Nach einer wahren Geschichte: Der Hobby-Detektiv aus Münster muss diesmal seinem besten Kumpel den Hals retten. Der steht im Mittelpunkt einer Kampagne im Netz.
In der „Wilsberg“-Folge „Straße der Tränen“ gerät Ekki (Oliver Korittke) unschuldig ins Visier einer Hetzjagd im Internet. Auslöser ist das Verschwinden der Abiturientin Emelie Boll. Unter dem Hashtag „woistemelie“ schießen die Spekulationen online ins Kraut. Ekki ist schnell im Mittelpunkt von Anschuldigungen. Denn der Finanzbeamte hat Emilie in der Nacht als Anhalterin mitgenommen. Wie es ihm ergeht, klärt sich an diesem Samstag ab 20.15 Uhr im ZDF. Der Krimi ist wie so häufig in diesen Sommerlochwochen eine Wiederholung.
Vorlage ist eine wahre Begebenheit im März 2012 im niedersächsischen Emden: Nach dem Tod der elfjährigen Lena stand damals ein 17-Jähriger in den Augen vieler voreilig als Täter fest. Die Polizei hatte den jungen Mann zur Vernehmung abgeholt. Von der Festnahme kursierten Videos im Internet. Er stand unter dringendem Tatverdacht. Wie sich allerdings später herausstellte, war er unschuldig. Doch die Stimmung war längst in Hass umgeschlagen. Ein Mob belagerte die Polizeiwache und rief zur Lynch-Justiz auf. Die Polizei sollte den angeblichen Kindermörder herausgeben. Die Jagd auf ihn hatte begonnen.
Das ist natürlich eine Steilvorlage für jeden Krimiautoren. Doch hat das Team um die Drehbuchautoren Sandra Lüpkes und Jürgen Kehrer sowie Regisseur Dominic Müller eine große Chance verschenkt. Zuviel Weltverbesserer-Attitüde, die Dialoge geraten ein wenig hölzern.
Im Visier des Internet-Mobs
Dabei fängt der Krimi spannend an. Wilsberg-Freund Ekki stellt sich der Polizei und gerät dabei ins Visier des Internet-Mobs. Es folgt die klassische Polizeiarbeit durch Kommissarin Anna Springer (Rita Russek), die der digitalen Hetzjagd vermeintlich ständig hinterherhinkt. Ihr Assistent Overbeck (Roland Jankowsky) schwingt sich auf der Suche nach Emelie als der große Digitalversteher auf und blamiert sich dabei – wie gewohnt – bis auf die Knochen.
Die Geschichte hätte mit etwas mehr Spannung und besseren Dialogen zwischen den Hauptdarstellern Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink und Rita Russek nach dem Vorbild aus Emden großes Potenzial gehabt. Auch die Nebenrollen sind mit Nina Petri als Polizei-Psychologin mit Burnout, Philipp Moog und Regula Grauwiller als Ehepaar in Trennung sowie Rick Okon als Unruhestifter toll besetzt.
Alle Figuren aber leiden aber unter der unglaubwürdigen Umsetzung. Wilsberg-Fans lieben den Krimi aus Münster nicht für seine Thriller-Elemente. Der schrullige Buchhändler und Privatermittler steht für überspannte Krimikomödien. Die Drehbuchautoren hätten diese Story ruhig mit etwas weniger Klamauk mehr für sich spreche
Das ZDF zeigt die „Wilsberg“-Folge „Straße der Tränen“ am Samstag, 27. Juni, um 20.15 Uhr.
Bildquelle:
- wilsberg: ZDF