„Tatort“-Ermittler Stellbrink muss den Mord an einer Schwesternschülerin aufklären. Es ist sein achter und zugleich letzter Fall. Schauspieler Devid Striesow geht künftig andere Wege.
Anika ist eine engagierte Schwesternschülerin. Während ihre Freundin Vanessa lieber den Semesterabschluss im Wohnheim feiert und sich mit dem attraktiven Arzt Dr. Sharifi vergnügt, arbeitet sie ehrenamtlich in der Initiative „Mediziner für Asyl“ mit. Als Anika wenige Stunden später nach Hause kommt, ist Vanessa tot: erdrosselt im Zimmer ihrer Freundin. Das Ende einer Sex-Affäre? Eine Verwechslung? Die Tat des jungen Flüchtlings Kamal, der sich kurz zuvor als Verräter entpuppt hat? Ein kniffeliger Fall für Hauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow), der zum letzten Mal auf Verbrecherjagd im Saarland geht.
Das Erste zeigt die „Tatort“-Folge „Der Pakt“ mit Stellbrink und seinen Kolleginnen Lisa Marx (Elisabeth Brück) und Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider) heute um 20.15 Uhr. Dass Striesow seine Rolle aufgibt, hängt seinen Worten zufolge vor allem mit den Produktionsbedingungen und neuen Projekten zusammen: „Ich möchte den Sender nicht hängen lassen und von einem aufs andere Jahr vertrösten, weil ich keine Zeit habe“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. „Alles hat seine Zeit, und die Zeit ist jetzt vorbei.“
Für den 45-Jährigen gibt es bereits viele neue Projekte. Seit Ende 2018 ermittelt er im ZDF-Samstagskrimi „Schwartz & Schwartz“, aktuell spielt er in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg Theater. „Genau da komme ich her. Das ist das, was mein Beruf ursprünglich war und ist“, sagt er. „Den ganzen Tag lang gefordert zu sein, das genieße ich.“
An die Zeit im Saarland denke er „mit Wohlwollen“ zurück, sagt Striesow. Auch weil die Menschen hier sehr freundlich und hilfsbereit gewesen seien. Zudem hätten die Entwicklung des Kommissars, dessen Rolle anfangs eher klamaukig war und inzwischen nachdenklicher und tiefgründiger angelegt ist, und die Besonderheiten des Saarlandes „eine schöne Kombination“ ergeben. „Wir waren in einem besonderen Bundesland, und das haben wir versucht, filmisch einzufangen.“ In Saarbrücken soll künftig ein komplett neues Fünfer-Team ermitteln. Details dazu will der Saarländische Rundfunk (SR) frühestens Anfang März bekanntgeben.
Mit Stellbrinks letztem Fall verabschiedet sich nicht nur Striesow vom Saarland, sondern auch Regisseur Zoltan Spirandelli, der bei insgesamt vier SR-„Tatorten“ Regie führte. Und der gerne auch noch einen weiteren Stellbrink-„Tatort“ gedreht hätte. Der nächste sei jedenfalls schon konzipiert gewesen – nun verschwindet er wohl für immer in der Schublade, weil er genau auf Stellbrink und sein Team zugeschrieben gewesen sei.
Spirandelli hat für „Der Pakt“ versucht, „das Thema so komplex wie möglich zu beleuchten und allen Beteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen“, wie er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte. Aber genau das macht diesen Fall so tragisch: dass eigentlich alle ihrer eigenen Agenda folgen, mit durchaus redlichen und verständlichen Zielen – aber dies eben nicht automatisch zu einem guten Ende führt. „Alle machen, was ihre Aufgabe ist. Aber die kollidieren eben leider, und das führt zu fatalen Entwicklungen.“
Spannend ist „Der Pakt“ allemal, mit überraschenden Wendungen, wie es sich für einen Krimi gehört. Wer sich jedoch einfach auf einen unbeschwerten Fernsehabend gefreut hat, wird etwas desillusioniert zurückbleiben. Denn man ahnt: Bei aller Fiktion, bei aller dramatischen Zuspitzung ist das, was hier passiert, und sind die Menschen, die hier handeln, sehr nah an der Wirklichkeit. Und das Happy End für alle Beteiligten entsprechend weit weg. „Manche Sachen werden eben nicht wieder gut“, sagt der junge Flüchtling Kamal am Ende. Anders formuliert: „Ich habe versucht, etwas zu retten, was man nicht retten kann.“
„Der Pakt“ läuft heute um 20.15 Uhr im Ersten. [Katja Sponholz]
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