„Stern TV“ war mehr als 20 Jahre lang gleichbedeutend mit Günther Jauch. Der ist zwar mittlerweile weg, doch „Stern TV“ geht mit Steffen Hallaschka erfolgreich weiter und erreicht nach wie vor fast drei Millionen Zuschauer pro Sendung. Am Mittwoch (7. März) feiert das Magazin die 1000. Ausgabe.
Das Reportagemagazin existiert bereits seit 1990 und wurde bis zum vergangenen Jahr von Günther Jauch moderiert. Mittlerweile ist der gebürtige Kasseler Steffen Hallaschka das neue Gesicht des RTL-Magazins. Im Interview spricht der 40-Jährige er über seine frühesten Erinnerungen an die Sendung, ihre Nichtbeachtung in den Medien und natürlich über Jauch.
Sie moderieren eine Sendung aus grauer Vorzeit.
Steffen Hallaschka: Die Sendung ist im vergangenen Jahrtausend an den Start gegangen, als es noch die DDR und die D-Mark gab und noch niemand wusste, was das Internet ist. Es gibt sie wirklich schon ungeheuer lange.
Wissen Sie selbst noch, wann Sie zum ersten Mal „Stern TV“ geguckt haben?
Hallaschka: An das erste Mal erinnere ich mich nicht bewusst, aber ich erinnere mich an meine erste Studentenwohnung in Frankfurt, und da weiß ich, dass es da öfters auf meinem kleinen Fernseher flimmerte.
Was haben Sie da gedacht?
Hallaschka: Damals hab ich gedacht: „Ach guck mal an, jetzt ist der Jauch bei RTL.“ Da war ich schon überrascht. „Stern TV“ ist im selben Jahr gestartet wie „Tutti Frutti“. Da stand RTL ja doch noch für ein anderes Programm, da gab’s nachts noch diese Lederhosenfilme. Aber dieser eiserne Vorhang ist ja nun wesentlich durchlässiger geworden, und nun hat’s mich nach 20 öffentlich-rechtlichen Jahren auch zu RTL gespült.
Wobei die Sendung ja eigentlich gar nichts mit RTL zu tun hatte. Sie läuft doch in der Sendezeit, die RTL als großer Privatsender unabhängigen Anbietern zur Verfügung stellen muss, oder?
Hallaschka: „Stern TV“ ist insofern etwas sehr Besonderes, weil es im Kern auf einer der sogenannten Drittanbieter-Lizenzen läuft. So kommt es, dass 30 Minuten am Mittwochabend auf RTL nicht RTL-Hoheitsgebiet sind. „Stern TV“ ist mit dieser Lizenz gestartet und dann aufgrund des großen Erfolgs immer weiter gewachsen. Das heißt: RTL beherbergt diesen Platz sehr gerne und hat ihn ausgebaut auf nun eindreiviertel Stunden. Dadurch ist es eine ganz besondere Konstellation. Wir sind im Kern – 30 Minuten – komplett senderunabhängig, und diese Unabhängigkeit strahlt auf die ganze Sendung ab.
Mehr als 20 Jahre stand „Stern TV“ für Günther Jauch. Wie hat sich die Quote entwickelt, seit Sie angetreten sind?
Hallaschka: Die Quote war erfreulich stabil. Im ersten Jahr 2011 lagen wir im Zehntelprozentpunktbereich hinter der Vorjahresquote. Bei knapp drei Millionen. Unterm Strich sind die Leute der Sendung treugeblieben.
Aber in der Presse und auch sonst in den Medien spielt „Stern TV“ keine große Rolle. Warum interessieren sich Medienjournalisten nicht für Sie?
Hallaschka: Ich glaube, die Kollegen haben gefühlt den Eindruck: Das läuft schon ewig, das geht einfach weiter, da gibt’s nix drüber zu berichten. Höchstens wenn es mal einen Moderatorenwechsel gibt. Ich glaube, es gehört zu dem Verhältnis von Medienjournalisten und „Stern TV“, dass die Kollegen uns da häufig unterschätzen – dabei haben wir immer wieder Sendungen mit großem News-Wert. Ich bin da aber nicht gekränkt, wenn es kaum Sekundärberichterstattung gibt.
Wenn man die Sendung mal über einen Werbeblock hinaus anschaut, fällt auf, dass das Thema und die wichtigsten Aussagen dazu ständig wiederholt werden. Müssen Sie das so machen, weil dauernd Zuschauer umschalten und dafür neue dazukommen?
Hallaschka: Wir wiederholen nicht, aber man greift natürlich noch einmal Aspekte auf, wenn da zum Beispiel gerade ein Werbeblock gewesen ist. Das ist aber letztlich ein dramaturgisches Problem, dem sich alle Fernsehmacher stellen müssen.
Wie finden Sie Günther Jauch an seinem neuen ARD-Arbeitsplatz?
Hallaschka: Ich bin weit entfernt davon, Haltungsnoten zu geben. Ich gucke es gern. Ich habe den Eindruck, dass Politik noch mal ein gutes Stück vom Podest gehoben wurde und aus diesem abstrakten Berliner Labor in dem Sinne runtergeholt wurde, dass es auch erfahrbar wird. Da merkt man dann, dass Jauch 20 Jahre „Stern TV“ gemacht hat.
Vielen Dank für das Gespräch.[Interview: Christoph Driessen]
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