SWR-Intendant attackiert Private: „Sozialpornografie“

Bei der ARD liegen aufgrund der Top-Quoten der „RTL-Dschungelshow“ offenbar die Nerven blank. Nach ARD Programmdirektor Volker Herres hat nun auch SWR-Chef Peter Boudgoust den Privatsendern vorgeworfen, mit menschenverachtenden Methoden auf Quotenfang zu sein.

Der SWR-Intendant sprach am Dienstagabend vor Medienmanagement-Studenten der Universität Karlsruhe. Dort prangerte Boudgoust laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa die privaten Fernsehsender an: Diese versuchten vor allem im Nachmittagsprogramm mit menschenverachtenden Methoden Quote zu machen. „Willige Laienschauspieler aus sozial schwachen Milieus“ spielten fragwürdige Familienkonflikte vor. „Das ist für mich Sozialpornografie“, so der SWR-Chef, der bis vor kurzem ARD-Intendant war. Mit derartigen Sendungen werden laut Boudgoust die Grenzen des Anstandes bewusst überschritten.

Auch das RTL-2-Format „Tatort Internet“ bekam sein Fett weg. Die TV-Sendung bei der mögliche Nutzer von Kinderpornografie vor laufender Kamera bloßgestellt werden, arbeite mit „zynisch inszenierten Tabu-Brüchen, die beste Einschaltquoten garantieren.“ Angesichts dieser Entwicklung müssten die Öffentlich-Rechtlichen reagieren. „Wir dürfen uns nicht moralisch erheben, aber auch unsere Ansprüche nicht fallen lassen“, so Boudgoust. Wichtig sei es, neue Trends nicht zu verschlafen.
 
Das betrifft laut Boudgoust auch Formate wie Reality-TV. Eine ARD-Reality-Serie müsste sich aber von denen der Privaten unterscheiden: „Entscheidend ist doch, wie sie gemacht wird.“ Erst vor kurzem hatte der NDR eine Reality-Serie mit Dorfpolizisten als Hauptdarstellern vorgeschlagen, aber viel Kritik geerntet. Als positives Beispiel nannte Boudgoust die ARD-Themenabende, wo eine gesellschaftliche Debatte mit einem Film und einer Diskussionsrunde thematisiert werde. Als Beispiel nannte er den Fernsehabend über die Scientology-Sekte, den sich sieben bis neun Millionen Zuschauer angeschaut hatten.
 
Schon vor einiger Zeit hatte ARD-Programmdirektor Volker Herres die Privatsender scharf angegriffen. Auf einer Presseonferenz hatte Herres vor allem den Sender RTL kritisiert, und ihm vorgeworfen, ein Programm „zwischen banal und anal“ zu produzieren (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [mw]