Der Handel mit Fernsehformaten wächst und wächst. Doch auch Plagiate sind eine große Herausforderung für die Branche. Deutschland hat es bisher noch nicht geschafft, seine Formatideen ausreichend zu schützen.
Der internationale Handel mit TV-Formaten boomt mehr denn je. Das gab die Produzenten-Dachorganisation Frapa am Dienstag auf dem Fernsehmarkt Mipcom in Cannes bekannt. Laut einer Frapa-Studie hat allein der Handel mit Unterhaltungsformaten wie „Big Brother“ oder „Who wants to be a Millionaire?“ zwischen 2006 und 2008 Umsatzvolumen von 9,3 Milliarden Euro erreicht.
Dabei sind aus den 445 verkauften Formaten auf 57 Fernsehmärkten rund um den Globus 1262 Adaptionen, also für die jeweiligen nationalen Märkte produzierte Fassungen, entstanden. Die Frapa will auch die Rechte an ihren Formaten und Formatideen schützen. Denn Plagiate sind seit Jahren eine große Herausforderung für die Branche, da laut Frapa Ideen für Shows und andere Sendungen häufig kopiert werden.
Eine juristische Klärung ist oft schwierig. Laut Studie gab es in Deutschland nur einen Fall, bei dem einem Kläger, der sich seiner Idee beraubt fühlte, Recht gegeben wurde: Im Jahr 2000 konnten die Macher der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ verhindern, dass Sat.1 eine Soap mit dem Titel „Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn“ bedachte.
Anderswo ist die Situation im Wandel: In Brasilien beispielsweise bestätigte der oberste Gerichtshof 2004, dass dem holländischen Produzenten Endemol durch die brasilianischen „Big Brother“-Kopierer ein Schaden von etwa 600 000 Euro entstanden sei und legitimierte damit Lizenzansprüche von anderthalb Millionen Euro für die Holländer.
„Ein TV-Format ist wesentlich mehr als die zentrale Programm-Idee, sondern beinhaltet viele weitere wirtschaftliche, künstlerische, technische und geschäftliche Informationen», entschieden die südamerikanischen Richter. Eine ähnliche Rechtsprechung hat sich in den Niederlanden durchgesetzt. Auch in England setzt allmählich ein Umdenken ein.
Branchenkenner kritisieren zudem, dass Verantwortliche bei den Fernsehsendern das Kopieren von Ideen immer mal wieder unterstützten, indem sie Ideen, die ihnen präsentiert wurden, aufgreifen und dann andere Produzenten, die möglicherweise kostengünstiger arbeiten, beauftragen.
In Deutschland sind aus juristischer Sicht Formatideen kaum zu schützen. Inwieweit Selbstverpflichtungen und Mediationen, so wie sie die Frapa vorschlägt, ausreichen, bleibt abzuwarten. „Deutschland hinkt im Formatschutz stark hinterher“, sagt Frapa-Chefin Ute Biernat, gleichzeitig Geschäftsführerin der Firma Grundy Light Entertainment. „Möchten wir im internationalen Geschäft mitspielen und vor allem mitverdienen, müssen sich die Rahmenbedingungen endlich ändern.“
[dpa/nn]
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