Der rheinland-pfälzische Staatskanzleichef Martin Stadelmaier (SPD) hat erneut ein Fernsehprogramm der ARD für Jugendliche gefordert. Im Gegenzug soll die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt bei ihren digitalen Spartenkanälen Kürzungen vornehmen.
Ein öffentlich-rechtliches Fernsehprogramm für Jugendliche in der Verantwortung der ARD hat der rheinland-pfälzische Staatskanzleichef Martin Stadelmaier (SPD) gefordert. Im Gegenzug sollten Angebote wie die Digitalkanäle Eins Festival und Eins Extra aufgegeben werden, sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
„Ich halte die große Zahl von Spartenprogrammen, die alle denselben Bereich beispielsweise in Infoangeboten und bei den Kulturprogrammen abdecken, für nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Auftrag bei der Jugend nicht gerecht“. Stadelmaier koordiniert die Rundfunkpolitik der Länder.
An den herausragenden Programmen Arte und 3sat wolle er nicht rütteln, betonte Stadelmaier. „Eins Festival und ZDF-Kulturkanal bieten aber im Grunde eine ähnliche Produktnische als Spartenkanäle“. Weitere Einsparmöglichkeiten sieht er bei Informationsprogrammen wie EinsExtra und ZDF Infokanal, da Phoenix dieselbe Zielgruppe habe. „Die Kanäle bedienen im Wesentlichen die gleiche Schiene“.
Das neue Jugendprogramm für 14- bis 25-Jährige sollte laut Stadelmaier die Lücke zwischen dem Kinderkanal Kika und ZDF Neo schließen. Wegen der großen Kompetenz mit Jugendsendern im Hörfunk – wie Fritz oder N-Joy – habe die ARD dafür eine Basis, die das ZDF nicht habe. „Das ist eine Aufgabe der ARD, dort ist dafür große Kompetenz vorhanden“, betonte Stadelmaier.
Derzeit gebe es im Fernsehen für Jugendliche und Heranwachsende eine große Lücke bis zu ZDF Neo, das hervorragend angelaufen sei. Auch ZDF Neo soll nach dem Willen des Staatskanzleichefs weiter ausgebaut werden. „Dem kann in Zeiten knapper Kassen auch ein Verzicht auf den neuen ZDF-Kulturkanal dienen“.
Auf die Frage, ob ein Jugendprogramm wegen der skeptischen Haltung der ARD-Vorsitzenden Monika Piel überhaupt möglich sei, antwortete Stadelmaier: „Es wäre mir lieber, wenn die Initiative aus den Sendern käme. Aber das Projekt ist damit keinesfalls vom Tisch. Manchmal braucht es einen Anstoß von außen. Es darf jedenfalls nicht sein, dass die Jugendlichen einem qualitativ fragwürdigen Fernsehangebot der Privaten überlassen bleiben“.
Innerhalb der ARD herrschen verschiedene Meinungen zum Thema Jugendkanal: Während Piel dem Vorstoß skeptisch gegenüber steht, hatte ihr Amtsvorgänger, Peter Boudgoust vom Südwestrundfunk, einen Jugendkanal befürwortet. Erst im vergangenen November hatte er auf der Intendantentagung der ARD einen weiteren Vorstoß in diese Richtung unternommen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Nach den Vorstellungen Stadelmaiers sollten in dem Programm unter anderem die Themen Musik, Mobilität, Unterhaltung und Familie aufbereitet werden. „Es gibt viele Themen für junge Frauen und Männer, die kaum vorkommen“. Dabei könnten Fernsehen, Radio und Internet intelligent verbunden werden. [Rolf Westermann/ar]
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