Das Fernsehen gehört für die meisten Kinder heute schon zum Alltag dazu. Doch was lernt der Nachwuchs dabei? Eine Studie hat jetzt ergeben, dass sich Kinder aus Deutschland vor allem über „Die Sendung mit der Maus“ bilden, während die amerikanischen Sprößlinge mehr auf „SpongeBob“ setzen.
In Deutschland lernen Kinder einer Untersuchung zufolge von Wissenssendungen, in den USA von Zeichentrickserien. Die internationale Studie soll auf dem Fernsehfestival Prix Jeunesse in München vorgestellt werden, das an diesem Freitag beginnt. „Das Ergebnis der Studie spricht für das deutsche Fernsehen“, sagte Medienpädagogin und Festivalleiterin Maya Götz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in München.
Gut 1400 Kinder aus sechs Ländern wurden gefragt, wann sie „so richtig viel vom Fernsehen gelernt“ hätten. Knapp die Hälfte der Kinder aus Deutschland nannte Wissenssendungen wie „Die Sendung mit der Maus“ (ARD) oder „Willi will’s wissen“ (Bayerischer Rundfunk). In den USA hingegen gaben mehr als 50 Prozent der Kinder Comic-Serien wie „SpongeBob“ (Nickelodeon) an. Darin geht es um einen auf dem Meeresgrund lebenden Schwamm, der in einem Schnellrestaurant arbeitet.
Zeichentrickserien helfen Götz zufolge bei der Identitätsbildung. Allerdings können Kinder Fantasie und Wirklichkeit verwechseln. Ein zehnjähriger Junge aus den USA antwortete zum Beispiel auf die Frage, welche wichtige Information er aus dem Fernsehen mitgenommen habe, man solle niemals einen Killer-Roboter bauen.
Götz sagte, auf dem rein privatwirtschaftlichen US-Fernsehmarkt seien Comics besonders attraktiv. Sie ließen sich schlicht besser vermarkten. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland hingegen lege mehr Wert auf Inhalte. „Außerdem haben Wissenssendungen für Kinder, wie zum Beispiel die ‚Sendung mit der Maus‘, im deutschen Fernsehen Tradition“, sagte die Medienpädagogin.
Die Studie ergab außerdem, dass die befragten Kinder in Deutschland meistens Fakten erlernten, während die Kinder in den USA eher Verhaltensweisen aus dem Fernsehen ableiteten. „Fakten sind aber nur ein Anfang“, mahnte Götz. Die Kinder sollten auch begreifen, wie sie das erlernte Wissen nutzen könnten.
Das Kinderfernsehfestival Prix Jeunesse findet vom 1. bis zum 6. Juni beim Bayerischen Rundfunk in München statt. 500 internationale Experten diskutieren über Qualitätsstandards. Außerdem werden Kindersendungen in acht Kategorien ausgezeichnet. [Anita Hirschbeck/fm]
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