Mit einem an Peinlichkeit kaum zu überbietenden TV-Beitrag hat sich der SWR blamiert. Das regionale Vorabend-Magazin „Landesschau Rheinland-Pfalz“ übertrug den Besuch einer Reporterin in einem Swinger-Club als Live-Reportage.
In der fünfminütigen Schaltung der ab 18.45 Uhr ausgestrahlten Sendung pries die Journalistin bereits am 9. Dezember die Vorzüge des Etablissements an („Es gibt sogar spezielle Themenabende für Jüngere“), interviewte die Besitzerin und befragte zwei Gäste, die sich unter schwarzen Kappen verbargen, zu ihren Partnertausch-Erfahrungen. Um einen Hauch von Familienfreundlichkeit zu wahren, erfolgte die Übertragung immerhin an einem Ruhetag des Betriebs.
Der Bericht sorgte laut Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ (Montagsausgabe) in der SWR-Geschäftsleitungssitzung am Montag nach der Ausstrahlung dennoch für „blankes Entsetzen“. Die zuständige Landessenderdirektorin Simone Sanftenberg habe den Beitrag als „Katastrophe“ und „völlig inakzeptabel“ bezeichnet. SWR-Intendant Peter Boudgoust schloss sich dieser Einschätzung an, hieß es. In der SWR-Mediathek ist der Beitrag folgerichtig nicht zu finden, bei Youtube wurden Neugierige bis Sonntagabend fündig, inzwischen wurde der Clip auch dort entfernt.
Personelle Konsequenzen hat der Fehltritt jedoch nicht. Es wurden lediglich die Arbeitsabläufe bei Live-Schaltungen überarbeitet, sagte eine Sendersprecherin dem Magazin. Der SWR realisiert derzeit eine Programmreform, die stärker auf die „Mitte der Gesellschaft“ abzielt. Kritiker sehen seitdem den Trend zum Boulevard verstärkt. [ar]
Bildquelle:
- Inhalte_Fernsehen_Artikelbild: Destina - Fotolia.com