Kritik an Talksendungen ist so alt wie das Format selbst. Aber kurz vor der Sommerpause gab es noch einmal etwas heftigere Diskussionen – vor allem über den Umgang mit der AfD.
Frank Plasberg hat am kommenden Montag noch eine Sendung vor sich. Danach sind die vier Polit-Talkshows im Ersten und im ZDF (also „Maischberger“, „Maybrit Illner“, „Anne Will“ und eben auch „hart aber fair“) in der Sommerpause. Vorher ist das Format noch einmal heftig in die Kritik geraten. Es geht wieder mal um die AfD.
Anlass war Plasbergs Sendung, bei der er Anfang Juli den AfD-Fraktionsvorsitzenden in Rheinland-Pfalz, Uwe Junge, eingeladen hatte. Das Thema lautete „Aus Worten werden Schüsse: Wie gefährlich ist rechter Hass?“. Auf Twitter gab es sogar Stimmen, die forderten, den AfD-Vertreter wieder auszuladen. Plasbergs wurde anschließend vorgehalten, er habe Junge zu ausführlich zu Wort kommen lassen.
Beim Evangelischen Kirchentag Ende Juni in Dortmund waren keine AfD-Repräsentanten als Podiumsteilnehmer eingeladen. Aber eine Talkshow sei kein Kirchentag, argumentierte Hans Leyendecker, Journalist und Kirchentags-Präsident in einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“. „Eine Talkshow, die niemals einen Vertreter der größten Oppositionspartei einladen würde, wäre eine noch komischere Veranstaltung, als sie es in den Augen vieler Kritiker ohnehin schon ist.“
Auch Tom Buhrow, Intendant des für „hart aber fair“ verantwortlichen Westdeutschen Rundfunks (WDR), hat die Einladung Junges bei der Sitzung des Rundfunkrats ein paar Tage nach der Sendung verteidigt: Die Redaktion habe sich das sehr gut überlegt. „Man muss sich ja nur einmal vorstellen, man hätte eine Sendung gemacht über die Zusammenhänge zwischen rechtsextremem Gedankengut und kriminellen Taten ohne die Seite, die man zur Verantwortung zieht, einzuladen.“
ARD-Chefredakteur Rainald Becker teilte auf dpa-Anfrage dazu mit: „Die AfD wird behandelt wie alle anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Einladungen in Talksendungen werden nach journalistischen Kriterien ausgesprochen. Das heißt unter anderem, wenn die AfD zu dem Thema der Sendung eine spezifische Meinung hat, wenn die Ansichten der größten Oppositionspartei im Deutschen Bundestag von journalistischer Relevanz ist oder wenn es eine Betroffenheit von AfD-Politikern oder der Gesamtpartei gibt.“
Leyendeckers Skepsis zielt auch auf das Format an sich: „Talkshows sind Theater. Manchmal mit guten, manchmal mit schlechten Inszenierungen“, schrieb er. So sieht das auch der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister. Es sei wie im Puppenspiel: „Es gibt den Bösewicht, es gibt den Experten vom Dienst“, erläuterte er im Deutschlandfunk. Wer als Bösewicht auftrete, habe im Grunde einen Vorteil, weil er sich in die Opferrolle begebe. „Das ist der AfD in den letzten Monaten und Jahren sehr zugutegekommen.“
Vor einem Jahr gab es eine ähnliche Debatte: Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, hatte ARD und ZDF ein Jahr Talkpause empfohlen, um in Ruhe über die Formate nachzudenken. Zu viele Talkshows im Ersten und im ZDF über die Themen Flüchtlinge und Islam hätten dabei geholfen, die AfD „bundestagsfähig“ zu machen, lautete damals seine Kritik.
Er habe das Gefühl, dass man über die Kritik nachgedacht und berücksichtigt habe, dass es nicht nur das Thema Migration gebe. Aber die „hart aber fair“-Sendung sei dem Moderator sichtbar entglitten, sagte Zimmermann. Die Sendung sei zu dem geworden, was sie eigentlich nicht hätte werden sollen: „nämlich letztlich eine Veranstaltung, bei der die AfD die Themen bestimmt hat, bei der sie sich zum Opfer stilisieren konnte.“
Die Sommerpause der Talker endet am 14. August, dann kommt Sandra Maischberger zurück. Als Letzter ist Frank Plasberg wieder zu sehen: am 16. September. Die Diskussion um die Frage zum richtigen Umgang mit der AfD wird ihnen erhalten bleiben. [Andreas Heimann]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com