) ebenso nach Langeoog und Norderney wie auch nach Lüneburg, Salzgitter, Holzminden und Oldenburg. Die meisten Fälle löste Hauptkommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) jedoch in Hamburg. Acht Mal war er dort seit 2013 bereits den Tätern auf der Spur. Zum zehnten Jubiläum aber zieht es Falke und seine Co-Ermittlerin, Oberkommissarin Julia Grosz, für den „Tatort: Verborgen“ (Sonntag, 20.15 Uhr, das Erste) nach Hannover.

Dort hat ein Lastwagenfahrer in einem Versteck zwischen den Reifen seines Fahrzeugs nicht nur mehrere Menschen entdeckt, die sofort die Beine in die Hand nehmen und verschwinden. Im sogenannten Palettenkasten findet der Fahrer aber auch einen Toten mit abgeschliffenen Fingerkuppen. Falke und Grosz beginnen ihre Ermittlungen deshalb im Schleuser-Milieu.

Zeitgleich suchen ein Mann und eine Frau aus Simbabwe ihren Sohn, den 17 Jahre alten Noah. Jon Makoni (Alois Moyo) forscht erst auf eigene Faust, klappert Freunde und Bekannte ab. Doch die Verzweiflung wächst und er wendet sich schließlich doch an die Polizei – obwohl er viel zu verlieren hat. Denn die Akademiker Makoni und seine Frau Hope (Sheri Hagensucht) waren einst mit Touristenvisum eingereist – und leben und arbeiten mittlerweile illegal in Deutschland.

Neuer „Tatort“ dreht sich um Dramen hinter Migration

Falke ist der Aufenthaltsstatus des Vermissten oder dessen Eltern allerdings ziemlich wurscht. Er will einfach helfen – und seinen Fall aufklären. Makoni hilft Falke indes, tiefer in die Schattenwelt Hannovers eintauchen zu können – auch in der Hoffnung, so seinen vermissten Sohn schneller finden zu können. Bei der Suche treffen Falke und Grosz auf dubiose Bauunternehmer, windige Spediteure, wortkarge Geflüchtete und eine ehrenamtlich für Menschen ohne Krankenversicherung arbeitende Ärztin. Sie alle haben ihre Geheimnisse und lassen sich deshalb nur ungern in die Karten gucken.

Der Tote aus dem Lastwagen ist am Ende nicht der Sohn der Makonis, sondern ein Bekannter, der mit ihm zusammen als Tellerwäscher in einem Restaurant gearbeitet hat. Lebendig ist Noah deshalb aber noch lange nicht.

Der norddeutsche Falke-Grosz-„Tatort“ blickt einmal mehr hinter die Kulissen des deutschen Alltags und traut sich dabei, tief in die komplexen Welten jenseits der Behörden-Ordnung zu schauen. Das tut er wie gewohnt unaufgeregt, direkt und ehrlich. Das ist bodenständige Unterhaltung ohne unnötige Schlenker. Und so sind es wenige und doch treffende Zitate, die die Herausforderungen von in Deutschland gestrandeten Ausländern ohne klaren Aufenthaltsstatus auf den Punkt bringen.

Wotan Wilke Möhring im "Tatort: Verborgen"
Foto: NDR/O-Young Kwon

Einblicke in das Verborgene

„Uns gibt es gar nicht, wir sind unsichtbar“, sagt Makoni beispielsweise an einer Stelle zu Falke. „Für mich sind Sie nicht unsichtbar“, sagte Falke darauf und bekommt zur Antwort: „Du bist kein Deutscher, auch wenn du immer deutsch sprichst.“ Der „Tatort“ schaut auf die Seite der Gesellschaft, die sonst vielen Menschen verborgen ist – und auf den Kampf der dort lebenden Männer und Frauen.

Auch das ist in den vergangenen Jahren ein Markenzeichen der Falke-Folgen beim „Tatort“. Und so hat sich – abgesehen von den Partnerinnen Falkes auch sonst nicht viel geändert. Und das muss nichts Schlechtes sein. Da ist nämlich viel Beständigkeit, leichte Rüpeleien und Machogehabe und gleichzeitig viel Freundschaft und Menschlichkeit.

„Falke ist ein Unbestechlicher, dessen Haltung sich seit 2013 so wenig verändert hat wie seine Garderobe“, sagte Möhring laut NDR dazu. Die Lederjacke Falkes ist nämlich noch immer die erste. „Das hat mit dem Einbruch in unser ‚Tatort‘-Büro vor einigen Jahren zu tun. Die Diebe ließen alles mitgehen – bis auf Falkes Lederjacke. Seitdem ist mir die Jacke heilig.“

Text: dpa/ Redaktion: JN

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